
TECHNIK DER
ZUKUNFT?
„Grüner“ Wasserstoff aus Bremerhaven
Eine der größten Herausforderungen erneuerbarer Energien ist, sie auch möglichst effizient zu nutzen. Besonders in der Windkraft sind
dafür Innovationen nötig. Das Schlüsselthema ist dabei die Speicherung des erzeugten Stroms und die Verwendung von aus Windkraft
gewonnenen Stromüberschüssen. Auf den Flächen des ehemaligen Flugplatzes Luneort soll ein Testgelände entstehen, welches die Potenziale
von Wasserstoff als Energiespeicher untersucht. „Im Fokus steht dabei eine stabile Einspeisung von Windstrom ins Stromnetz, aber
auch die Erprobung neuer Anwendungsfelder für den grünen Wasserstoff“, sagt Diplom-Physikerin Nora Denecke vom Fraunhofer-Institut
für Windenergiesysteme IWES in Bremerhaven.
Wie die Deutsche Presse-Agentur am 30. November
2019 berichtete, konnte der Energiekonzern
E.ON 2019 einen neuen Rekord verbuchen.
Mit Windrädern an Land und auf See konnten
bis Ende Oktober fast 108.000 Gigawattstunden
Strom produziert werden. Das sind 15 Prozent
mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Als
Grund für diesen Zuwachs gibt das Unternehmen
das ungewöhnlich windreiche Jahr 2019 an.
Doch ein großer Teil des produzierten Stroms
kommt nicht beim Verbraucher an, da die Netze
nicht ausreichen, um den Ökostrom abzutransportieren,
schreibt Michael Kerler von der Augsburger
Allgemeinen.
Das große Problem ist, dass die Anlagen abgeschaltet
werden, wenn die maximale Netzkapazität
erreicht worden ist. „Erneuerbarer Strom
darf nicht ungenutzt verschwendet werden, weil
klimaschädlicher Kohlestrom die Netze verstopft“,
beschwert sich Annalena Baerbock von
den Grünen im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen.
Damit Windenergie bei hohem Aufkommen
nicht einfach abgeregelt wird, fordert
sie: „alternative Verwendungsmöglichkeiten für
den überschüssigen Ökostrom.“
WASSERSTOFFWIRTSCHAFT
Für das geplante Modellprojekt „Wasserstoff –
grünes Gas für Bremerhaven“ entsteht im südlichen
Fischereihafen ein Elektrolyse-Testfeld.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren, von Januar
2020 bis Dezember 2021, soll hier durch
Elektrolyse der Strom einer Windkraftanlage in
Wasserstoff umgewandelt werden. Dafür möchten
das Land Bremen und die EU jeweils 10 Millionen
Euro bereitstellen. Von den insgesamt 20
Millionen Euro sind 16 Millionen Euro für die eigentliche
Teststruktur und vier Millionen Euro
für die Erprobung verschiedener Anwendungsfeldern
vorgesehen.
Für das Projekt wird ein bereits bestehender
Hangar des Alfred-Wegener-Instituts angemietet,
in dem zwei Elektrolyseure der 1 MW Klasse
aufgebaut werden. Zusätzliche Acht Stellplätze
sollen geschaffen werden, um im Anschluss an
das Modellprojekt weitere Forschungs- und Entwicklungsprojekte
durchführen zu können. Außerdem
möchte das Fraunhofer IWES die bereits
vorhandene 8 MW Windenergieanlage des Typs
ADWEN AD8-180 nutzen. Der hieraus gewonnene
Strom soll beim Bremerhavener Wasserstoff-
Modellprojekt für die Umwandlung in Wasserstoff
durch Elektrolyse genutzt werden.
Neben der Produktion von Wasserstoff steht
auch dessen Nutzung als Speichermedium für
nachhaltig erzeugten Strom aus Windkraft im
Fokus des Projekts. Hier werden neue Verfahren
zur Speicherung getestet. Das Prinzip der Elektrolyse
ist schnell erklärt: Um Wasserstoff aus
Wasser zu gewinnen, wird dem Wasser Strom
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Zukunftsorientiert: Energiekonzept eines grünen Gewerbeparks
Bildmaterial und Grafiken: BIS Bremerhaven | remotevfx.com/shutterstock.com