Hinzu kommt die unerträgliche Falschverwendung
der Begriffe durch Autoren wie Stöcker,
die sich in der Corona-Zeit als besserwissende
Vertreter einer journalistischen Justiz aufspielten,
ohne dabei ihrer Sorgfaltspflicht nachzukommen.
Munter werden dort Erkrankung
und Fälle und Infekte durcheinandergeworfen.
Auch die Statistiken trugen die falschen
Bezeichnungen. Positiv auf SARS-CoV-2 getestete
liefen unter COVID19-Fälle. Da COVID19
die manifeste Erkrankung sein sollte,
suggerierten die Daten ein völlig falsches
Bild. Infiziert heißt eben nicht krank. SARSCoV
2 positiv heißt eben nicht COVID19.
Und SARS-CoV-2 positiv im Moment des Todes
heißt nicht „an COVID19 erkrankt und daran
gestorben“. Es bedeutet, wie Pathologen
in der ganzen Welt seit Anfang April wissen:
Alte und kranke Menschen sterben an vielen
Erkrankungen, Organschäden und den Folgen
von Unfällen sowie Infektionen, die sie sich in
Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern zuziehen.
Dass bei sterbenden Menschen auch
SARS-CoV-2 im Moment des Todes nachgewiesen
werden kann, ist medizinisch sicher interessant.
So lange aber nicht klar ist, ob und
wie Sars-CoV-2 zu einer Krankheit mit Todesfolge
führt, ist es fragwürdig, hier von Corona-
Toten zu sprechen.
Christian Stöcker schreibt: „Dabei verbreitet
Wodarg nachweislich Unsinn: Covid-19 ist aus
einer Reihe von Gründen sowohl ansteckender
als auch tödlicher als eine normale Grippeepidemie.“
Hier offenbart sich das ganze sprachliche und
fachliche Dilemma des Psychologen Stöcker.
COVID19 ist die von SARS-CoV-2 ausgelöste
Erkrankung. Bei der Ansteckung mit SARSCoV
2 wird ein Virus übertragen, keine Krankheit.
Es verbreitet sich das Virus, noch nicht
die Krankheit. Und auch eine Grippeepidemie
ist nicht ansteckend. Eine Epidemie ist das
Auftreten einer ansteckenden Krankheit in einem
bestimmten begrenzten Verbreitungsgebiet.
Und eine Epidemie ist auch per se nicht
tödlich – eine Epidemie beschreibt die Verbreitung
des Erregers und die durch den Erreger
verursachten Erkrankungen. Es gibt Erkrankungen,
die sich in endemischen, epidemischen
oder pandemischen Maßstäben
verbreiten. Je nach Erreger und den Umfeldbedingungen,
sowie persönlichen Gesundheitsvoraussetzungen,
in denen die Menschen
auf den Erreger treffen, führen sie zu
keinen, milden, starken oder schweren Symptomen/
Erkrankungen. Der nachweisliche Unsinn
wohnt bereits in Stöckers Formulierungen.
Satz für Satz. Und seine KollegInnen tun
es ihm gleich.
Das Fehlen eines Bewusstseins von den korrekten
Bezeichnungen ist an sich bereits ein
fürchterliches Indiz für die mangelhafte wissenschaftliche
und journalistische Durchdringung
der Ereignisse. Es zeigt sich die fehlende
Distanz der AutorInnen zu ihren eigenen
Haltungen und Annahmen (Vorurteilen und
Ängsten). Unreflektiert und unter Außerachtlassung
der journalistischen Sorgfaltspflicht,
schwadronieren sie vor sich hin, wähnen sich
„im Recht“ und diskreditieren ernsthaft forschende
und differenziert denkende Experten.
Sie vermeiden präzise Quellenarbeit
und auch die erforderlichen Quellenangaben.
Komplexe Analysen, die von Fachleuten publiziert
werden, wie jene von Wodarg, Ioannidis,
Wittkowski oder Kuhbandner werden mit
einer kaltschnäuzigen journalistischen Oberflächlichkeit
diskreditiert und in einer nie dagewesenen
Arroganz für falsch erklärt.
Bei ihrer Diffamierung von Experten, die nicht
dem Diktat von Spahn, RKI und Drosten folgen,
weisen die Journalisten beflissen darauf
hin, dass es in vielen Ländern viele COVID19-
Tote gäbe und übersehen das Wesentliche erneut:
das Dilemma der Zählweisen. Es war von
Anfang an bekannt. Zwei Faktoren prägen die
Ergebnisse: Erstens wurden anfangs auf Geheiß
des RKI bis auf wenige Ausnahmen Verstorbene,
die SARS-CoV-2 positiv waren, nicht
obduziert. Dort, wo sie obduziert werden, finden
die Pathologen in der Regel eindeutige andere
Todesursachen. Ob der Infekt hier eine