
SELTEN SCHWERE ZWISCHENFÄLLE
Erfreulich ist, dass es bei einer Behandlung auf eigene Faust selten
zu schweren Zwischenfällen kommt, wie eine Studie der Unikliniken
Rostock, Greifswald, Jena und Weimar nahelegt. Von den fast 7.000
Patientinnen und Patienten, die wegen Neben- und Wechselwirkungen
von Arzneimitteln auf einer internistischen Abteilung behandelt
wurden, ging ein Großteil der Beschwerden auf verschreibungspflichtige
Mittel zurück. Nur 266 von ihnen, das sind vier Prozent,
hatten eigenständig zu einem Medikament gegriffen.
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mit einer Lebererkrankung, einer Epilepsie oder Alkoholabhängigkeit
achten. Alkohol kann zudem die Wirkung von Bluthochdruckmitteln
verstärken. Vorsicht ist auch angesagt, wenn
Frauen schwanger sind oder stillen. Das Baby könnte über die
Nabelschnur oder die Muttermilch etwas von dem Wirkstoff
»abbekommen«. Auch bei der Selbstmedikation kleiner Kinder
ist es besser, eine Kinderärztin/einen Kinderarzt zurate zu ziehen:
Der kindliche Organismus reagiert empfindlicher auf Medikamente
und nicht jedes Erwachsenen-Medikament ist für
die Kleinen geeignet.
Schmerzmittel gefährlich Besonders Schmerzmittel können
gefährliche Folgen haben. Bekannte, auch rezeptfrei erhältliche
Substanzen wie ASS, Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen oder
Paracetamol sind zwar in der Regel gut verträglich und lindern
leichte bis mittlere Schmerzen zuverlässig. „Doch werden die
Präparate über längere Zeit oder hoch dosiert eingenommen,
können sie Nieren, Magen, Darm oder Leber schädigen“, warnt
AOK-Experte Lindner. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
kann sich erhöhen. Zudem hat ASS besonders ausgeprägte
Auswirkungen auf die Blutgerinnung: Blutungen bei
einer eventuell erforderlichen Zahnbehandlung im Falle von
Zahnschmerzen oder bei anderen Eingriffen können sich verstärken.
Das gilt auch für die Regelblutung. Damit nicht genug:
Paradoxerweise können Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen
bei längerem Gebrauch wiederum zu Kopfschmerzen führen -
denn sie können abhängig machen. Lindner: „Wegen all dieser
Gefahren gilt, dass Schmerzmittel nicht länger als vier Tage hintereinander
und höchstens an zehn Tagen im Monat eingenommen
werden sollten.“
Selbstmedikation bei COVID-19 Haben bestimmte Arzneien
Einfluss auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus?
Darf ich derzeit auch weiterhin fiebersenkende Medikamente
nehmen? Und wenn ja, welche? Die Verunsicherung zahlreicher
Menschen angesichts der Corona-Pandemie führt schnell zu
Gerüchten und Falschmeldungen, oft auch in sozialen Medien.
„Solche Hinweise sind in der Regel nicht wissenschaftlich belegt“,
sagt Apotheker Tobias Lindner. Seriöse Informationen gibt
es beispielsweise beim Robert Koch-Institut oder auf den Seiten
des Bundesgesundheitsministeriums. „Ohne Rücksprache
mit dem Arzt oder Apotheker“, so Lindner weiter, „sollten in der
derzeitigen Situation auch freiverkäufliche Medikamente nicht
einfach eingenommen werden.“ Doch auch das eigenmächtige
Absetzen von verordneten Arzneimitteln kann zu gesundheitlichen
Problemen führen. Wer sich wegen eines Medikaments
Sorgen macht, sollte sich beim Arzt oder Apotheker Rat holen.
Auf Nummer sicher Bei den geringsten Beschwerden gleich
zu einem Medikament greifen sollte besser nicht zur Gewohnheit
werden. Stattdessen gilt es, den Ursachen auf den Grund
zu gehen. So stecken hinter Kopf- oder Rückenschmerzen oft
Anspannung, Stress oder Fehlhaltungen. Eine Arbeitspause,
ein Spaziergang an der frischen Luft, Rücken- oder Entspannungsübungen
können oft Abhilfe schaffen. Bei Erkältungen
ist meist Ruhe das Wichtigste. Mal zu Hause bleiben und sich
ins Bett legen kann Wunder bewirken. Wenn Patientinnen und
Patienten sich mit einem Arzneimittel selbst behandeln, sollten
sie auf Nummer sichergehen. „Das heißt, den Beipackzettel genau
studieren und sich bei Unsicherheiten in der Apotheke beraten
lassen“, rät Lindner. Sicherste Anlaufstelle ist und bleibt
die Hausarztpraxis. Die Ärztin beziehungsweise der Arzt kann
ein sogenanntes »grünes Rezept« ausstellen. Das ist zwar keine
Verordnung, deren Kosten die Krankenkassen tragen, aber eine
ärztliche Empfehlung.
WEITERE INFORMATIONEN
Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V.:
www.bah-bonn.de > Unsere Themen > Selbstmedikation
Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V.:
www.abda.de > Themen > Selbstmedikation
Stiftung Warentest: www.test.de/thema/medikamente
& www.test.de > Selbstmedikation
Robert Koch Institut: www.rki.de
Bundesgesundheitsministerium:
www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.:
www.dhs.de > Informationsmaterial > Broschüren
> Medikamentenabhängigkeit
ERKÄLTUNGEN:
»NASENTROPFEN-NASE«
VERMEIDEN
Gerade bei Husten, Schnupfen, Heiserkeit greifen die
Deutschen oft zu rezeptfreien Präparaten. Kaum zu glauben,
aber viele Nasensprays und -tropfen, die die Nasenschleimhaut
abschwellen lassen und die Atemwege
wieder freimachen, können zu einer körperlichen Abhängigkeit
führen. Länger als eine Woche angewendet, kann
ein Nasenspray einen medikamentenbedingten Schnupfen
auslösen, der immer mehr Nasenspray erfordert. Die
Nasenschleimhaut trocknet aus und wird wiederum anfälliger
für Viren und Bakterien. Um diese »Nasentropfen-
Nase« zu vermeiden, sollten abschwellende Nasensprays
und -tropfen maximal fünf bis sieben Tage hintereinander
gebraucht werden. Bei Erkältungen ist ein Arztbesuch
dann angesagt, wenn Fieber über 39 Grad auftritt,
bei eitrigem oder blutigem Auswurf, bei mühsamer Atmung
sowie bei rasselnden oder pfeifenden Geräuschen
beim Atmen.
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