Razor Punch
Rasierklingen-Rock aus dem Cuxland
Mitten im Elbe-Weser-Dreieck liegt Wanna. Nur etwas mehr als
2.200 Seelen zählt der idyllische Ort, aber auch hier hört man Radio
und Rock’n’Roll, noch besser, man spielt ihn sogar. 2011 schließen
sich nämlich im Cuxland fünf Hard Rocker zu Razor Punch zusammen
und machen sich sofort ans Werk, eigenes Material zu
schreiben. Das hat sich bis heute mehr als bezahlt gemacht; denn
die ständig wachsende Fangemeinde dankt es ihnen mit vollen
Häusern.
Natürlich möchten Marco Scheiper (Gesang), Tobias Henschel (Gitarre),
Thore Eckhoff (Gitarre), Nico Schult am Bass und Schlagzeuger Jonny
Müller in keine Schublade gesteckt werden, wer will das schon, zum Begriff
„moderner Hard Rock“ bekennt sich die Formation aus dem nördlichen
Landkreis aber einhellig. Und den kreieren sie gemeinsam bei geschlossenen
Fenstern. Das müssten sie gar nicht. Die Nachbarn lieben
Musik und halten fest zu ihnen. Interessant ist dabei die doch recht eigenwillige
Arbeitsweise der Gruppe bis zum fertigen Song. Erst kommt
das harmonische, möglicherweise auch improvisierte Gerüst, zu der
Sänger Marco eine Melodie summt, hin und wieder ein paar Worte einstreut,
die zum Sound passen, bis am Ende des Tages dann ein kompletter
Text mit thematischem Inhalt dabei rüberkommt. Das ist nicht immer
so, sagen sie, aber oft genug, um es zu erwähnen.
Worum geht es bei den Themen? Nun, im Hard Rock eher um Bier als
um Eierlikör, aber auch innere Zerrissenheit, Versuchungen, Dinge, die
in der Welt schief laufen. Die musikalischen Einflüsse der einzelnen
Bandmitglieder sind durchaus verschieden, passen aber letztlich doch
ganz ausgezeichnet, weil sie von ihnen wie bei einem Delta in das Meer
der Gemeinsamkeit gelenkt werden. Es muss blitzen wenn die Gitarren
Starkstrom rotzen, grollen wenn Nico den Bass bedient, es muss donnern
wenn Jonny in die Vollen geht und seine Felle schlägt, als hätten
sie ihm die Erdnüsse aus der Butter geklaut. Es soll kicken, es soll explodieren
mit jedem Titel, gute Laune verbreiten und ihnen selbst so viel
Spaß bereiten, dass niemand aus der Menge daran vorbeikommt. Das
funktioniert im Proberaum, setzt sich erwiesenermaßen auf der Bühne
fort, und genau so soll es auch beim Debüt Album passieren, an dem
Razor Punch gerade bastelt. Es soll eine Kompilation werden, die gewissermaßen
jedem in der Band, wie gleichermaßen den Fans zusagt. Theoretisch
könnte man gleich eine „Best-of“ CD herausbringen. Das mag
lustig klingen, spiegelt aber auch die Verbundenheit zu ihrem Publikum.
Nicht immer können ihre treusten Fans zu jedem entlegenen Auftrittsort
anreisen. Dann heißt es, sich mit den Leuten zu verbrüdern, die da unten
vor ihnen per manu cornuta (gehörnte Hand) Sympathie kundtun. In
Italien wird die „Pommes Gabel“ dagegen ja als vulgäre Geste verstanden.
So what! Das interessiert die Jungs aus Wanna nicht die Bohne;
denn da kommen sie maximal im Urlaub hin. So geht es weiter von Konzert
zu Konzert, von Festival zu Festival (Deichbrand, Full Metal Mountain),
und auch Bandwettbewerbe, wie überhaupt Möglichkeiten zur Live
Mucke, die sie für attraktiv erachten, werden nicht ausgelassen. Natürlich
steht über allem das traumhafte Ziel: Wacken. Weniger Traum, eher
realistisch ist die Veröffentlichung ihres ersten Silberlings „Tell me your
secret“ im Mai/Juni 2019. Razor Punch, we wanna hear it. gbm
SA., 16. FEBRUAR | 20.00 UHR
IM KAPOVAZ IN BREMERHAVEN
WWW.RAZORPUNCH.DE
Foto: KL Photography
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