11
Migration als
Entwicklungshilfe
„Migration ist kein einmaliger und abgeschlossener
Prozess“, sagt Hunger. Das humane Kapital
und das damit zusammenhängende Entwicklungspotential
sind nicht im Aufnahmeland
gefangen, sondern zirkulieren (brain circulation).
Dafür liefert Hunger auch ein Beispiel: In
dem Essay „Vier Thesen zur deutschen Entwicklungshilfe
für Indien“ beschreibt er die Umwandlung
vom brain drain zum brain gain. Die
deutsche Entwicklungshilfe für Indien war maßgeblich
am Aufbau des Indian Institute of Technology
in der indischen Stadt Chennai (ehemals
Madras) beteiligt. Hier wurden viele IT-Spezialisten
ausgebildet. Doch sie verblieben nicht im
Land, sondern wanderten zum größten Teil aus,
vor allem in die USA. Die US-Wirtschaft profitierte
selbstverständlich von den hochqualifizierten
Einwanderern, die auch aus China und
anderen Ländern der Welt kamen. Der Immigration
Act der USA aus dem Jahr 1990 begünstigte
die Einwanderung dieser qualifizierten Fachkräfte.
Viele zog es in die Heimat von Technologieunternehmen
und Start-up-Firmen: Silicon
Valley. Ein großer Boom in der IT-Branche folgte
und sorgte für ein extremes Wirtschaftswachstum
der USA – das quasi von deutschen Entwicklungsgeldern
subventioniert wurde. Aber
auch die indische Wirtschaft profitiert von den
Investitionen. Das humane Kapital stagniert also
nicht zwangsläufig in den USA und findet seinen
Weg in Form von Investitionen in das Heimatland
der Einwanderer. Da viele Unternehmer
neue Firmen gründen oder die Produktion und
andere Bereiche ihrer Unternehmen nach Indien
outsourcen. Das schafft wiederum Arbeitsplätze
und kurbelt die Wirtschaft an. Dadurch
ist Indien heute eine der größten Wirtschaftsmächte
der Welt und eine der am schnellsten
wachsenden Volkswirtschaften. Ähnlich geht es
auch der Volksrepublik China, die durch Investitionen
von Auswanderern einen nicht minder
beeindruckenden Höhenflug hinlegt. Beide Länder
gehören den zwanzig wichtigsten Industrieund
Schwellenländern an (G20).
Aber nicht nur das humane, sondern auch das
ökonomische Kapital verbleibt nicht zwangsläufig
in dem Land in dem es der Auswanderer
erwirtschaftet hat. Laut dem von der Bundeszentrale
für politische Bildung veröffentlichten
Artikel Rücküberweisungen und ihr Beitrag
zur Entwicklung in den Herkunftsländern von
Entwicklungsökonom Dr. Tobias Stöhr wurden
2015 weltweit 600 Milliarden US-Dollar von Migranten
in ihre Heimatländer überwiesen. Davon
flossen 440 Milliarden US-Dollar in Entwicklungsländer.
„Oft übersteigen diese Gelder
die internationalen Entwicklungshilfezahlungen
und Auslandsinvestitionen an die Entwicklungsländer“,
erklärt Hunger. Stöhr stellt fest, dass
in Nepal, Kirgistan, Moldawien und einigen anderen
Ländern die Summen von Rücküberweisungen
einen erheblichen Anteil des Bruttoinlandsproduktes
ausmachen. Zusätzlich sorgt
Migration auch für Transfer von immateriellen
Gütern. „Neben den finanziellen Rücküberweisungen
gibt es auch sogenannte soziale Rücküberweisungen,
die sich auf die Herkunftsländer
auswirken können“, schreibt Stöhr. Damit
ist eine Wissensvermittlung gemeint, die gemachte
Erfahrung im Ausland, Ansichten und
Werte umfasst, die durch ihren Austausch Korruption
verringern, politische Teilhabe fördern
und politischen Wandel begünstigen kann,
schreibt Stöhr. Deshalb fordert Hunger: „Reiche
Industrieländer müssen Grundlagen schaffen,
um transnationale Identitäten und Migrationsnetzwerke
zu fördern. Das Ziel wäre, langfristig
eine Win-win-Strategie für Abgabe- und
Aufnahmeländer zu etablieren, von der alle profitieren.“
bg
ALLE DSL-PAKETE
EIN PREIS
* Bis zu 25, 50 oder 100 Mbit/s im Download sind in ausgewählten Anschlussbereichen verfügbar. 1) Nur für Privatkunden, die in den letzten 6 Monaten keinen swb-Telefonanschluss hatten. Gewerbliche
Nutzung ausgeschlossen. Mindestlaufzeit 24 Monate. Preise: DSL 100 für 12 Monate 24,99 €, dann 39,99 €, mit bis zu 100 Mbit/s im Down- und bis zu 40 Mbit/s im Upload. DSL 50 für 12 Monate 24,99 €, dann
34,99 €, mit bis zu 50 Mbit/s im Down- und bis zu 10 Mbit/s im Upload. DSL 25 für 12 Monate 24,99 €, dann 29,99 €, mit bis zu 25 Mbit/s im Down- und bis zu 5 Mbit/s im Upload. Standardgespräche in nat.
Festnetze: 0 ct/Min., in nat. Handy-Netze: 19,9 ct/Min.; kein Call-by-Call. Einmaliger Bereitstellungspreis 29,99 €. Geeigneter Router vorausgesetzt.
Alle Preise inkl. 19 % MwSt. Angebot regional begrenzt verfügbar und vorbehaltlich technischer Realisierbarkeit. Irrtümer und Druckfehler vorbehalten. EWE TEL GmbH, Am Weser-Terminal 1, 28217 Bremen