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Umbruch im Hafen
Kommen bald die vollautomatischen Containerterminals?
Die Hafenwirtschaft befindet sich im Umbruch. Hafenlogistiker stehen unter hohem Konkurrenzdruck und müssen, um wettbewerbsfähig
zu bleiben, aufrüsten. Denn die Reedereien und der Handel stellen neue Anforderungen an Größe und Umschlagzeiten der Terminals.
Die Digitalisierung und Automatisierung von Hafenbetrieben beeinflussen Logistik und Arbeitsabläufe maßgeblich. Die Veränderungen
vernichten und schaffen gleichzeitig Arbeitsplätze. „Es kommen immer größere Schiffe, aber es bleibt immer weniger Zeit,
sie abzufertigen. Das erfordert ein großes Maß an Flexibilität“, sagt Steffen Leuthold, Leiter der Unternehmenskommunikation des Bremer
Logistikunternehmens Eurogate.
Häfen in Singapur, Rotterdam und Dublin sind schon lange teilautomatisiert.
Auch in Deutschland ist der Hamburger Container Terminal Altenwerder
(CTA) Teil dieser Entwicklung. Seit 2016 sind hier sogenannte
Automated Guided Vehicles (AGV) unterwegs. Sie transportieren Container
durch den Hafen und das vollautomatisch, ganz ohne Fahrer.
Mittlerweile werden sie elektrisch durch Lithium-Ionen-Akkus angetrieben
und können leere Akkus eigenständig zu den Ladestationen bringen,
um sich einen frischen Akku zu holen. Auch Eurogate erprobt die
neue Technik: Innerhalb des Pilotprojekts STRADegy testet das Unternehmen
den Einsatz von personenlosen Straddle Carriern im Container
Terminal in Wilhelmshaven. Dabei handelt es sich um Portalhubwagen,
die sich vollautomatisch durch den Hafen bewegen und Container
von A nach B bringen. Seit Januar 2019 läuft die Erprobung dieser
Fahrzeuge, um deren Möglichkeiten speziell für die deutschen Containerterminals
der Eurogate-Gruppe in Bremerhaven, Hamburg und Wilhelmshaven
auszuloten. „Die Tests sollen Ende 2019, Anfang 2020 abgeschlossen
werden. Erst dann haben wir aussagekräftige Ergebnisse
und können entscheiden, ob wir diese Technologie einführen oder
nicht“, sagt Steffen Leuthold. Neben den 4-hoch-Straddle Carriern –
das sind Portalhubwagen, die bis zu vier Container übereinander stapeln
können – liefert der Hersteller Kalmar auch die nötige Software für
die Programmierung und Bedienung der Geräte. Anhand des Terminal
Operation System (TOS) weiß der Carrier, wo welcher Container steht
und wo er hin muss. Daneben gibt es auch das Kalmar Terminal Logistics
System (TLS), welches die Aufträge empfängt, diese abarbeitet und
überwacht. Besonders interessant: das System kann autonom Prozesse
anhand diverser Kriterien optimieren. So gibt es Informationen weiter,
welche beispielsweise die ideale Route über das Hafengelände vorgeben
und so einen hohen Grad an Effizienz ermöglichen.
Automatisierung zieht auch Veränderungen in der Arbeitswelt mit sich.
Neue Arbeitsfelder entstehen und alte verschwinden, obwohl die eigentliche
Aufgabe erhalten bleibt. Dies macht neue Ausbildungsmöglichkeiten
nötig, um neues wie auch bereits bestehendes Personal zu
schulen. „Die Berufsbilder im Hafen werden sich durch die Automatisierung
ein Stück weit verändern. Während die jetzt zu testende Technologie
den Straddle Carrier-Fahrer mittelfristig ablösen könnte, steigt
gleichzeitig der Bedarf an Systemingenieuren und IT-Experten. Diese
Berufsgruppen teilen wir uns aber mit allen anderen Wirtschaftsbranchen,
was die Bewerberlage nicht gerade einfacher macht“, sagt
Leuthold. Weitere Automatisierungen von anderen Fahrzeugen und Bereichen
sind allerdings nicht vorgesehen. „Unsere Brücken bleiben bemannt.
Wie auch alle anderen Dienstleistungen im Yard“, erklärt er.
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