gangspunkt für eine gemeinsame Strategie zu liefern, um die nachhaltige
Bewirtschaftung des Ökosystems der Nordsee zu verbessern“, erklärt
Grassel im Gespräch mit dem LAUFPASS.
Das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
ist ebenfalls am Projekt beteiligt. Die Aufgaben des AWI umfassen
das biologische Effekt Monitoring. „Dabei wird untersucht, wie
sich die Schadstoffe aus der Munition auf Meeresorganismen auswirken“,
erklärt Brenner. Momentan finden in Kooperation mit Dr. Thomas
Lang vom Thünen-Institut Pilotstudien mit Plattfischen in der Deutschen
Bucht statt. Da diese Fische im Gegensatz zu anderen Meeresbewohnern
nicht so stark wandern, erhofft man sich aussagekräftige Ergebnisse,
da die Fische bestimmten Konzentrationen der Schadstoffe ständig
ausgesetzt sind. „Durch die starken Strömungen der Nordsee verbreiten
sich die Schadstoffe großflächig. Die hohen Wasseraustauschraten führen
zur Verdünnung von chemischen Stoffen und wahrscheinlich niedrigeren
Konzentrationen in bestimmten Gegenden“, erklärt Brenner. Auch
Miesmuscheln eignen sich für die Tests. Sie werden in einem Käfig in direkter
Nähe von Munitionskörpern ausgebracht und auf die Aufnahme
und Anreicherung der Schadstoffe hin untersucht. Ähnliche Studien wurden
bereits 2011 in der Ostsee vorgenommen. „Allerdings herrschen in
der Ostsee andere Bedingungen“, wie Brenner anmerkt: „Hydrographisch
ist die Ostsee allerdings eher ruhig. Hier bleiben die Stoffe länger in relativ
hohen Konzentrationen in bestimmten Arealen.“ Ähnlich der Pilotstudien
in der Nordsee wurden auch hier Muscheln untersucht. Es konnte
nachgewiesen werden, dass sie, wenn sie mit den Stoffen in Kontakt gerieten,
diese in großem Umfang in sich aufnahmen.
Gefahr für Mensch und Umwelt
Der Toxikologe Prof. Dr. Edmund Maser von der Universität Kiel untersucht
den Einfluss dieser Stoffe auf Organismen und stellt fest: „TNT und
seine Abbauprodukte sind für alle Meeresorganismen toxisch. In niedrigeren
Konzentrationen werden die Tiere und Pflanzen im Wachstum gehemmt
oder können sich nicht fortpflanzen. In höheren Konzentrationen
sterben vor allem junge Fische, Garnelen, Kleinkrebse und Muscheln.“
Letztendlich bedeutet eine Gefahr für den Lebensraum Meer auch eine
Gefahr für den Menschen. „Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass
sich über einen Eintrag in die marine Nahrungskette diese Schadstoffe
in den Meeresfrüchten konzentrieren können und dann auf dem Speiseteller
des Menschen landen“, fügt Maser hinzu. Studien aus dem letzten
Jahrhundert geben Hinweise über die Gesundheitsbeeinträchtigung.
Vor allem Arbeiter, die berufsmäßig in Sprengstofffabriken TNT ausgesetzt
waren, leiden unter den gesundheitlichen Folgen der giftigen Stoffe.
„Bei hohen Konzentrationen kann TNT akut zu Erbrechen und Durchfall
führen. Bei einer chronischen Exposition stehen Veränderungen im
Blutbild im Vordergrund, die mit einer Schädigung der Erythrozyten und
assoziierter Methämoglobinbildung einhergehen“, erklärt Maser. Die Liste
der möglichen Symptome ist lang: Bronchitis, Appetitlosigkeit, Dermatitis
und juckende Ausschläge, sowie Gastritis, Gallenkoliken, Gelbsucht,
Leberzirrhose, Trübungen der Augen („TNT-Star“), Nervenschädigungen
und subkutane Blutungen. „Außerdem wurde TNT von der MAK-Kommission
als krebserzeugende Substanz in die Kanzerogenitäts-Kategorie 2
eingestuft“, ergänzt Maser.
Tauchroboter sollen bei
Bergung und Entsorgung helfen
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie (ICT) beschäftigen
sich in Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig mit der Frage:
Wie kann man die Meere von den giftigen Hinterlassenschaften befreien?
In dem Projekt RoBEMM – „Robotisches Unterwasser-Bergungs- und
Entsorgungsverfahren, inklusive Technik und Delaboration von Munition
im Meer“ soll ein Tauchroboter entwickelt werden, der vollautomatisch
Munition birgt, sie unschädlich macht und umweltgerecht entsorgt. Auch
die Hamburger Firma Heinrich Hirdes EOD Services GmbH arbeitet bereits
an einem Prototyp, der seit letztem Jahr getestet wird. Die Vorteile
gegenüber dem bisherigen
Verfahren sind klar:
Da es sich um einen Roboter
handelt, muss kein
menschlicher Taucher
diese gefährliche Aufgabe
übernehmen. Zusätzlich
wird auf eine Sprengung
verzichtet und somit
bleiben Meeresbewohner
von den sonst entstehenden
Schallwellen verschont.
bg
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Im Zuge des Forschungsprojekts wird das
Deutsche Schifffahrtsmuseum 2021 in einer
Wanderausstellung die Forschungsinhalte
und Resultate wissenschaftlich aufbereiten
und einem breiten Publikum zugänglich
machen. Dabei werden analoge
Ausstellungsstücke und multimediale Präsentationen,
wie zum Beispiel Videoinstallationen
und digitale Modelle, genutzt. Die
Ausstellung wird in mehreren europäischen
Städten und anschließend im DSM zu sehen
sein.