
alles veränderte. „Diese Platte habe ich jeden Morgen vor der Schule
und danach bis tief in die Nacht gehört“, beschreibt er sein Laster.
Doch wer war dieser Django von dem im Titel seines Lieblingsalbums
die Rede war? Der Gitarrist Django Reinhardt gilt bis heute
als einer der Vorreiter des europäischen Jazz und das gleichnamige
Album des Musikers sollte die zweite Platte sein, die Seidel in seine
noch in den Anfängen begriffene Sammlung aufnehmen sollte. Seidel
begann das, was er hörte, nachzuspielen – dass steigerte seine
Liebe zum Jazz ins Unermessliche. Besonders die Sinti Einflüsse
im Jazz interessierten ihn, sodass er mit 14 Jahren alles verschlang,
was nur im Entferntesten seinen Geschmack traf.
Mit knapp 20 Jahren veranstaltete Seidel erste Jazzveranstaltungen
im alten Stadtbad. Die organisierte er selbst, lud Musiker und Gäste
ein und sorgte für die Öffentlichkeitsarbeit. Daraus resultierte ein
permanenter Kundenstamm aus Jazzliebhabern. Doch oft fehlte das
Geld, um solche Projekte allein zu stemmen. „Oft bin ich nach den
Konzerten völlig pleite gewesen, da ich nicht immer genug Eintrittskarten
verkaufen konnte. Ich bat meine Oma um Hilfe. Zum Glück
hat sie mich immer unterstützt, sodass ich wenigstens die Musiker
bezahlen konnte“, sinniert Seidel lachend. Auch im Keller des Kulturzentrums
Roter Sand organisierte er Konzerte. Es kamen weitere
in der Stadthalle, im Metropol oder im Weser Forum hinzu.
In Bremerhaven gab es mehrere Anlaufstellen für Liebhaber des
Genres, wie das Kellerlokal AB Jazzclub, die Inselbar, Krügers Jazz
Café oder Chico’s Place, das von einem amerikanischen Koch betrieben
wurde, der in Bremerhaven hängen blieb. Hier trafen alle
aufeinander, die den Jazz liebten. „Nutten, Zuhälter, Profs und Studenten,
alle zusammen“, sagt Seidel lachend. Doch irgendwann
starb Chico und seinen Platz konnte keiner mehr füllen. Da kein
Geld für eine standesmäßige Beerdigung vorhanden war, organisierte
Seidel kurzerhand ein Benefizkonzert, um einen alten Freund zu
ehren und ihn würdig zu verabschieden. Mit Chico ging auch die Euphorie
um den Jazz in der Hafenstadt verloren. Doch Seidel machte
weiter und bespielt heute Europaweit diverse Bühnen und Konzerthäuser
in verschiedenen Formationen. Seidel ist voll und ganz
Unterhaltungsmusiker und versucht die Zuhörer immer verbal mitzunehmen
und andere mit seiner Leidenschaft für den Jazz anzustecken.
Alle zwei Jahre organisiert und spielt er auf dem Schüler-
Konzert des Schulzentrums Carl von Ossietzky „Jazz Hautnah“ und
ist immer wieder sichtlich angetan von der Begeisterung, die er in
den Schülern weckt, erzählt er.
Sein neustes Projekt ist die Neuinterpretation von Titeln aus der Feder
von Udo Jürgens. „Eigentlich konnte ich nicht so richtig was mit
den Liedern von ihm anfangen. Aber als meine Frau und ich in einer
Session zu „Aber bitte mit Sahne“ jammten, wurde mir bewusst, wie
viele Parallelen Jürgens zum Jazz hatte“, beschreibt Seidel. Es begann
eine umfangreiche Recherche, in der sich Seidel mit dem Gesamtwerk
von Udo Jürgens befasste. 2014 besuchte er ein Konzert
und war schwer beeindruckt von den musikalischen Qualitäten des
Entertainers. Drei Wochen später starb Udo Jürgens und konnte Seidels
Jazz-Hommage an ihn nicht selber hören. Doch die Presse war
überzeugt und die Resonanz fiel durchweg positiv aus. So positiv,
das bereits eine zweite CD in Arbeit ist, die sich mit bisher unbekannten
Stücken beschäftigt. 2019 wird sie veröffentlicht und auch
Live präsentiert. Dann kann Jörg Seidel das tun, was er am liebsten
macht: Musik. b g
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