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mediale erziehung
Die Game-Wächter
Was macht die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle USK?
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schen 20 und 28 Jahren. Das Alter ist entscheidend,
da sie die Brücke zwischen Jung und Alt schlagen
müssen und nicht allzu entfernt von der Lebenswelt
von Jugendlichen und Kindern sein sollen. In
dem Sichtungsbereich arbeiten sie vier bis fünf Jahre,
danach werden sie meist in anderen Abteilungen
der USK weiterbeschäftigt. Die Dauer der Sichtungen
der Spiele reicht meist von einer halben bis
zu 100 Stunden, je nach Umfang des Spiels. Die Zeit
können sie sich, je nach Möglichkeit, frei einteilen.
Die Spiele müssen komplett durchgespielt werden,
um einen ganzheitlichen Eindruck zu gewinnen.
Mit sogenannten Debug-Menüs können die Sichter
langwierige Passagen überspringen oder später
zur Prüfsitzung Punkte gezielt anspielen. In Spielen
mit viel Entscheidungsfreiheit für die Spielfigur wird
meist das »böse Extrem« gespielt, um schwerwiegende
moralische Entscheidungen und deren Konsequenzen
sichtbar zu machen.
Nach der Testphase stellen die Sichte und Sichterinnen
die Spiele in ihrer ganzen Vielfalt einem
Gremium vor. Das Gremium besteht aus Jugendschutzsachverständigen,
Vertretern des Familienministeriums
und Gutachtern. Die Sitzungen
der Prüfgremien dauern von circa 30 Minuten bis
zu drei Stunden. Zusätzlich wird ein Sichtungsdiagramm
erstellt, das in Form eines Tortendiagramms
die Anteile der Spielinhalte gewichtet
und prozentual darstellt. Am Ende diskutieren die
Teilnehmer des Gremiums die relevanten Spielinhalte
und bewerten diese. Die Sichter und Sichterinnen
nehmen nicht an der Bewertung teil, können
aber in die Diskussion eingreifen.”
Wie wird bewertet?
Was sind die Kriterien?
„Die verschieden Kriterien bedingen die Altersempfehlungen.
Dabei lassen sich die Kriterien in
zwei große Kategorien einteilen. Zum einen gibt
es den Spielinhalt, zum anderen die Reaktionen,
die beim Spielenden ausgelöst werden. Gewaltdarstellungen,
Sex, Drogenkonsum, Horror oder
derbe Sprache fallen dabei in die erste Kategorie.
Reaktionen auf Spieleinhalte wie Stress, der
auf Spieler durch aggressive Sounds, Countdowns
und emotionalen Druck ausgeübt wird, sind Teil
der zweiten Kategorie. Letztendlich ist die Grundlage
für die Bewertung das Jugendschutzgesetz,
wobei speziell §14 JuSchG die einzelnen Abstufungen
regelt. Es gibt fünf Gruppen: Ab 0, 6, 12, 16 und
18 Jahren. Bei diesen Altersabstufungen erhalten
einzelne Aspekte der Spiele besondere Aufmerksamkeit.
Bei Kindern wird eher auf möglichen Reaktionen,
ausgelöst durch Stress, Wert gelegt. Bei
Jugendlichen stehen jugendgefährdende Spielinhalte
im Vordergrund.
Aber es besteht Reformbedarf. Die Altersgrenzen
sind noch viel zu weit aufgefächert. Schon innerhalb
einer Altersgruppe sind die Unterschiede zu
groß. Nicht alle 6-Jährigen sind von Reife und Entwicklung
her auf dem gleichen Stand. Auch zwischen
den Altersgruppen sind die Abstände zu
groß. Zwischen sechs und zwölf Jahre beispielsweise
machen die Kinder große Schritte in der
Entwicklung, die in dem bisherigen Bewertungssystem
nicht berücksichtigt werden.”
Gibt es noch andere Altersein-
stufungssysteme?
„Es gibt viele verschiedene internationale Prüfstellen
und Bewertungssysteme. Zum Beispiel
das amerikanische Entertainment Software Rating
Board (ESRB) oder die Pan European Game Infor-
Was ist die USK und was ist
ihre Aufgabe?
„Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle ist eine
freiwillige Einrichtung der Computerspieleindustrie.
Sie testet und bewertet Videospiele und
Apps. Die Freigabe ist gesetzlich bindend. Das
heißt, dass es ohne ein Rating keine Veröffentlichung
gibt. Eltern dürfen allerdings selbst entscheiden,
ob sie ihre Kinder Spiele spielen lassen,
für die sie laut der USK-Freigabe noch nicht alt genug
sind. Die USK ist aber, im Gegensatz zum Glauben
vieler, nicht für die Zensur beziehungsweise
Indizierung von Spielen verantwortlich. Das ist die
Aufgabe der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende
Medien (BPjM). Der Unterschied zwischen
beiden Instanzen ist, dass die USK die Spiele vor
Veröffentlichung bewertet und die BPjM ihre Prüfung
erst danach vornimmt. Wenn ein Spiel aber
bereits ein USK-Siegel erhalten hat, kann es nicht
mehr indiziert werden.
Verkäufer müssen sich an die rechtlich bindende
Freigabe halten und machen sich strafbar, wenn sie
Unterhaltungsmedien an Personen verkaufen, deren
Alter unter der Freigabe liegt. Falls ein Verkäufer
ein Spiel an jemanden verkauft der unter der Altersgrenze
liegt, droht eine Strafe von bis zu 50.000 €.”
Wer nimmt so eine Bewertung vor
und wie läuft sie ab?
„Pro Jahr werden ungefähr 1.500 Produkte von 400
Firmen getestet und bewertet. Darunter sind auch
andere Produktionen wie Trailer, Zeitschriften und
Demos. Die Sichter und Sichterinnen spielen dann
die Spiele und müssen sie anschließend einem Gremium
vorstellen, das dann über das Rating entscheidet.
Die Sichter und Sichterinnen sind zwi-
Wir sprechen mit Marek Brunner. Er ist Diplom-Medieninformatiker, Jahrgang 1975 und wurde
1994 der erste Spieletester der USK. 2003 übernahm er die Leitung des gesamten Testbereichs.
Zu seinen Aufgaben gehören die Koordination des Bereichs, die technische Vorbereitung der
Spiele, die Einarbeitung und Auswahl der Sichter und die Qualitätssicherung der Spielpräsentationen.
Bilder: Bernd Jaworek (Marek Brunner), http://www.usk.de/fileadmin/documents/USK-Elternratgeber.pdf (Cover des Eltern Ratgebers), Vitaly Galdaev shutterstock.com (Controller-Grafik), Pranch shutterstock.com (Conputermaus-Grafik), Agenur Jeschke (Schutzschild-Grafik)