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Pandemie ohne Pandemie

Pandemie ohne Pandemie
Der Sitz der Privatorganisation WHO in Genf, Foto: EQRoy / Shutterstock.com

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schwächte 2009 die Pandemie-Definition entscheidend ab — und öffnete der Manipulation mit dem Pandemie-Begriff Tür und Tor. Auszug aus dem Buch „Virus-Wahn“.

von Torsten Engelbrecht

Noch bis Anfang Mai 2009 hieß es auf der WHO-Website zu der Frage „Was ist eine Pandemie?“, diese ginge „mit einer enormen Zahl an Toten und Erkrankungen einher“ (1). Doch urplötzlich löschte die WHO diese Textpassage — und nur wenige Wochen danach, am 11. Juni, rief die Organisation für die „Schweinegrippe“ die höchste Pandemie-Alarmstufe (Phase 6) aus. Dabei gab es selbst zu diesem Zeitpunkt offiziellen Angaben zufolge kaum „Schweinegrippe“-Opfer zu beklagen. Die WHO hat die Öffentlichkeit damit hinters Licht geführt, wie selbst aus einem intern verfassten Bericht herauszulesen ist (2). Denn mit der Eliminierung besagter Textpassage hatte sie endgültig die Vorstellung aus ihren Dokumenten getilgt, die man logischerweise mit einer „Pandemie“ verbindet: dass unzählige Menschen durch sie sterben. Damit wurde es auch zum Kinderspiel, COVID-19 zur weltumspannenden Todesseuche zu erklären, obgleich die wissenschaftliche Basis hierfür überhaupt nicht gegeben ist und obgleich Corona sogar den Behörden zufolge nur ein Bruchteil dessen an Todesopfern fordert, die auf das Konto von Krebs, Herzleiden, Hunger oder auch Feinstaub gehen.

„Die Gesundheitsbehörden sind auf eine Kampagne der Pharmakonzerne hereingefallen, die mit der vermeintlichen Bedrohung schlichtweg Geld verdienen wollten.“

Dieses Zitat von Wolf-Dieter Ludwig, Medizinprofessor und Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, von Oktober 2009 (3) bildet den Einstieg in das Schweinegrippe-Kapitel des Buches „Virus-Wahn“ (4). Dass es so weit kommen konnte, hängt entscheidend mit den Gewinnspannen zusammen, die der Impfstoffmarkt offeriert. Mittlerweile ist dieser auf 35 Milliarden US-Dollar pro Jahr angeschwollen — und Oligopol-artige Verhältnisse machen es möglich, dass die Konzerne für einen US-Dollar, den sie in den 94 Ländern mit dem niedrigsten Einkommen der Welt für Impfungen investieren, einen Nettoertrag von exorbitanten 44 US-Dollar erzielen (5).

Big Pharma macht Druck

Auch bei der so genannten Schweinegrippe (H1N1) spielten die Aussichten auf enorme Profite eine zentrale Rolle. So trafen sich Mitte Mai 2009 nicht weniger als 30 hochrangige Vertreter von Pharmafirmen mit der damaligen WHO-Generaldirektorin Margaret Chan und dem damaligen UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Primäres Anliegen: Die WHO möge die höchste Pandemie-Stufe (Phase 6) ausrufen.

Dass die Konzerne massiv Druck ausübten, lag daran, dass sie bestrebt waren, große Teile der Weltbevölkerung mit so genannten „Schweinegrippe“-Impfstoffen zu versorgen. Und wenn die WHO die Pandemie-Stufe 6 deklariert, so wirkt dies wie ein Schalter, der umgelegt wird mit der Folge, dass die Kassen der Industrie risikofrei und ordentlich klingeln

Kurz zuvor, am 4. Mai 2009, hatte die WHO auf der Homepage ihrer „Pandemic Prepardeness“ Website die Pandemie-Definition entscheidend geändert beziehungsweise abgeschwächt. So wurde die Passage, in der es hieß, dass eine Influenza-Pandemie eine „beträchtliche Zahl von Toten und Erkrankten“ („enormous numbers of deaths and illness“) zur Folge hat (6), wie etwa auch das arznei-telegram in seinem Beitrag „Die gesponserte Pandemie — die WHO und die Schweinegrippe“ berichtete (7). Auf der Basis dieser „aktualisierten Pandemiekriterien“ wurde es der WHO noch viel leichter gemacht, nur kurze Zeit später, am 11. Juni 2009, die so genannte Schweinegrippe zur höchstmöglichen Pandemie der Phase 6 zu erklären — eine Einstufung, für die es auch nicht erforderlich war (und ist), dass es bereits viele Todesopfer und Schwerstkranke zu bedauern gab.

Viele Verträge über Pandemie-Impfstoffe waren zu diesem Zeitpunkt im Übrigen längst unterzeichnet worden. Deutschland etwa hatte bereits 2007 einen Vertrag mit dem britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline (GSK) über den Kauf ihres Pandemie-Impfstoffs klar gemacht.

Mitte Juni 2009 forderte der Leiter der deutschen Abteilung von GSK die damalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt sogar auf, „die im Vertrag vorgesehene Belieferung dringend zu bestätigen“. Die thüringische Gesundheitsministerin fordert er auf, „uns die vertraglich fixierten Bestellungen der Bundesländer unverzüglich verbindlich zu bestätigen“. Ähnliche Schreiben gehen an andere Länder, wie der Spiegel berichtete (8) — ein Magazin, das von Beginn an und über Monate hinweg die haltlose Schweingrippe-Panikmache massiv mitbefeuert hatte (9).

Zu diesem Zeitpunkt war, wie selbst die damalige Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan, zugestand, die Zahl der Toten weltweit gering (10). Die Organisation hatte zudem „keine plötzliche oder dramatische Zunahme von Zahl und Schwere der Infektionen gesehen oder erwartet“. Auch von einer „länderübergreifenden Großschadenslage“, wie hierzulande im Nationalen Pandemieplan definiert, hätte keine Rede sein können. Die Einstufung der Schweinegrippe als Pandemie — gleichbedeutend mit dem Startschuss für die Produktion von Impfstoffen und der weiteren Einlagerung von Medikamenten (Neuraminidasehemmern) — wäre somit ohne Pandemie-Neudefinition nicht möglich gewesen, so das Fazit des arznei-telegramm.

WHO — die „Welt-Hysterie-Organisation“

Bemerkenswert ist zudem, „dass die WHO am 4. Mai 2009 die Textpassage auf ihrer Website, wonach eine Pandemie ‚eine enorme Zahl an Toten und Erkrankungen zur Folge hat‘, als Reaktion auf eine Anfrage der CNN-Reporterin Elizabeth Cohen eliminierte“, wie Peter Doshi vom Fachmagazin The BMJ anmerkt (11). So hatte die Medizinjournalistin Cohen die WHO darauf aufmerksam gemacht, dass man als Normalsterblicher bei dem Begriff „Pandemie“ an eine Art Horrorshow denke würde, die Schweinegrippe aber beim besten Willen keine solche darstelle, wie in ihrem Beitrag „Wenn eine Pandemie keine Pandemie ist“ zu lesen steht (12).

Auch die deutschen Behörden hatten die offizielle WHO-Definition der Phase 6 offenbar gründlich missverstanden, wie der Spiegel im März 2010 rückblickend schrieb — in einem Artikel, in dem er erstaunlicherweise die haltlose Angst-Berichterstattung des eigenen Magazins bemängelte. Kritiker hätten daher spöttisch gefragt, ob die WHO demnächst auch einen neuen Schnupfen zur Pandemie erklären wolle. „Manchmal denken einige von uns, WHO steht für Welt-Hysterie-Organisation“, zitiert das Nachrichtenmagazin Richard Schabas, ehemaliger Gesundheitschef der kanadischen Provinz Ontario (13).

Harvey V. Fineberg, Vorsitzender eines Ausschusses der zu WHO gehörenden International Health Regulations (IHR), der bewerten sollte, wie die WHO in Sachen „Schweinegrippe“ agiert hatte, bezeichnete es als „entscheidendes Element unserer Überprüfung“, wie eine Influenza-Pandemie definiert wird, also mit oder ohne Todesopfer und Schwerstkranke (14). In einem im März 2011 veröffentlichten Berichtsentwurf kritisierte Finebergs Ausschuss die WHO dafür, dass sie „die Verwirrung über die Pandemie-Definition nur unzureichend beseitigt“ hätte (15).

WHO: Schweregrad des Pandemie-Verlaufs? Uninteressant!

Experten forderten daher, die Pandemie-Phase-6-Einstufung bedürfe eines Fein-Tunings, bei dem nicht nur die (behauptete) Verbreitung, sondern auch der Schweregrad des Geschehens Berücksichtigung findet. Sogar die WHO selbst denkt kurzfristig darüber nach — und auch Finebergs Ausschuss mahnte dies an. Doch am Ende scheiterte die Umsetzung am Unwillen der WHO (16). COVID-19 jedenfalls hätte nicht zur Pandemie erklärt werden können, wenn ein solches Fein-Tuning umgesetzt worden wäre …

Wie abstrus es war, bei der Schweinegrippe von einer Horror-Pandemie zu sprechen, verdeutlichen die Zahlen: So war in den USA die Todeszahl derjenigen, die von den Behörden als Schweinegrippeopfer gezählt wurden, zwischen August und Oktober 2009 von gerade einmal 1274 auf 3406 Fälle angestiegen. Dabei muss wohlgemerkt auch berücksichtigt werden, dass in Amerika durch die von der CDC vorgegebenen Art und Weise, wie Schweinegrippe-Fälle diagnostiziert werden konnten, der Manipulation Tür und Tor geöffnet worden war, wie etwa CBS News berichtete (17).

In Europa war derweil die Zahl der offiziell an der Schweinegrippe verstorbenen Personen von 53 auf 207 Fälle angestiegen. Und auch weltweit betrachtet nahmen die Todesfallzahlen zwischen August und Oktober 2009 von gerade einmal 1462 auf 4735 zu. Damit waren bis Oktober 2009 weltweit weniger als 0,2 Prozent derjenigen, von denen behauptet wurde, sie seien an „Schweinegrippe“ erkrankt, verstorben.

Auch wenn jeder einzelne Todesfall ein tragisches Schicksal darstellt, bei derart niedrigen Todesfallzahlen konnte wahrlich nicht von einer weltumspannenden Seuche gesprochen werden.

Dennoch schmiss etwa die Bild-Zeitung ihren Lesern noch am 21. Oktober 2009 die Gruselschlagzeile entgegen, schon bald könnte es in Deutschland 35000 Schweinegrippe-Tote geben (siehe Screenshot unten) — eine Behauptung, die geradezu unverantwortlich anmutet.

Bild

Denn zu diesem Zeitpunkt waren hierzulande offiziell nur zwei Todesfälle vermeldet worden. Und bei diesen handelte es sich um Personen, die unter schweren Grunderkrankungen gelitten hatten. Damit waren auch deutlich weniger verstorben als prognostiziert worden war. Bei der von den Behörden angenommenen Sterberaten von 0,1 bis 0,6 der Verdachtsfälle hätten bis dahin nämlich nicht nur zwei, sondern zwischen 23 und 138 Menschen sterben müssen (18).

Selbst noch im April 2010 — also ein halbes Jahr nach der Fake-News-mäßigen Bild-Titelschlagzeile — belief sich die Anzahl der Todesfälle gemäß den Statistiken des Robert-Koch Instituts auf 253 (19) und war damit immer noch Lichtjahre von 35.000 entfernt.

Und während die Mainstreammedien ihre Auflagen durch furchteinflößende Schlagzeilen zu pushen versuchten und damit unzählige Menschen in Angst und Panik vor der Schweinegrippe versetzten, waren die Pharmakonzerne mehr als fein raus. Dies zeigt das Beispiel GlaxoSmithKline. Allein die deutsche Bundesregierung bestellte bei dem Konzern in Dresden 50 Millionen Dosen von dem Schweinegrippeimpfstoff Pandemrix. Wert des Deals: 700 Millionen Euro.

Weltweit hatte der Arzneimittelriese innerhalb kurzer Zeit sogar an die 440 Millionen Dosen verkauft und damit Milliarden umgesetzt (20). Bereits kurz nach der Verkündung der (nie eingetretenen) „Schweinegrippe-Pandemie“ stieg der Wert der Glaxo-Aktie um stolze zehn Prozent, während der Quartalsgewinn im dritten Quartal 2009 auf 2,4 Milliarden Euro anschwoll. Weitere 2,3 Milliarden Gewinn wurden für das vierte Quartal erwartet, in dem es zur Auslieferung des so genannten Schweinegrippe-Impfstoffes kam.

Im krassen Kontrast dazu steht, was Kindern widerfuhr, die sich im Vertrauen auf Politik, Wissenschaftler, Ärzte und Medien impfen ließen. So berichtete die schwedische Arzneimittelbehörde 2010 das erste Mal über Fälle von Kindern und Jugendlichen, die nach einer Schweinegrippeimpfung an Narkolepsie erkrankten — einer neurologischen Erkrankung, die zu einer Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus führt. Weitere Analysen bestätigten, dass der Impfstoff Pandemrix auch bei Geimpften in anderen Ländern die Krankheit verursachte. Dies wurde auch richterlich bestätigt. So wurden in London einem 12-jährigen Jungen von einem Gericht 120 000 britische Pfund zugesprochen, weil man es als erwiesen ansah, dass bei ihm der Schweinegrippeimpfstoff eine Narkolepsie ausgelöst hätte.


Buchtitel „Virus Mania“ von Torsten Engelbrecht und Dr. Claus Köhnlein

Dieser Artikel erschien zuerst bei rubikon.news.

Quellen und Anmerkungen:

(1) http://web.archive.org/web/20061230201645/www.who.int/csr/disease/influenza/pandemic/en/print.html
(2) Report of the Review Committee on the Functioning of the International Health Regulations (2005) and on Pandemic Influenza A (H1N1) 2009
(3) Schweinegrippe: Streit um „Zwei-Klassen-Impfung“, fr-online.de, 18. Oktober 200
(4) Torsten Engelbrecht, Claus Köhnlein.
(5) Yun Li. Coronavirus highlights the $35 billion vaccine market. Here are the key players, cnbc.com, 24. Februar 2020
(6) http://web.archive.org/web/20061230201645/www.who.int/csr/disease/influenza/pandemic/en/print.html
(7) Im Blickpunkt: Die gesponserte Pandemie — die WHO und die Schweinegrippe (https://www.arznei-telegramm.de/html/2010_06/1006059_01.html), arznei-telegram, 2010; 41:59-60
(8) Philip Bethge et al. Seuchen: Chronik einer Hysterie, Spiegel.de, 12. März 2010
(9) Torsten Engelbrecht. Im Fake-News-Fieber: Spiegel & Co. haben die Schweinegrippe-Pandemie bis heute nicht aufgearbeitet — und verbreiten nun erneut Pharma-Propaganda
(10) Im Blickpunkt: Die gesponserte Pandemie — die WHO und die Schweinegrippe (https://www.arznei-telegramm.de/html/2010_06/1006059_01.html), arznei-telegram, 2010; 41:59-60
(11) Peter Doshi. The elusive definition of pandemic influenza, Bulletin of the World Health Organization, 1. Juli 2011
(12) Elizabeth Cohen. When a pandemic isn’t a pandemic, cnn.com, 4. Mai 2009
(13) Philip Bethge et al. Seuchen: Chronik einer Hysterie, Spiegel.de, 12. März 2010
(14) Harvey V. Fineberg. Transcript of press briefing with Dr Harvey Fineberg, Chair, International Health Regulations Review Committee, 29. September 2010 Sep 29
(15) Report of the Review Committee on the Functioning of the International Health Regulations (2005) and on Pandemic Influenza A (H1N1) 2009, 28. März 2011
(16) Peter Doshi. The elusive definition of pandemic influenza, Bulletin of the World Health Organization, 1. Juli 2011
(17) Sharyl Attkisson. Swine Flu Cases Overestimated? CBS News Exclusive: Study Of State Results Finds H1N1 Not As Prevalent As Feared, CBSnews.com, 21. Oktober 2009
(18) Angela Spelsberg. Das Geschäft mit der Grippe, Blätter für deutsche und internationale Politik, 11/2009, S. 23
(19) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/156553/umfrage/anzahl-der-todesfaelle-durch-schweinegrippe/
(20) Veronika Hackenbroch, Gerald Traufetter. Immun gegen die Impfung, Spiegel, 19. Oktober 2009, S. 140

Torsten Engelbrecht arbeitet als Journalist in Hamburg. Für seinen Artikel „Die Amalgam-Kontroverse“ erhielt er 2009 den Alternativen Medienpreis. Seine Ausbildung machte er bei der Medienfachzeitschrift Message. Fester Redakteur war er unter anderem bei der Financial Times Deutschland. Als freier Journalist hat er Artikel verfasst für Publikationen wie Medical Hypotheses, SZ, NZZ, FAS, WamS, Freitag, taz, Telepolis, Geo Saison und The Ecologist. 2006 erschien das Buch „Virus-Wahn“, dessen Mit-Autor er ist. Weitere Informationen unter www.torstenengelbrecht.com.

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