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WIR WAREN SCHON MAL N A Z I WAR RICHTIG SCHEISSE!
Ein bisschen Nazi sind wir ja alle. Angepisst von Nachbarn, Verkehrsteilnehmern,
Vielverdienern, Arbeitslosen, Dicken, Dünnen,
Linken, Ökos, Langhaarigen, Kurzhaarigen oder wogegen
uns auch immer den Sinn steht. Vielleicht haben wir auch Angst
vor Fremden, Arbeitslosigkeit oder dass uns der Himmel auf den
Kopf fällt. Irgendwas ist immer. Und in den sozialen Medien und
an den Stammtischen finden wir stets Gleichgesinnungslose, die
unser Schicksal der Verwirrung und Furcht teilen. Gemeinsam
zelebrieren wir die gegenseitige Bestätigung in unseren abstrusen
Meinungen und verbreiten nach und nach ganz hemmungslos
den scheinbar konsensfähigen Irrsinn via Twitter, Facebook
und Instagram. Und je mehr wir geliked und geteilt werden, desto
toller fühlen wir uns, als hätten wir Weisheiten entdeckt, für
die wir nunmehr mit Zuspruch belohnt werden. In der Regel sind
die unreflektierten Positionen einfach nur Mist. Ein klarer Ausdruck
mangelnder Intelligenz oder mangelnder Bereitschaft, die
Dinge sachlich zu hinterfragen, über die nun massenhaft gepostet
und gechattet wird.
Unser Lohn dieses Wahnsinns ist die Freude. Ein Glückgefühl,
endlich aus der Vereinzelung befreit zu sein und Teil eines neuen
großen Ganzen zu werden, welches das Recht für sich gepachtet
hat – ohne Rücksicht auf Realitäten. Mit unseren Genossen
machen wir gemeinsame Sache und schließen ein Bündnis für
eine neue Realität, in der ausgemerzt wird, was uns ein Dorn im
Auge sein kann. Wir sind wieder am Drücker, am Zug, am Abzug!
Deutschland erwache! Deine Vollidioten rufen Dich zu den Waffen
des Hasses, der Verleumdung, der Intrige, der Lüge und der
Faktenverbiegung. Endlich sind wir wieder wer – je ärmer das
Würstchen, desto größer das Begehr. Am Ende tragen wir wieder
Schwarz-rote Uniformen und marschieren durch die Alleen
und über die Plätze? Stolz, stark und dumm?
Wir waren schon mal NAZI. Das war richtig Scheiße. Deshalb
wäre es von Vorteil, wenn jeder einmal den NAZI in sich besuchen
würde, um festzustellen, warum er so bescheuert ist. Jede
irrationale Angst hat Gründe, jeder Hass eine Wurzel. Manchmal
muss man nicht tief graben, um der Ursache auf den Grund zu
gehen. Und dann? Verlöre ich nicht das süßliche Gefühl der Stärke
im gemeinsamen Mob? Wäre ich dann nicht wieder Würstchen
unter Würstchen? Eher nein. Wer den NAZI in sich erkennt,
öffnet eine ganz andere Tür für seine eigenen Perspektiven und
den eigenen Weg. Mit Toleranz – die wir alle brauchen – mit
Großzügigkeit, die wir uns leisten können, mit Freundlichkeit, die
einfach gut tut und mit Respekt, den alle verdienen, die sich bemühen.
Das hat die letzten Jahrzehnte gut geklappt und die Welt
ein Stück weit besser gemacht. Wer so lebt, ist nicht Würstchen
unter Würstchen, sondern Mensch unter Menschen.
Am 26. Mai ist Europa-Wahl. Eine gute Gelegenheit, sich schlau zu machen und Mensch zu sein.
www.europarl.europa.eu/germany/de/europa-und-europawahlen/europawahlen-2019