
Wir lernen Dörte Handke zufällig bei einem
Tandemsprung in Hüttenbusch
kennen. Sie klettert mit uns in den Flieger
und steigt auf, um einen Solosprung zu machen.
Sie springt vor uns ab und zieht die
Reißleine ihres Fallschirms bei 1.000 Metern
– 500 Meter später als wir es kurz danach
tun. Am Boden treffen wir uns wieder
und es ist unübersehbar, dass die junge Frau
komplett begeistert vom Fallschirmsport ist.
Dörte Handke hat 2015 mit dem Fallschirmsport
angefangen und sich von Anfang an für
das Packen der Fallschirme interessiert. „Ich
wollte nicht nur ein Gurtzeug (so nennt man
das Komplettsystem, Anm.d. Red.) auf den
Rücken haben. Ich wollte wissen, was da alles
genau drinnen steckt, wie es da drinnen
steckt und wie es funktioniert.“ Sie lernt das
so schnell und kann es so gut, dass sie anfängt,
damit auch Geld zu verdienen. „Nach
dem Erhalt meiner Lizenz wollte ich meine
Springererfahrungen auf so vielen verschiedenen
Plätzen wie möglich sammeln.
Auf den Plätzen bot ich mich
während des Sprungbetriebs nach
und nach zum Packen von Fallschirmen
an. Ich finanzierte mir dadurch
die Ausrüstung und die Sprünge.“ Vor
allem in der Tandemsprung-Saison unterstützt
sie die Veranstalter – ihr Heimatplatz
ist der von Tandem-Skydive
Deutschland geworden, welcher
schon fast ein zweites Wohnzimmer
für sie ist.
„Der Bedarf an Packern ist in der
Hauptsaison relativ hoch, sodass
ich mich im Sommer 2017 nebenbei
selbstständig gemacht habe. Immer
mit dem Ziel, irgendwann die Ausbildung
zum Fallschirmwart zu machen.“
Was macht ein Fallschirmwart? „Die
Gurtzeuge müssen nach Herstellerangaben,
meist aber einmal jährlich, gewartet
werden. Das bedeutet, dass alle
Komponenten des Gurtzeuges – der
Hauptschirm, Reserveschirm und das
Gurtzeug selbst – auf Mängel überprüft
werden und der Reserveschirm
neu gepackt wird.“ Nebenbei fallen
noch viele andere Dinge an: Der Öffnungsautomat,
der automatisch den
Fallschirm öffnet, wenn in einer bestimmten
Höhe eine festgelegte Geschwindigkeit überschritten
wird, muss unter Umständen zur
Wartung eingeschickt werden. In Kooperation
mit Fallschirmtechnikern finden diverse Reparaturen
oder zum Beispiel Leinenwechsel
statt. Manchmal wird der Kunde auch beraten,
wenn er etwas Neues oder Anderes sucht
oder selbst etwas verkaufen will.
Voraussetzung für den Fallschirmwart, sowie
für alle anderen Weiterbildungen im Fallschirmsport
auch, ist eine bestimmte Anzahl
von Sprüngen. Als Dörte die Pflicht-Anzahl zusammen
hatte und auch einiges an Packungen,
machte sie Anfang 2019 die Ausbildung
zum Fallschirmwart. Gemeinsam mit Matthias
Metelmann (der neben Tandempilot, auch
Fallschirmwart und Ausbilder für Tandempiloten
und Sprungschüler ist) etablierte Dörte
Handke eine gemeinsame Werkstatt in Tornesch,
im Westen von Hamburg. Zur Wartung
der Schirme benötigt man ausreichend Platz,
um die Schirme auch aufhängen zu können.
Man braucht Werkzeug, um die Reserven neu
packen zu können und Lagerplatz. „Anfang
des Jahres haben wir unsere Wartlizenz um
das Modul Rettungsgeräte erweitert. Wir bieten
nun zusätzlich Piloten und Flugvereinen im
gesamten Norddeutschen Raum an, die Notfallschirme/
systeme zu warten. Vor Kurzem
haben wir mit dem Modul Nähberechtigung
begonnen, sodass wir dann auch Kleinstreparaturen
vornehmen dürfen.“
Schritt für Schritt kommt Dörte Handke ihrem
Hauptziel näher: „…irgendwann Fallschirmtechnikerin
zu werden!“ Die Wartung der Fallschirme
findet vor allem im Winter statt, wenn
die Springer auf ihre Ausrüstung verzichten
können. „In der Saison, die für mich als Packer
meistens Ende April startet, packe ich Tandemsysteme,
Schülersysteme und Sportsysteme.
Dabei handelt es sich lediglich um die
Hauptkappen während des Sprungbetriebes.
Mein Hauptgeschäft sind die
Tandems und die Teamtrainings. Ich
packe seit letztem Jahr auch für den
Deutschen Meister im Vierer-RW (relative
work = Formationsspringen in
Bauchlage). Wenn das Team trainiert,
machen die schon mal 10-12 Sprünge
pro Tag und steigen zum Teil mehrmals
hintereinander wieder in den
Flieger ein. Da ist Schnelligkeit gefragt,
bei der die Konzentration und
Präzision nicht nachlassen darf. Das
ist mein Ziel beim Packen der Schirme:
Präzision, Schnelligkeit und die
vom Kunden gut angefühlte Öffnung.
Dann bin ich zufrieden.“
Auf dem Weg zur Fallschirmtechnikerin
wird Dörte Handke weitere Qualifikationen
ablegen, um ihr Gewerbe
auf noch breitere Füße zu stellen.
Als Nächstes kommt die Ausbildung
zur Lehrerin im Fallschirmsport. „Auf
den bereite ich mich seit einiger Zeit
vor. Das sind viele Pläne und Ziele.
Am wichtigsten ist aber immer, dass
die Arbeit in der Werkstatt und auf
dem Platz mich erfüllt und zufrieden
macht. Und das ist definitiv der Fall!“
(vc)
Handkemacht!
Aus allen Wolken fallen und das Hobby zum Beruf machen
DÖRTE HANDKE
Kontakt: handKemacht.skydivework@gmx.de
oder telefonisch 0174 94 42 714
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