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Werken mit Kindern
Erfolgserlebnisse schaffen
Stolz präsentiert der fünfjährige Max sein
selbstgebautes »Auto«: Ein simpler, dicker
Ast, der vorne ganz einfach abgeschrägt ist und
an einer Schnur hinterher gezogen werden kann
– mit kleinen Rädern aus Astscheiben, die sich
dank einer Metallachse sogar beim Fahren drehen.
In den Augen von Max ist dies ein »supercooles
Rennauto«.
Kinder lieben es, Dinge eigenständig zu erschaffen.
Dabei kommt es nicht darauf an, dass das Ergebnis
perfekt symmetrisch oder in irgendeiner Form
realitätsnah gelingt. Wichtiger ist, dass die Kinder
selbst Hand anlegen und ihrer Fantasie freien
Lauf lassen dürfen oder auch ganz ohne Vorgabe
mit dem Material Holz sowie einfachen Werkzeugen
experimentieren dürfen. Schon kleine Kinder
ab fünf Jahren können werken, wenn die Wahl des
Holzes, der Werkzeuge und des ganzen Projektes
auf ihre Fähigkeiten und auf ihr Alter abgestimmt
ist. Sie können beispielsweise durch einfaches Verleimen
kreative Skulpturen mit Holzresten oder
Ästchen aus dem Wald herstellen, ein Erwachsener
hilft beim Sägen. Ältere Kindern können entsprechend
ihrer Fähigkeiten nach und nach anspruchsvollere
Arbeiten übernehmen.
Durch das Werken mit Holz und einfachen Werkzeugen
können Kinder jeden Alters neben kreativer
Förderung viel erfahren: Die Feinmotorik und Geschicklichkeit
wird aktiviert und verfeinert, das dreidimensionale
Denken und die Ausdauer geschult
sowie das Selbstbewusstsein werden gestärkt.
Natürlich gelten beim Umgang mit Werkzeugen
und Werkstoffen die allseits bekannten Regeln
und Sicherheitsvorschriften, die den Kindern vorab
erklärt werden müssen und für deren Einhaltung
die Erwachsenen bei der Aufsicht und Begleitung
Sorge tragen müssen. Doch gerade in
der Verletzungsgefahr, die bei guter Auswahl eines
altersgerechten Projektes und durch anfängliche
Hilfestellung minimiert werden kann, liegt die
Chance, durch eigene Erfahrungen zu lernen. Das
Risiko macht das Ganze für Kinder sogar besonders
spannend und es stärkt ihr Selbstvertrauen, wenn
sie mit »gefährlichen Werkzeugen« hantieren dürfen.
Außerdem wird ein Kind, das weiß, dass es sich
beim Werken auf den Finger hauen oder mit der
Säge verletzen könnte, achtsam und konzentriert
arbeiten und die Werkzeuge mit Respekt nutzen.
Der sichere Umgang mit dem Werkzeug und das
handwerkliche Geschick entstehen aber erst durch
Übung und darum ist es wichtig, Kindern etwas
zuzutrauen und sie nicht nur zusehen, sondern selber
Hand anlegen zu lassen.
Bei der Auswahl der Projekte ist es wichtig, langsam
anzufangen und das Augenmerk auf schnellen
Erfolgserlebnisse zu legen, denn die Geduld
und Ausdauer von Kindern muss erst noch wachsen.
Dabei ist es auch möglich, vorgefertigte Teile
zu nutzen, die nur gebohrt, verschraubt oder zusammengeleimt
werden müssen. Grundsätzlich
sind die Projektideen lediglich Anregungen und
das Kind muss den Freiraum haben, eigene Ideen
zu verwirklichen und das Projekt abzuwandeln.
Lob und Anerkennung sind natürlich auch sehr
wichtig, doch darf nicht nach den Maßstäben Erwachsener
geurteilt werden. Gelobt werden sollte
vor allem die Ausdauer, Geduld oder Fantasie, die
das Kind gezeigt hat, weniger das Ergebnis selbst.
Wenn Kinder stolz und zufrieden auf ihr Werk schauen
können, motiviert sie dieses Erfolgserlebnis, sodass
sie sich selbstbewusst an das nächste, vielleicht
anspruchsvollere Projekt heranwagen.
erziehung
BUCHTIPP: »Werkstatt Holz« von 5 bis 12 Jahren
Schnitzen, raspeln, sägen, bohren, nageln oder bildhauen – mit diesem
Buch lernen Kinder fast alle Holzbearbeitungstechniken und
Werkzeuge kennen und anzuwenden. Zu jeder Technik gibt es ein
tolles Bau-Projekt.
VERLAG HAUPT VERLAG AG, BERN
ISBN 978-3-258-60080-2
TOLLE PROJEKTE ONLINE: Kreative Kiste
Eine Fundgrube mit kostenlose Bauanleitungen und vielen tollen
Anregungen zum Werken mit Holz für Kinder und Jugendliche.
HTTPS://WWW.KREATIVEKISTE.DE/BASTELIDEEN/HOLZ-BASTELN
MB