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Wer den Musiker, Songwriter und Produzenten Nils
Wandrey aus Loxstedt auf seiner Seite hat, der ist
besonders als Newcomer im Musik Business auf
der richtigen Spur. Was man dafür tun muss? Eigentlich
gar nichts. Man muss nur gut sein, Kreativität,
Leidenschaft und Talent besitzen und das
Glück haben, dass sich die Wege mit dem Loxstedter
Rock’n’Roller irgendwann mal kreuzen.
Im Musikraum 27 des Carl von Ossietzky Schulzentrums
laufen sich Tristan Stadtler und Mathis Schröder
über den Weg. Schnell stellen sie fest, dass es musikalische
Gemeinsamkeiten gibt und beide einen unbändigen
Hang zur Kreativität besitzen. Noch wertvoller, der
eine kann in dem anderen lesen. So entstehen innerhalb
kürzester Zeit am Klavier und an der Sechssaitigen
melodische und aussagekräftige Lieder, die vor allem
anders sind und weit weg vom Mainstream. Das
bleibt ihrem damaligen Musikschullehrer Nils Wandrey
nicht verborgen. Statt sie aber mit Streicheleinheiten zu
überhäufen, stellt er sie immer wieder vor neue Herausforderungen
und gibt ihnen wertvolle Tipps. Schließlich
weiß der Mann aus Erfahrung, dass Ideen, Kompositionen
oder Texte allein nicht ausreichen, um oben mitmischen
zu können.
Zwischen Abitur und der „was mache ich danach“-Zeit
stellen sich Tristan (Texter, Sänger) und Mathis (Komponist,
Gitarrist) diesen Aufgaben ihres Schirmherren
mit Bravour, bis der sie eines Tages in sein „Alligator
Farm Studio“ einlädt. Stück für Stück entsteht hier die
Debüt EP „traurig aber ist so“ von Raum 27. Intelligent
und schnörkellos, immer mit dem Gedanken, dass die
Stücke live realisierbar bleiben; denn die Bühne ist das
nahe Ziel. Irgendwann gern auch mit zusätzlichen Musikern.
Natürlich geht das alles nicht einfach mal so.
Spätestens bei ihrem zeitintensiven Aufwand zur geliebten
Tonkunst im direkten Vergleich mangelnder Teilnahme
an nicht musischen Fächern, regt sich dezent das
schlechte Gewissen der beiden Protagonisten. Was
soll’s. Erfolg will erarbeitet werden. Ihren Feierabend
verbringen die Jungs mit üben, neuen Ideen für weitere
Songs, Promotion- Arbeit für die EP oder anstehenden
Projekten. Bei aller Freude, die sie dabei haben, rauscht
die Zeit doch ganz schön flott durch die Eieruhr. Es ist
ihnen andererseits sehr wichtig, Zeit mit Freunden zu
verbringen oder sich in einem Umfeld frei von Musik zu
bewegen. Wo sollen sonst auch die alltagsbezogenen
Texte herkommen?
Tristan orientiert sich textlich gern an der Poesie von
Lana Del Ray, die auf ihn eine starke inspirative Wirkung
hat. Mit den Kompositionen von Post Malone (US Rapper)
und Kraftklub (Chemnitz) verbindet sie integrierter
Humor und Ironie. Eine nicht gerade alltägliche Symbiose,
die aber, dank Wandreys tatkräftiger Unterstützung
und Mitwirkung, bestens funktioniert und hervorragend
in Szene gesetzt wird. Raum 27, ein verrücktes Zimmer,
aber eine passende Tapete. Ihrem jungfräulichen Produkt
beide Ohren zu leihen und ein bisschen das eigene
Herz zu involvieren öffnet die Tür. Bei allem Spaß,
ernsthaft, es lohnt sich. gbm
RAUM 27
Ambitionierter Deutschrock
aus der Seestadt
Foto: Leroy Bentley/Bastiem