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Dauerhaft abnehmen – wie geht das?
Vorsicht beim Fasten
Kompletter Verzicht zum Abnehmen ungeeignet
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Bilder: Dean Drobot shutterstock.com (Paar trinkt Tee), RossHelen shutterstock.com (Frau isst Salat)
Eine üppige Geburtstagstorte oder ein fürstliches Fünf-Gänge-
Menü – danach hat manch einer das Gefühl, seinem Körper etwas
Gutes tun zu können, indem er ihm die Nahrung entzieht.
Gerade im Frühjahr entscheiden sich viele Menschen fürs Fasten.
Sie verbinden mit dem zeitweiligen Verzicht auf feste Nahrung
die Erwartung, überflüssige Pfunde zu verlieren, den Körper zu
entschlacken und den Geist zu reinigen. Oft geht damit auch die
Erwartung einher, Beschwerden wie etwa Haut- und Gelenkerkrankungen
zu lindern. Fasten ist in. Doch der gesundheitliche
Nutzen ist wissenschaftlich oft nicht ausreichend belegt.
Das Fasten hat eine lange Tradition: Im Christentum ist vor allem
die 40-tägige Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern bekannt.
Der Verzicht gilt Gläubigen als Akt der Demut und des Opfers.
Muslime befolgen im Ramadan ein strenges Fasten, wenn sie
von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen. Im Judentum
gibt es den Brauch, zu einer bestimmten Zeit im Jahr eine
Fastenzeit zu durchleben, etwa am Jom-Kippur-Tag, dem Versöhnungstag.
Auch in der Yogapraxis spielt das Fasten eine große Rolle.
„Zur langfristigen Gewichtsreduktion ist Fasten jedoch ein falscher
Ansatz. Auch die Vorstellung, den Körper von Schlacken zu reinigen,
ist nicht richtig“, sagt Dorothea Jansen, Ernährungsberaterin bei der
AOK. Bei gesunden Menschen gibt es keine Ansammlung von Abbauprodukten.
Nicht verwertbare Stoffe werden bei ausreichender
Flüssigkeitszufuhr über den Darm und die Niere ausgeschieden.
Abklärung mit dem Hausarzt Wer es mit dem Fasten übertreibt,
kann seine Gesundheit sogar gefährden. Denn durch den
radikalen Nahrungsentzug drosselt der Körper den Energieverbrauch
auf Sparflamme. Bekommt er wieder normal zu essen,
nimmt das Körpergewicht sprunghaft zu - ein Vorgang, der als
»Jo-Jo-Effekt« bezeichnet wird. Vor allem Menschen mit Übergewicht
lernen nur durch Fasten nicht, wie sie sich in Zukunft besser
ernähren können. Wer dauerhaft abnehmen will, muss die Ernährung
und sein Essverhalten umstellen und sich ausreichend
bewegen. Keinesfalls fasten sollten jedoch Kinder, Schwangere,
stillende Mütter und Menschen, die an Krebs, Bluthochdruck, Diabetes,
erhöhten Harnsäurewerten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
einer Schilddrüsenüberfunktion oder anderen Erkrankungen leiden.
Auch die veränderte Wirkung von Medikamenten sollte
vor dem Fasten stets mit dem Arzt besprochen werden.
Und selbst für Gesunde gilt: Das Fastenvorhaben
sollte immer zuerst mit dem
Hausarzt besprochen und von ihm
begleitet werden, da der abrupte
Verzicht auf Nahrung auch für
Gesunde eine Belastung bedeutet.
„Wer längere Zeit, also zehn Tage
oder mehr, auf feste Nahrung verzichtet, muss
mit Erschöpfungszuständen, Kopfschmerzen,
Schwindelgefühl, Mundgeruch und niedrigem
Blutdruck rechnen“, so Jansen. Erst nach mehrtägigem
Fasten kann das Gehirn die Energieversorgung
umschalten. In der Anfangsphase baut der Körper
deshalb verstärkt körpereigenes Eiweiß aus der
Muskulatur ab, die dadurch geschwächt wird. Wer allerdings
in der heutigen Zeit des Überflusses Verzicht
üben will oder sein Gefühl für Hunger und Sättigung
neu entdecken möchte, für den können ein paar Tage Fasten
in einer anderen Umgebung fernab vom Alltag eine
gute Möglichkeit zum Abschalten sein.