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Auf die Dosierung kommt es an
Kinder und Medikamente – worauf man achten sollte
Mehr als jedes zehnte Kind wird zu Hause falsch behandelt
Ihr Kind ist krank und braucht Medikamente? Dann sollten Eltern
nicht einfach eigene Tabletten halbiert oder geviertelt
verabreichen oder Tropfen mal eben geringer dosieren. „Der
Stoffwechsel und das Immunsystem arbeiten bei Kindern anders
als bei Erwachsenen. Die Gefahr einer Über- oder Unterdosierung
ist daher sehr groß, wenn Arzneimittel für Erwachsene
ohne Angabe einer speziellen Kinderdosierung
verordnet werden“, sagt Tobias Lindner, Apotheker bei der
AOK. Eltern sollten deshalb immer ihren Arzt oder Apotheker
fragen, bevor sie ihren Kindern Arzneimittel geben. Kinder
unter 18 Jahren sind übrigens von allen Arzneimittelzuzahlungen
befreit.
Um die Sicherheit der Medikamente für Kinder zu verbessern,
gibt es seit 2007 eine EU-Verordnung für Kinderarzneimittel
(www.bfarm.de > Arzneimittel > Arzneimittel für Kinder). Danach
muss die Eignung eines neuen Medikaments auch für
Kinder und Jugendliche durch Studien nachgewiesen werden.
Spezielle Arzneimittel für Kinder gibt es beispielsweise im Bereich
der Erkältungsmittel, zur Prophylaxe gegen Karies und
gegen Rachitis. Diese Arzneimittel sind zum Teil extra gekennzeichnet,
etwa durch einen großen Aufdruck: »Für Säuglinge«
oder »Für Schulkinder«.
Medikamente sind meistens für Erwachsene Doch ein
grundsätzliches Problem bleibt, so Lindner: „Die meisten Arzneimittel
sind für Erwachsene konzipiert und nicht speziell für
Kinder geprüft und zugelassen. Diese werden also oft mit Medikamenten
behandelt, die gar nicht ausreichend für sie getestet
sind.“ Bei der Verordnung von Medikamenten bleibt den Ärzten
daher oft nur der Griff zur Medizin für Erwachsene. Das gilt
vor allem im Bereich der Schmerzmittel und bei der Behandlung
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von Krebserkrankungen. Kinder- und Jugendärzte passen
die Dosierung von bereits auf dem Markt befindlichen Medikamenten
meist auf der Grundlage von Erfahrungswerten an. Zudem
erkennt der Arzt oder Apotheker an der Konzentration des
Wirkstoffs, ob sie für Kleinkinder oder Heranwachsende geeignet
sind.
Die Ursache ist bis heute nicht geklärt. Erbliche Faktoren, immunologische
Fehlsteuerungen und äußere Einflüsse (z.B. Infektionen,
Stress) werden als mögliche Ursachen diskutiert. Zehn bis
15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren mit
einem Typ-1-Diabetes haben erstgradige Verwandte mit einem
Diabetes und somit eine familiäre »Vorbelastung«.
Kinder werden falsch behandelt Doch nicht immer halten
sich die Eltern an die vom Arzt verschriebene Menge: Eine gemeinsame
Studie der Uniklinik Erlangen und des Robert Koch-
Instituts hat ergeben, dass mehr als jedes zehnte Kind zu Hause
falsch behandelt wird. In zehn bis 15 Prozent der Fälle (www.
fau.de > Kinder falsche Behandlung) gaben Eltern das Medikament
in einer zu niedrigen Dosierung - vermutlich im Glauben,
ihr Kind damit weniger zu schädigen. Das ist jedoch gefährlich,
weil durch die geringere Dosis die Wirkung des Medikaments
ausbleiben kann. Neben der richtigen Dosierung kommt
es auch auf Häufigkeit, Zeitpunkt und Dauer der Einnahme an.
Manche Medikamente müssen vor den Mahlzeiten genommen
werden, um ihre Wirkung optimal zu entfalten, andere während
oder nach dem Essen – am besten mit viel Wasser.
Dosierung und Zeitraum beachten Bei Dosierungsangaben
mit Löffeln ist darauf achten, ob Tee- oder Esslöffel gemeint
sind. Das Standardmaß für Teelöffel ist normalerweise 5
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