
Fotos: PETA
SCHWEINEZUCHT FREILAND-LEGEHENNEN
Die massenhafte tierquälerische Haltung und
grausame Ermordung unserer leidensfähigen
Mitwesen macht aus der Welt ein Schlachthaus.
Unsere Erde ist ein Ort des fehlenden
Mitgefühls und der Blindheit für die Interessen
unserer Mitwesen geworden. Zugleich ist
die Tierverwertungsindustrie auf der gesamten
Länge ihrer Wertschöpfungskette eine der größten
Belastungen für die Umwelt. Land, Wasser,
Luft und Atmosphäre werden dauerhaft vergiftet,
Ressourcen verschwendet und Lebensräume
vernichtet. Hinzu kommt, dass der Verzehr
von tierischen Produkten zu den Hauptursachen
zahlreicher „Zivilisationskrankheiten“
zählt: Krebs, Schlaganfall, Fettleibigkeit, Blinddarmentzündung,
Osteoporose, Arthritis, Diabetes,
um nur einige wenige
zu nennen. Damit nicht genug,
enthält Fleisch Ansammlungen
von Pestiziden und anderen
Chemikalien, die bis zu 14
mal konzentrierter sind als in
pflanzlichen Lebensmitteln.
SPE·ZI·E·SIS·MUS
/Speziesísmus/
Substantiv, maskulin der Anschauung, nach der der Mensch allen anderen
Arten überlegen und daher berechtigt sei, deren Vertreter nach seinem
Gutdünken zu behandeln
Es gibt bereits viele gute - eigennützige - Gründe,
keine Mitwesen mehr zu verzehren oder die
aus ihren sterblichen Überresten hergestellten
Produkte nicht mehr zu verwenden. Ganz egoistisch
betrachtet, ist ein Leben ohne Nutzung
von Tieren wesentlich klüger: Es ist gesünder,
günstiger, schont Ressourcen und entlastet die
Umwelt. Bereits diese gesicherte Erkenntnis
sollte jeden Menschen zu einem Umdenken anregen.
Doch Marketing, Ernährungsgewohnheiten
und Verbrauchertäuschung überlagern rationale
Erkenntnisse.
Die Welt ist süchtig nach Fleisch, unter anderem
auch, weil die Fleischverwertungsindustrie
uns darauf konditioniert hat und uns die leidensfähigen
Mitwesen in anonymisierter Form
als industrielle Produkte und Rohstofflieferanten
präsentiert. Das tierische Individuum als
leidensfähiges Lebewesen mit eigenen Interessen
ist in der Massenmord-Industrie im doppelten
Sinn eliminiert worden. Nur deshalb können
wir „Schweinchen schlau“, „Ferdinand,
den Stier“, den Fisch „Nemo“ zu Tode quälen
und aufessen, während wir Katze Minka, Hund
Paul und den Sittich Fritzchen mit Tränen verabschieden,
wenn das Tier uns nach Jahren dann
mal tot verlassen muss.
Wir unterscheiden zwischen Tieren, die wir lieb
haben und solchen, die wir eines artgerechten
Lebens berauben, sie zu Tode quälen, um
sie dann zu verwerten. Das tun wir in der Regel
aus unserer jeweiligen Geschichte und Sozialisierung
heraus. Während wir in Nordeuropa
Singvögel lieben und füttern, ihnen Bruträume
herstellen, gelten sie im Süden Europas als Delikatesse
und werden bejagt und verzehrt. Während
in weiten Teilen der westlichen Welt Hunde
wie Familienmitglieder behandelt werden,
werden sie in anderen, vor allem asiatischen
Ländern, gezüchtet und eingefangen, um geschlachtet
und verwertet zu werden. Den Gipfel
macht hier das chinesische Yulin Hundefleisch-
Festival, bei dem jedes Jahr Zehntausende Hunde
bei vollem Bewusstsein gehäutet, zerschnitten,
mit Feuer enthaart und erschlagen werden.
Was uns Nordeuropäern das Blut in den Adern
gefrieren lässt, wenn es um Bello geht, ist uns
völlig gleichgültig, wenn bei uns Schweine, Rinder
oder Geflügel mit gleicher oder ähnlicher
Grausamkeit behandelt werden. Und während
in Indien die Kühe heilig sind, verschwinden sie
bei uns millionenfach in den Tötungshallen der
Schlachthöfe, um Burger-Patties, Schuhe und
Ledersitze zu werden.
Verrückte Welt? Keineswegs. Die Haltungen
und Verhaltensweisen der unterschiedlichen
Kulturen im Umgang mit leidensfähigen Mitwesen
lassen sich historisch und sozial nacherzählen
und damit in ihrer Entwicklung beschreiben.
Und dennoch greift ein spürbares
Unbehagen um sich. Zwei
Strömungen bilden sich derzeit heraus.
Die eine betrachtet den Umgang
mit Natur und den Tieren aus
einer globalen ökologischen Sicht
und leitet daraus Argumente gegen
Massentierhaltung ab. Das birgt
ein großes Potenzial für Veränderungen, selbst
wenn hier das Kernmotiv zahlreicher junger Bewegungen
vor allem die Angst vor dem Untergang
der (eigenen Art und) Welt ist. „Fleisch
aus Pflanzen“ erfreut sich großer Beliebtheit
und die ökologische Bilanz der Massentierhaltung
wird schärfer überprüft. Ein guter Trend,
der als „Nebenwirkung“ der bisweilen fragwürdigen
Klimadiskussion die Anzahl der ermordeten
und gequälten Kreaturen auf unserem blutgetränkten
Planeten verringern könnte.
Interessanter und von größerer Nachhaltigkeit
für das Verhältnis von Mensch und Tier sind jedoch
ethische Ansätze, die sich mit der Frage
der elementaren Rechte der Tiere befassen.
Die unterschiedlichen Denkrichtungen, die sich
mit dem Thema auseinandersetzen, finden sich
überwiegend in einer zentralen Fragestellung
wieder, die sich mit der Abwägung von Inter-
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