AUSSTELLUNGSANSICHT
Forum Kunst Rottweil, Juli 2019 | Foto: Robert Hak, Rottweil | © FORUM KUNST ROTTWEIL
Franziska Holstein geht es nicht um alle berühmten
Formen, sondern um den Reichtum
der Möglichkeiten der Malerei. Selbst in den
frühen, die Realitäten abbildenden
Bildern ist es
so. Ihre Arbeiten der frühen
2000er Jahre transportieren
neben der Realität
FRANZISCA HOLSTEIN!
vor allem Atmosphäre,
die mit der realen Welt durch Gerüche und
Empfindungen viel eindringlicher als ihr bloßes
Abbild ist. Immer wieder tauchen schon hier –
scheinbar noch nicht systematisch – die verschiedenen
Arten und Weisen auf, in denen
das Ganze auch hätte dargestellt werden können:
zunächst als ein beiläufiges malerisches
Exerzitium dessen, was Bild für Bild auch möglich
wäre. Heute ist das in den Vordergrund
getreten. Die Welt der Gegenstände ist seit
längerem eliminiert. Systematische Fragestellungen
werden bearbeitet: solche der Reihungen,
der Bestimmung der Anzahl der Versuche
und vieles mehr. Das Verfahren ist bei
den hier abgebildeten Arbeiten so: Schicht
um Schicht wird Acrylfarbe aufs Papier aufgetragen,
bis der Bildträger unsichtbar ist. Es
entstehen Hunderte von Bildern, die wir alle
nicht sehen, weil sie übermalt sind und noch
nicht das endgültige Bild waren. Das bekannte
Verfahren des all-over bezieht gleichgewichtig
die Rückseite mit ein: Franziska Holstein
bearbeitet beide Seiten in gleicher Intensität.
Dann fällt die Entscheidung, während die Arbeit
jetzt durch die schiere Menge des Acryls
schon eine gewisse physische Schwere hat.
Die Entscheidung: das ist das in der Serie gültige
eine Bild, das von der Malerin in Bezug zu
allen anderen Arbeiten gesetzt wird. Erstrebt
wird ein Klang, eine Atmosphäre, ein ähnlich
differenziertes Bild, das für sich und im Gesamtbild
der Serie bestehen kann. Was sehen
wir von diesem großen konzentrierten bildnerischen
Aufwand? Denn das Acryl verplombt.
Anders als bei der Ölmalerei gibt es kein
Durchscheinen der tiefer liegenden Schichten.
Sondern das Acryl
deckt zu. Macht unsichtbar.
Als Resultat sehen
wir ein vielfältig monochromes
Bild, das Spuren
der Finger, Spuren
der Malmittel und Spuren der Schichtungen
trägt. Die übermalten Bilder wölben sich ins
Jetzt und sind Resultat. Wie ein Steinbruch unseres,
wenn man einmal pathetisch sein will,
Lebens, sind sie nur der Malerin bewusst und
zugänglich, denn nur sie hat sie gesehen. Aber
natürlich ist da etwas, was auch wir spüren:
Geschichte. Das zusammen ist die nun allen
sichtbare „bemalte farbige Fläche, die vorher
nicht da war.“ (Samuel Beckett und Georges
Duthuit über Bram van Velde)
KUNSTHALLE BREMERHAVEN
8. September bis 3. November 2019
WWW.KUNSTVEREIN-BREMERHAVEN.DE
Fotos: Sam Sauerwald (3) | Bazou Garcia (3) | Ruth Brauer | Berg
Frische Gerichte
liebevoll zubereitet
MONTAG BIS SAMSTAG
12:00 – 14:30 & 17:30 – 22:00
Lnener Lndstrße 270
27578 Bremerhven
0471 4817 7871
GESCHICHTE, GEMALT