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mit Sex, sondern sind auch gute Essenzen, um
eine körperlich-sexuelle Durststrecke unbeschadet
überstehen zu können. Doch nach und nach
wurde uns klar, dass unser Sexleben nicht mehr
so war, wie wir es uns wünschten. Die alltäglichen
Umarmungen, Küsse und Zärtlichkeiten,
die ganz ab vom Sex zu unserer Beziehung gehört
hatten wurden seltener, die Anforderungen
des Erziehens, der Logistik, des Haushalts wurden
größer und die Freiräume und Gelegenheiten
zeitlich wie räumlich kleiner.
Außerdem funkt einem der Beschützerinstinkt
oft gehörig dazwischen, denn es fällt schwer,
sich sexuell gehen zu lassen, wenn immer ein
Ohr auf das Kinderzimmer gerichtet ist und
das Kind jede Sekunde in das Elternschlafzimmer
platzen kann, weil es mal wieder einen Alptraum
hatte oder sich eingenässt hat. Bettwäsche
wechseln statt Liebesakt – das kommt in
einer gewissen Phase des Elternseins gar nicht
so selten vor, raubt der Nacht aber den letzten
erotischen Funken Hoffnung auf Sex. Man will
jedoch auch nicht die Türe abschließen auf die
Gefahr hin, dass das Kind womöglich nachts
heulend davorsteht und nicht versteht, warum
Mama und Papa es nicht bei sich haben wollen.
Außerdem macht sich der kleine Sonnenschein
komischerweise immer gerade dann in der Besucherritze
breit, wenn einem der Sinn nach Matratzenakrobatik
steht.
Irgendwann stellten wir mit Erschrecken fest,
dass das Thema Sex nicht einmal mehr eine Nebensache
in unserem Leben und schon gar nicht
mehr in unseren Gedanken, sondern völlig ins
Hintertreffen geraten war. Die Chance auf körperliche
Liebe war zu einem seltenen, kostbaren
Moment geworden, der nur eintraf, wenn
wir uns einen Termin im Kalender einplanten
und das Kind zu den Großeltern abschoben oder
ein Hotelzimmer buchten. Doch auch dann mutierte
das geplante Event manchmal zum Lustkiller,
weil sich das Ganze auf einmal nach Pflicht
anfühlte und das Prickeln des Spontanen fehlte
oder einen in diesem Moment die ganze Belastung
des Elternseins einholte und mit der Keule
der Erschöpfung zuschlug, sodass wir uns nur
noch nach Ruhe, Schlaf und Erholung sehnten.
Ich will mehr!
Das macht auf Dauer unglücklich und auch
wenn wir eingesehen haben, dass wir nicht die
einzigen sind, die an diesem Punkt in ihrer Beziehung
angekommen sind, so wollen wir uns
dennoch nicht geschlagen geben und haben es
uns zur Aufgabe gemacht, den Sex wieder stärker
in unser Standardrepertoire der Freizeitbeschäftigungen
mit aufzunehmen. Wie das gehen
soll? Für uns ist der Schlüssel das Schaffen
von Freiräumen – ja, das Einplanen von Terminen
– aber nicht für Sex, sondern für schöne
Erlebnisse zu zweit als Liebespaar, als beste
Freunde. Zusammen spazieren oder in die Sauna
gehen, gemeinsam kochen und bei Kerzenschein
und Wein quatschen, nicht jugendfreie
Filme schauen, Massageabende und ähnliche
Erlebnisse haben uns wieder einander nähergebracht.
Und das Schönste daran ist, dass Sex bei
diesen Treffen nicht ausgeschlossen ist. Mal ist
er die Krönung des Abends und mal wollen wir
einfach nur einen knallharten Actionfilm ansehen,
gesellschaft
der definitiv nichts für Kinder ist, ohne dass
dabei die Action auch im Bett stattfinden muss.
Aber immer schwingt die Erotik mit. Schon in
der Planung und Vorbereitung. Man überlegt
sich, was man unternehmen kann, was man anzieht,
macht sich hübsch und bereitet sich somit
ohne Druck und Zwang innerlich darauf vor,
dass „es“ passieren könnte – und dadurch ist das
Thema Erotik und Sex auch wieder wesentlich
präsenter in unseren Gedanken. Und siehe da,
je mehr wir an Sex denken, desto mehr Lust haben
wir auch darauf. Welcher Weg für andere Eltern
der richtige ist, ist sicherlich sehr individuell
und auch wir stehen erst am Anfang unseres
Weges hin zu mehr Erfüllung und Zufriedenheit,
der sicherlich noch einige aufregende Abenteuer
und Neuentdeckungen für uns bereithält.
Wichtig ist für uns nur, dass wir uns endlich beide
gemeinsam auf den Weg gemacht haben,
um uns durch die kleinen Auszeiten vom Elternsein
ein Stück unseres vorelterlichen, unbeschwerten
Lebens zurückzuerobern. M. Büsing
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