
IDEEN
BRAUCHEN
RAUM
BREMERHAVENER KREATIVBÜRO HILFT
BEI DER REALISIERUNG VON PROJEKTEN
„Wo ist das Potenzial in Bremerhaven?“ steht in grellem Signalrot auf
der Schaufensterscheibe der Alten Bürger 218. Ein altes Gründerzeithaus
in Bremerhaven. Hinter der Scheibe befindet sich das Büro, in
dem Ann-Christin Hitzemann und Niklas Piatkowksi eben genau dieser
Frage auf den Grund gehen möchten. Seit Mitte September 2016
betreiben sie, in Kooperation mit der BIS Bremerhaven und dem Kulturamt,
eine Anlaufstelle für allerlei kreative Ideen für die Seestadt.
Der „Kreative Aufbruch Bremerhaven“, kurz .kab betreut mittlerweile 50
Projekte von 150 Akteuren aus der Kunst- und Kulturszene Bremerhavens.
„Wichtig ist für uns nicht nur, das letztendliche Resultat zu fördern, sondern
vielmehr den Prozess von der Idee bis zum fertigen Endprodukt zu
begleiten“, erklärt Niklas Piatkowski. Das Büro steht den kreativen und
Kulturschaffenden dabei mit Rat und Tat zur Seite. Sie machen passende
Finanzierungsmöglichkeiten ausfindig und lassen aus ambitioniertem
Kopfkino realisierbare Konzepte entstehen.
Im Erdgeschoss stehen noch Teile des Messeaufbaus, mit dem .kab auf
der Kreativmesse Ende November 2019 „Kreativwirtschaft & Kultur“ zu
Gast war. Hier richtete .kab einen Ideen-Wettbewerb aus, bei dem Teilnehmer
600 Euro gewinnen konnten, um ihre Vision zu verwirklichen. Die
einzige Bedingung für die Teilnahme ist ein Bezug der Projektidee zur Seestadt.
Per Losverfahren hat das Projekt „Analoges Entdecken von Alltäglichem“
von Patrick Szalewicz gewonnen, welches sich mit fotografischen
20 www.laufpass.com
Aufnahmen, bestehend aus typischen Bremerhavener Motiven, auseinandersetzt.
Die daraus entstehenden Dias werden in analogen Holzkästen
zu kleinen Bildwelten zusammengefügt. Ein weiteres Projekt beschäftigt
sich ebenfalls mit Fotografie. Bei „Gar kein Beton“ geht es um die Ästhetik
des urbanen Trend-Sports, des Skatens, das jedes Hindernis als Inspirationsquelle
sieht. An einem Betonblock machen die Akteure Sprünge,
Slides und Grinds und dokumentieren das in Bildern. Anschließend sollen
die Arbeiten auch ausgestellt werden. Ein weiteres, spannendes Projekt
ist eine große Kunstinstallation, die praktisch als Pop-up-Space auf
dem Zolli entstehen wird. Ähnlich wie bei Pop-up-Stores handelt es sich
dabei um mehr oder minder kurzzeitige Raumnutzungen, die brachliegenden
Räumen und Plätzen neues Leben einhauchen sollen. Genauso gibt
es aber auch Projekte, die den ganzen Stadtraum bespielen. So ist derzeit
die Umsetzung eines Christopher Street Days in Planung, an der mehrere
Netzwerke der LGBTQ Community teilnehmen.
RAUMEROBERUNG
Auch ein eigenes Projekt hat Niklas Piatkowski gemeinsam mit einem Kollegen
schon umsetzen können: Die Initiative .werk. Sie erschließt neue
Raumnutzungskonzepte und versucht, Ansätze zu erkunden, die auch auf
andere Objekte übertragbar sind, um dem allgegenwärtigen Leerstand in
Bremerhaven entgegenwirken zu können. Die Nr. 218 in der Alten Bürger
dient ihnen dabei als Experimentierfeld. Das Haus haben sie günstig von
der Stäwog erwerben können – nur mit einer einzigen Auflage: Es sollte
Fotos: Maikel Karkoush | Björn Gerken