Gelegenheiten, sein Leben
in die eigenen Hände zu
nehmen, gibt es genug.
Man muss nur den Mut
aufbringen sie zu ergreifen,
um vehement der Leidenschaft folgen,
die in einem brennt. Einer der sich
damit auskennt ist Silas Herder, der auf
der Suche nach sich selbst und der Erfüllung
seiner Träume kompromisslos sein
Ziel verfolgt, egal wie zäh es auch sein
mag. Denn nichts ist süßer, als das zu
tun, was einem wirklich am Herzen liegt.
Für unser Gespräch haben wir uns im Findus,
in der Alten Bürger Bremerhavens
verabredet. Silas Herder empfängt mich
lächelnd am Eingang. „Leider ist heute
geschlossene Gesellschaft, wir müssen
woanders hin, aber ich hab da schon eine
Idee“, sagt er und nimmt sein Handy
in die Hand, um zu telefonieren. Ein Ersatzort
ist schnell gefunden: Wir verlegen
unser Treffen in den Sound Center-Custom
Shop in der Grazer Straße, ein Ort,
an dem sich der Musiker nur allzu gern
aufhält, verrät er mir. Auf dem Weg kämpfen
wir uns durch das berühmte Bremerhavener
Schietwetter und lernen uns unter
prasselndem Regen ein wenig kennen.
Barrieren gibt es nicht und wir plaudern
munter drauflos. Als wir ankommen, werden
wir freundlich vom Besitzer Bernd
Eilers begrüßt. Die beiden kennen sich
schon lange. Dabei verbindet sie nicht
nur die Musik an sich, sondern vor allem
der Anspruch, etwas Eigenes zu schaffen.
Was bei Eilers die selbstgebauten Gitarren
sind, ist bei Herder die hausgemachte
Musik. Umringt von einer Kulisse aus Gitarren
und Verstärkern, beginnen wir unser
Gespräch.
Geboren ist Silas Herder in Ottersberg
und aufgewachsen in dem kleinen Küstendörfchen
Schottwarden zwischen Imsum
und Wremen. Von Kindesbeinen
an war Herder mit Musik in Berührung.
Schon früh lernte er, Instrumente zu spielen.
„Es gab in der Ecke ja auch sonst
nichts zu tun“, sagt er lachend. Zuerst
war es die Geige. Doch sein Herz schlug
schon immer für die Gitarre und als er
zwölf Jahre alt wurde, bekam er seine erste
eigene. Auch seine Familie musiziert
gern und unterstützt ihn bei seiner Leidenschaft.
„Die ersten Akkorde hat mir
meine Schwester beigebracht“, erzählt er
stolz. Seine musikalischen Vorbilder sind
der irische Blues-Rock-Gitarrist und Songwriter
William Rory Gallagher und Django
Reinhardt und Johann Sebastian Bach. Er
liebt es, in unterschiedliche Genres einzutauchen
und alle vorhandenen Aufnahmen
möglichst genau zu studieren, um zu
schauen oder vielmehr zu hören was gut
klingt, erklärt er. Denn Noten lesen kann
er nicht, er spielt gerne nach Gefühl.
Mit 16 Jahren stieg er dann in die Bremerhavener
Band Pilefunk ein. Wie es
dazu kam, ist ihm bis heute ein Rätsel:
Eines Tages klingelte bei dem Drummer
der Band jemand an der Haustür, während
er gerade am Schlagzeug übte. Als
er die Tür öffnete stand ein Fremder vor
ihm und sagte, dass er ihn gehört hatte
und sich fragte, ob sie eventuell noch einen
Gitarristen suchten. Dies bejahte der
überraschte Drummer und der Fremde
drückte ihm einen Zettel mit den Kontaktdaten
von Silas in die Hand. „Bis heute
weiß keiner, wer dieser Kerl gewesen ist“,
sagt er lachend. So kam er dann ziemlich
unorthodox mit den Jungs um Max Wiegand
(Badger) zusammen. Doch nichts
währt ewig und nach einiger Zeit sorgten
WIE
HONIG
Im Porträt:
Musiker und
Songschreiber
Silas Herder
www.laufpass.com 76Foto: Björn Gerken