
Wir treffen uns im Café Caspar David
und Co. neben der Kunsthalle in
Bremerhaven. Dieser Ort blickt auf eine
lange Geschichte als Treffpunkt für Kulturschaffende
und Kreative zurück. Ein
Schmelztiegel unterschiedlicher Ideen
und Einflüsse – so wie es die Seestadt
selbst war, als aufgrund der langen Liegezeiten
der amerikanischen Schiffe und
der stationierten Soldaten ein Hauch von
New York durch die Straßen wehte. Es
herrschte ein reger Austausch, bei dem
auch die Musik ein wichtiges universelles
Kulturgut darstellte. Neben Elvis und
dem Rock’n’Roll, der den europäischen
Kontinent erobern sollte, hielt auch der
Jazz in kleinen Tanzlokalen und Bars Einzug.
Dieses Flair sollte später die Leidenschaft
eines Mannes entfachen, der heute
als ein begnadeter Musiker weit über
die Landesgrenzen hinaus bekannt ist –
der Jazzgitarrist und Sänger Jörg Seidel.
Seidel Jahrgang ’67 studierte Germanistik,
Kunstpädagogik, Politik auf Lehramt. Aber
ziemlich schnell stellte er fest, dass dies
nicht seine Berufung war. Deshalb fiel die
Wahl auf die Musik, die schon immer eine
große Rolle in seinem Leben spielte. In der
Familie wurde immer viel gesungen. Besonders
seine Großeltern haben ihn bei seinem
Traum, Musiker zu werden, unterstützt. Als
er 10 Jahre alt war, ging er mit seinen Großeltern
in das Bremerhavener Musikgeschäft
Sadowski, um sich eine Gitarre zu kaufen.
„Meine Oma meinte zu mir, ich soll es erst
einmal mit einer Ukulele probieren“, erinnert
sich Seidel lächelnd. Die Großmutter war die
größte Förderin der Musikleidenschaft ihres
Enkels, sie brachte ihm das Spielen bei. „Mit
11 Jahren bekam ich dann endlich meine Gitarre“,
sagt er strahlend.
Zu seinen damaligen Vorbildern gehören Peter
Kraus, Ted Herold und Bill Ramsey, mit
dem er Jahre später einmal selbst zusammen
Musik machen wird. Auch die Unterhaltungsmusik
von Hazy Osterwald hat ihn
sehr beeinflusst. Zeitgenössischer Pop Musik
konnte er nie viel abgewinnen. „Ich interessierte
mich für das Swingende Element im
Rock’n’Roll, die Beatles waren nicht so mein
Ding“, erzählt Seidel. Doch seine Leidenschaft
für den Jazz begann mit einem Auftritt
des Gipsy Geigers Schnuckeschnack
Reinhardt, der ihn zutiefst beeindruckte. Es
dauerte nicht lange, bis er seine erste Platte
kaufte. Roots to Django von dem Sinto Gitarristen
Biréli Lagrène war der Tonträger, der
Come
share
the
wine
Im Porträt:
Jazzgitarrist
und Sänger
Jörg Seidel
www.laufpass.com 68Foto: Patrick Connor Klopf