In einer Studie der Forscher Daron Acemoglu vom Massachusetts Institute
of Technology (MIT) und Pascual Restrepo von der Boston University
wurden Daten von amerikanischen Unternehmen ausgewertet, die viele
ihrer Prozesse automatisierten. Das Ergebnis: Technik wird die menschliche
Arbeit ergänzen, nicht ersetzen. Überwachung, Wartung und Programmierung
gewinnen an Wert. Spezifische IT-Kenntnisse sind gefragt
und so mancher alter Hase muss erneut die „Schulbank“ drücken. Im
„Tarifvertrag Zukunft – Automatisierung sozial und mitbestimmt gestalten
-“ zwischen der Eurogate und ver.di legt das Unternehmen verschiedene
Ziele fest, um ihre Mitarbeiter auf die anstehende Automatisierung
und Digitalisierung vorzubereiten. „Dieser Vertrag ist ein wichtiger Meilenstein“,
erklärt Leuthold und fügt hinzu: „Er gibt sowohl dem Unternehmen
als auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Orientierungs-
und Handlungsrahmen für Automatisierungs- und Digitalisierungsprozesse
vor und schafft somit Sicherheit für alle Beteiligten.“ Unter anderem
sind der „Transfer und Erhalt von Know-how“, „Qualifizierung“ und „Beschäftigungssichernden
Maßnahmen“ maßgebliche Themen, um die Fortführung
des Beschäftigungsverhältnisses zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber
zu gewährleisten. In einem Interview auf nord24.de sagte Ulrike
Riedel, Arbeitsdirektorin von Eurogate: „Sicherlich wird nicht jeder
alles lernen können. Das heißt aber nicht, dass eine Qualifizierung nicht
möglich ist.“
In dem Tarifvertrag von Eurogate wird die Automatisierung noch einmal
genau definiert und ein möglicher Ausblick auf die Arbeitsplatzsituation
gegeben. „Die Automatisierung einer Anlage oder Maschine hat zur Folge,
dass diese ganz oder teilweise ohne menschliche Mitwirkung bestimmungsgemäß
arbeitet. Unter den Begriff der Automatisierung im Sinne
dieses Tarifvertrags fallen daher arbeitgeberseitig veranlasste Änderungen
der Arbeitstechnik und/oder der Arbeitsorganisation durch Übertragung
von Funktionen vom Menschen auf künstliche Systeme, die zu weniger
Personalbedarf, veränderten Arbeitsanforderungen oder geänderten
Arbeitsbedingungen für 10 % der von der Automatisierungsmaßnahme direkt
oder indirekt betroffenen Arbeitnehmern führen können.“
Komplett menschenleer werden die Terminals also nicht sein. Zu dem
komplexen Thema hat Eurogate bereits eine Automatisierungskommission
eingerichtet. Sie wird künftig bei Automatisierungsmaßnahmen über
nachhaltige Personalkonzepte der Arbeitgeber beraten und sie gegebenenfalls
mit den Arbeitgebern überarbeiten. Ziel ist es dabei, bestehende
Beschäftigungen zu sichern. Damit ein Arbeitsverhältnis bestehen bleiben
kann, müssen die Arbeitnehmer neue Qualifikationen erwerben. Durch
Ein noch bemannter Straddle-Carrier im Hamburger Hafen.
gezielte Fortbildungsmaßnahmen sollen Fähigkeiten und Fertigkeiten aufgebaut,
erhalten und ausgebaut werden, um die neuen Techniken bedienen,
überwachen und warten zu können. „Die Kosten für die Zusatzqualifikationen
übernimmt das Unternehmen“, sagt Steffen Leuthold.
Auch beim Arbeits- und Gesundheitsschutz entstehen neue Anforderungen
im Zusammenhang mit der Automatisierung. Mit dem Wechsel der
Tätigkeit entstehen neue Belastungen – einschließlich neuer psychischer
Beanspruchungen. Dies gilt vor allem für den Wechsel von überwiegend
körperlicher Tätigkeit hin zu überwachender steuernder Bildschirmarbeit.
Sollte der Arbeitnehmer durch Automatisierung gezwungen sein, einen
Ortswechsel vornehmen zu müssen, steht ihm eine Ausgleichszahlung
zu. Wird das Arbeitsverhältnis aufgrund von Automatisierungsmaßnahmen
durch Kündigung oder Aufhebungsvertrag beendet, erhält der Arbeitnehmer
eine Abfindung.
„Die Hafenwelt hat Privilegien, der Hafentarif liegt gegenüber der Fläche
deutlich höher. Um das wirtschaftlich tragen zu können, muss es den Terminals
operativ und finanziell gut gehen. Allerdings stagnieren die Umschlagsmengen
in Deutschland seit einigen Jahren bei sinkenden Raten
und steigenden Lohnkosten. Um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben,
müssen wir den Grad der Automatisierung und Digitalisierung an unseren
Terminals erhöhen. Nach den Tests wissen wir, wie unser Weg zu diesem
Ziel und in die Industrie 4.0 aussehen kann“, schließt Leuthold ab.
bg
Foto: Klaus Oskar Bromberg/shutterstock.com
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