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Tierqual für Daunen – Das Leid der Gänse und Enten

Tierqual für Daunen – Das Leid der Gänse und Enten
Foto: www.peta.de

Als Daunen bezeichnet man das Untergefieder von Wasservögeln wie Enten und Gänsen. Daunen sind sehr weich und schützen die Tiere vor Kälte und Hitze. Sie unterscheiden sich von anderen Federn darin, dass sie keinen Federkiel besitzen und sehr leicht und wärmedämmend sind. Diese Eigenschaften versucht sich die Daunenindustrie zunutze zu machen. Jedes Jahr werden allein in Deutschland 19 Millionen Enten und Gänse getötet, um sie ihres Federkleides zu berauben und daraus Produkte wie Jacken, Schlafsäcke oder Decken herzustellen(1). Weltweit werden den Tieren unter dem Begriff „Lebendrupf“ die Federn auch bei lebendigem Leib aus dem Körper gerissen. Die meisten Daunen stammen aus China, wo der Lebendrupf gängige Praxis ist.

Das Leid der Enten und Gänse in der Zucht

Um sie für ihre Federn und ihr Fleisch zu züchten, werden Enten und Gänse mit Tausenden von Artgenossen auf Zuchtfarmen gehalten und häufig in dunklen, verdreckten Hallen eingesperrt. Ein Großteil der Tiere wird einzig zu dem Zweck gezüchtet, in kurzer Zeit enorm an Gewicht zuzulegen. Dies kann zu Entzündungen der Gelenke, verkrüppelten und gebrochenen Beinen, Atemnot und Herzanfällen führen. Schwächere Enten oder Gänse verlieren oftmals den harten Konkurrenzkampf um Futter und Wasser und können von stärkeren Tieren verletzt oder sogar niedergetrampelt werden. Da solche Zustände der perfekte Nährboden für Krankheitserreger sind, würden die Tiere die leidvolle Zeit in der Mast ohne Medikamentengabe – darunter auch Antibiotika – oftmals nicht überleben.

Nach etwa 10 bis 25 Wochen werden die Gänsekinder brutal in Transportboxen gestopft. Da an einem Tag meist Hunderte Tiere verladen werden, kommt es vor allem auf Geschwindigkeit an. Durch den ruppigen Umgang erleiden viele Vögel Knochenbrüche oder ihre Gliedmaßen werden zwischen den dicht gestapelten Boxen eingeklemmt. In diesem Zustand werden sie bei Hitze wie Kälte, häufig Hunderte Kilometer zum Schlachthof transportiert. Dort angekommen werden die verängstigten Tiere kopfüber an ein Fließband gehängt, welches sie – teilweise bei vollem Bewusstsein – zu einem rotierenden Messer fährt, das ihnen die Kehle aufschneidet. Nach ihrem Tod werden ihnen von Maschinen sämtliche Federn vom Körper gerissen und zu Daunenprodukten verarbeitet.

Das Bild zeigt eine Ganz, die lebendig gerupft wird
80 Prozent der Dauen stammen aus Asien. Um mehrmals Daunen 
„ernten“ zu können, wird häufig Lebendrupf praktiziert. Foto: www.peta.de

Über 80 Prozent der weltweit gehandelten Daunen stammen aus Asien und werden von dort in die ganze Welt verkauft. In Europa kommt ein Großteil der Federn aus Ungarn, Rumänien und Polen.(2) In all diesen Ländern wird bei Gänsen neben dem Tot- häufig auch der Lebendrupf praktiziert, um von jedem Tier mehrmals Federn „ernten“ zu können. Hierfür werden die verängstigen Tiere bis zu viermal im Jahr fixiert, und Arbeiter rupfen ihnen unter Zeitdruck ganze Federbüschel aus der empfindlichen Haut. Oft geschieht dies so grob, dass die Flügel der Tiere brechen oder ihre Haut blutig aufreißt. Die Wunden nähen die Arbeiter häufig mit Nadel und Faden und ohne jegliche Schmerzmittel selbst zu. Zeitgleich werden sie gemästet, um die Gans doppelt nutzen zu können.

Stopfleber

Auch die Daunen von Tieren aus der qualvollen Stopfleberproduktion landen unerkannt in vielen Jacken und Betten. Für Stopfleber werden Enten und Gänse in winzige Käfige gesperrt und zwangsgestopft. Dazu wird ihnen ein Rohr tief in den Hals geschoben, über das täglich bis zu ein Kilogramm eines salzigen, fettigen Maisbreis in ihren Magen gepumpt wird. Die Tiere sind schließlich völlig verfettet und ihre Lebern haben sich auf das Zehnfache der Normalgröße aufgebläht.(3) Anschließend werden sie für die Herstellung von Leberpastete getötet und ihre Federn an Händler weiterverkauft. 

Das Bild zeigt wie qualvoll Stopfleberproduktion ist
Foto: www.peta.de

Wie ist die Gesetzeslage in Deutschland?

In der EU ist das Rupfen lebender Vögel verboten.(4) Das Gesetz lässt aber ein Schlupfloch offen, indem es das Rupfen von Tieren erlaubt, die sich in der Mauser, der Zeit des natürlichen Abwerfens ihres Gefieders, befinden.(5) Bei der Vielzahl an Tieren, die in jedem Mastbetrieb mehrmals im Jahr innerhalb weniger Tage im Akkord gerupft werden, ist es jedoch unmöglich, den Zeitpunkt der Mauser bei jedem einzelnen Vogel abzuwarten. Auch in Deutschland wurde gewaltsamer Lebendrupf aufgedeckt, und in anderen EU-Ländern wie Ungarn oder Polen gehört die Methode trotz Verbotes in vielen Betrieben zur Standardpraxis.(6)

Siegel und Auszeichnungen täuschen den Verbraucher

Unabhängige staatliche Zertifikate mit Kontroll-, Sanktions- oder Bußgeldmöglichkeiten, die den Lebendrupf und die Verwendung von Stopfleber ausschließen, gibt es bisher nicht. Die Daunenindustrie hat jedoch eine Vielzahl an eigenen Siegeln eingeführt, um das Gewissen von Kunden und Händlern zu beruhigen. Sie alle haben jedoch eines gemeinsam – in Sachen Tierschutz sind sie weitgehend wirkungslos.

Viele Unternehmen bringen an ihren Daunenartikeln Zertifikate an, die dem Kunden versprechen, dass für ihre Produkte keine Gänse bei lebendigem Leib gerupft wurden. Da die Kontrollen jedoch mangelhaft und die Handels- und Produktionsketten für Daunen sehr intransparent sind, können viele Händler gar nicht nachweisen, aus welcher Rupfart die von ihnen verwendeten Daunen tatsächlich stammen.(7) Sobald die Federn einmal gewaschen wurden, lässt sich nicht mehr unterscheiden, ob sie dem lebenden oder toten Tier ausgerissen wurden. Auf diese Weise können Federn aus dem Tot- und Lebendrupf vermischt werden, ohne dass der Betrug nachgewiesen werden kann. Gesetze und Zertifikate, die den Handel von Daunen aus Lebendrupf oder Stopfmast verhindern sollen, können so leicht umgangen werden.

Zudem beziehen sich viele Zertifikate nur auf die letzte Rupfung des Tieres. Was davor war, weiß der Händler oftmals nicht. Auch Daunen, die zuverlässig als „Schlachtrupf“ gekennzeichnet wurden, können daher von einer Gans stammen, die vor ihrem Tod im Schlachthaus regelmäßig gerupft wurde. Aber auch Vögel, die erst nach dem Schlachten gerupft werden, verbringen ihr Leben häufig auf schmutzigen, stinkenden Farmen und werden im Schlachthaus gewaltsam getötet. Darum sind auch Daunen aus dem „Totrupf“ keine tierfreundliche Alternative.

Alternativen zu Daunen

Niemand muss sich mit den Federn gequälter Tiere wärmen oder schmücken. Baumwolle, Viskose, Lyocell, Polyester, Primaloft oder die Pflanzendaune Kapok sind heute überall erhältlich. Hochwertige pflanzliche oder synthetische Materialien isolieren hervorragend und haben den Vorteil, dass sie pflegeleicht und für Allergiker geeignet sind(8) Außerdem verlieren Daunen bei Nässe ihre isolierenden Eigenschaften und neigen eher zur Bildung von Pilzen und Bakterien.(9) Mit der Wahl tierfreundlicher Jacken, Decken oder Kissen, gewinnen also nicht nur die Tiere, sondern auch wir selbst.

Quelle: www.peta.de


Quellennachweis:
(1) Statistisches Bundesamt (2017): Geflügelstatistik: Erhebung in Geflügelschlachtereien. 41322. Internetquelle abrufbar unter: https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/logon?language=de&sequenz=tabelleErgebnis&selectionname=41322-0002&leerzeilen=false Abgerufen am 18.04.2019
(2) Food and Agriculture Organization of the United Nations (2014): Live Animals. Production share of Chickens by region. Internetquelle abrufbar unter: http://www.fao.org/faostat/en/#data/QA/visualize Abgerufen am 18.04.2019
(3) Stop Gavache (2004): French scientists to the rescue of foie gras: a bit of science, a lot of bad faith. Internetquelle abrufbar unter: https://www.l214.com/fichiers/docs-foie-gras/INRA-foie-gras-EN.pdf Abgerufen am 18.04.2019
(4) Richtlinie 98/58/EG des Rates vom 20. Juli 1998 über den Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere, Artikel 3
(5) European Food Safety Authority (2010): Scientific Opinion on the practice of harvesting (collecting) feathers from live geese for down production. EFSA Journal 2010; 8(11): 1886 [57 pp.]
(6) Vier Pfoten (2010): Schwarzer Tag für den Tierschutz: Lächerliche Geldstrafe für Gänsequäler Schwerk. Presseportal, 03.11.2010
(7) Stiftung Warentest (2013): Bettdecken im Test: Kuschlig-warm dank Tierquälerei? Internetquelle abrufbar unter: https://www.test.de/Bettdecken-im-Test-Kuschlig-warm-dank-Tierquaelerei-4622395-4623763/ Abgerufen am 18.04.2019
(8) Berlin.de (2014): Daunen, Wolle und Synthetik im Vergleich. Internetquelle abrufbar unter: http://www.berlin.de/special/immobilien-und-wohnen/ratgeber/2780552-893025-bettdecken-daunen-wolle-und-synthetik-im.html Abgerufen am 18.04.2019
(9) Schneider Al (1990): Down-Filled Clothing vs. Synthetics. Letters. The Washington Post Helath Section. 

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