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erziehung
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Titelseiten-Bilder: Tatyana Vyc (Das Recht am eigenen Bild), Bilder: Glukhova shutterstock.com (Grafik),
Grooming (deutsch: Pflegen) bezeichnet die gezielte
Anbahnung sexueller Kontakte mit Missbrauchsabsicht.
Der Vorsatz »Cyber« steht für eine
vom Computer erzeugte virtuelle Scheinwelt. „Das
Cybergrooming findet über verschiedene Kommunikationsfunktionen
und Kanäle statt und umfasst
Chat-Nachrichten, den Austausch von Bildern
oder Livestreams,” erklärt Julia von Weiler. „Auch
die Chats von Videospielen sind davon nicht ausgeschlossen”,
fügt sie hinzu. Bereits 15 Prozent der
Kinder bis 14 Jahren haben schon Erfahrungen mit
sexueller Belästigung im Netz gemacht, heißt es in
einer Umfrage des Unabhängigen Beauftragten für
Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM).
Das Internet bietet den Tätern zwei Vorteile: „Zum
Täter im Netz
Gefahr durch Cybergrooming
Björn Gerken
Als Kind wird einem eingetrichtert, nicht mit Fremden zu sprechen und schon gar nicht mit ihnen
mitzugehen, egal wie freundlich sie erscheinen mögen. Ob auf dem Spielplatz oder der Straße, die
meisten Kinder halten sich auch an diese Absprache mit ihren Eltern. Doch wie sieht es in der digitalen
Welt aus? Schon seit langem sind die Chat Rooms von Kinderseiten und Videospielen Ziel der Täter. Mit
perfiden Methoden machen sich Täter und Täterinnen per Chat an ihre Opfer heran und heucheln den
Kindern Freundschaft oder sogar Liebe vor. Dieses Heranmachen nennt man Cybergrooming. Was können
Eltern tun, um ihre Kinder vor solchen Übergriffen zu schützen? Julia von Weiler, Diplom-Psychologin
und Autorin des Elternratgebers: „Im Netz. Kinder vor sexueller Gewalt schützen“ empfiehlt, dass
Eltern sich gezielt mit dem auseinandersetzen sollten, womit sich die Kleinen im Netz beschäftigen.
einen schützt die Anonymität ihre Person, zum anderen
können sie sehr schnell und einfach Kontakt
zu ihren Opfern aufnehmen, ohne dass die Eltern
davon etwas mitbekommen”, sagt die Psychologin.
Aus der Jim-Studie von 2017 des Medienpädagogischen
Forschungsverbundes Südwest geht
hervor, dass 97 Prozent der Kinder und Jugendlichen
zwischen 12 und 19 Jahren ein internetfähiges
Smartphone besitzen. „Somit haben die Täter
einen direkten Draht zu ihrem potentiellen Opfer“,
stellt von Weiler fest.
In einer vom UBSKM in Auftrag gegebenen MiKADO
Studie gaben von 100 befragten Erwachsenen
fünf Prozent (etwa jede/r 20.) an, bereits sexuelle
Online-Kontakte mit unbekannten Kindern gehabt
zu haben. Drei Prozent davon haben sich auch offline
mit ihnen getroffen. Diese überaus bedrohliche
Situation wird von den Kindern aber meist nicht
als solche wahrgenommen. Da sich die Täter relativ
schnell ihr Vertrauen erschleichen können, indem
sie sich als bekannte oder Gleichaltrige ausgeben
und sie emotional an sich binden. „Den Kindern
fällt diese perfide Methode meist nicht auf, da sie
die Absicht des Täters nicht nachvollziehen können”,
sagt von Weiler. Ist eine emotionale Bindung
erst einmal hergestellt, schaffen es Täter, die Kinder
damit zu erpressen, indem sie sagen, dass sie traurig
seien, wenn sich die Kinder nicht zurückmelden
oder nicht das tun, was von ihnen verlangt wird.