Das Summen
der Nachhaltigkeit
Stiftung Hafenbiene
Es ist längst kein Geheimnis mehr, den Bienen geht es überhaupt
nicht gut. Ihre Population auf unserem Planeten ist erschreckend
geschrumpft. Die Gründe für das Sterben nützlicher Insekten sind
ebenfalls hinlänglich bekannt, werden aber ignoriert oder heruntergespielt,
weil beispielsweise in der mit Pestiziden vergifteten Landwirtschaft
Ertragsinteressen überwiegen. Jeder Einzelne von uns
könnte auf recht einfache Weise helfen, ohne dass er deshalb gleich
zum Imker werden muss. Einer, der diesen Weg nicht gehen musste
aber unbedingt wollte, ist der Bremerhavener Andreas Bredehorn.
Mit 25 Jahren beginnt der gelernte Werbegrafiker sich für das Imkern
zu interessieren und macht es zu seinem Hobby. Innerhalb kürzester
Zeit entwickelt sich solch eine starke emotionale Bindung zu seinen
summenden Honigproduzenten, dass sie nahtlos in Leidenschaft
übergeht. Seit 2011 ist er nun als Stadtimker tätig. Hoch motiviert engagiert
er sich gleich in mehrere Richtungen: Workshops, Aufklärung
in Kitas und an Schulen, Instruktionen für den Bau von Insektenhotels
und nicht zuletzt in die Gründung seiner „Stiftung Hafenbiene“, für die
er sich als Hauptstandort und festen Ankerplatz nichts Besseres als
den sogenannten „Pulverschuppen“ im Naherholungsgebiet Speckenbütteler
Park vorstellen kann.
Akribische Investitionsplanung zur Errichtung der Grundumsetzungen
gehört für ihn dazu. Freifläche und Räumlichkeiten wären ideal für seine
Bienenstöcke, das Unterstellen von Materialien, Seminare und Anschauungsunterricht
für Kinder und Erwachsene. Letztere kommen
aus dem Staunen nicht mehr heraus, wenn sie bei ihm und seinen
Schützlingen vor Ort sind. „Das ist gut so“, sagt er lächelnd, „wenn
man staunt, dann fängt man an, sich Gedanken zu machen.“ Seinen
emotionalen Bezug und weniger Angst wünscht er sich von den Mitmenschen.
„Bienen stechen nur selten, weil sie wissen, dass sie danach
sterben. Sie haben ihren Stachel nur zur Verteidigung. Bei Wespen
verhält sich das allerdings anders.“
Der richtige Standort ist das A und O für eine erfolgreiche Honigernte
oder den Erhalt einer gewünschten Honigsorte. Dem Bremerhavener
geht es in erster Linie aber nicht nur um den Honig. Seine Sorge gilt
schon lange vor der Ausübung seines Berufes den Folgen des erwiesenen
Insekten- und Bienensterbens: „Weil Obst und Gemüse durch mangelndes
Bestäuben zur Neige gehen.“ Deshalb ist ihm Konkurrenzdenken
auch fremd und unverständlich. Das Gegenteil sollte der Fall sein.
Gegenseitige Hilfe sieht Bredehorn als wesentlich effektiver beim Gedanken
an den Erhalt der Bienen. Beispielhaft ist seine Hilfe für Neu-
Imker, denen er seine Unterstützung anbietet, und die sich auch gern
Utensilien, wie Schleuder oder Smoker, bei ihm ausleihen können.
Sein Engagement trägt vielerorts Früchte. So hat ihm das Atlantic Hotel
Sail City ein grasbewachsenes Zuhause für 180.000 gold-braune
Nektarsucher auf dem Dach zur Verfügung gestellt. Bei der AOK, diversen
anderen Firmen und Schulen schwirren sie inzwischen ebenfalls
herum. „In der Stadt finden die Bienen mehr Futter als auf dem
Land. Monokulturen von Raps oder Mais machen den Tieren nämlich
zunehmend das Leben schwer“, sagt der einzige Dachimker der
Seestadt. Bei ihm ist alles regional. Sogar seine Bienenkästen werden
nicht beim Großhändler geordert, sondern millimetergenau in den
Werkstätten der Lebenshilfe Bremerhaven e.V. hergestellt. Wenngleich
ihm inzwischen auch zusätzliche Mitarbeiter aktiv zur Seite stehen,
sein enormes Engagement lassen Arbeit und Freizeit derart unbemerkt
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LAUFPASS-Redakteur George „Bee“ Miller
bei seinem ersten Imker-Versuch
Fotos: MakroBetz/shutterstock.com | Andreas Bredehorn | Jens Lehmkuehler