
Das Wattenmeer stirbt
Hanseatische Habgier zerstört UNESCO-Welterbe
Damit der Hamburger Hafen die wachsenden
Anforderungen der Seelogistik erfüllen kann,
muss die Elbe vertieft werden, so die Ansicht
der Vertiefungsverantwortlichen. Denn zur
Bereicherung der am Wertschöpfungsprozess
beteiligten Unternehmen müssen noch größere
Schiffe noch mehr Container transportieren
können. Damit der Umschlag schneller
funktionieren kann, muss die Wirkung der Gezeiten
eliminiert werden. Die Elbe soll durchgängig
unabhängig von Ebbe und Flut auch
für die ganz großen Containerschiffe befahrbar
sein. Schiffe mit bis zu 13,5 Metern Tiefgang
können dann gezeitenunabhängig ein-
6 www.laufpass.com
und ausfahren (mit der Flutwelle bis 14,5 Meter
Tiefgang). 286 Millionen Euro kostet die
Maßnahme und umfasst eine Länge von 100
Kilometern von der Elbmündung in Cuxhaven
bis nach Hamburg.
Statt sich innovativen Märkten in nachhaltigen
Segmenten zu widmen, setzte sich Hamburg
mit seinem rückwärtsgewandten und umweltzerstörenden
Vorhaben gegen alle Bedenken
durch. Dass das Containergeschäft in Hamburg
nur eine begrenzte Zukunft hat, ist dabei
absehbar. Häfen wie Bremerhaven, Cuxhaven
und vor allem Rotterdam liegen in der Umschlaggeschwindigkeit
kilometerweit vor den
Hamburgern. Daran ändert auch eine kürzere
Liegedauer ohne Gezeitenhindernis nichts.
Hinzu kommt die zunehmende Automatisierung
der Niederländischen Häfen, die die Kosten
pro Container dort weiter sinken lassen
werden.
UMWELTVERBÄNDE
ERSTATTEN STRAFANZEIGE
Bereits am 23. Juni 2020 erstatteten die Umweltverbände
BUND, NABU und WWF Anzeige
gegen unbekannt, da am Elbufer zwischen
Otterndorf und Cuxhaven tagelang Tausende
toter Fische angespült wurden. Sie forderten
die Hamburg Port Authority (HPA) und die Generaldirektion
Wasserstraßen und Schifffahrt
(GWDS) als „Bauherren“ der Elbvertiefung auf,
alle Baggerarbeiten sofort zu stoppen, solange
die Ursachen für das dramatische Fischsterben
nicht restlos aufgeklärt sind.
„Tonnenweise junge Heringe, Stinte, Finten
und tote Aale werden täglich aus bislang nicht
abschließend geklärter Ursache ans Ufer gespült,
sogar Schweinswale und Störe sind
dabei. In unmittelbarer Nähe dieses Elbabschnitts
fanden zu diesem Zeitpunkt massi-
Der Mensch sucht noch immer seinen Platz in der Natur, deren Bestandteil er ja eigentlich
ist. Doch noch immer gelingt es ihm nicht, seine Gier soweit zu beschränken, dass
er in Harmonie mit seiner Umwelt leben könnte. Die Dualität im Spannungsfeld zwischen
Mensch und Natur heißt dabei nicht: Besseres Leben für die Menschen auf Kosten der natürlichen
Ressourcen. Denn die meisten Produkte, deren Herstellung, Verwertung und Entsorgung
auf Kosten der natürlichen Ressourcen gehen, sind ungesund. Chemisch angereicherte
Nahrung, in Qualzucht ermordete und medikamentös behandelte Tiere, Wegwerfprodukte
und millionenfach in Ausbeutung hergestellte Waren, die über die Weltmeere zu uns
gelangen, damit sie dann beispielsweise im Hamburger Containerhafen umgeschlagen werden
können. Die Dualität lautet: Bereicherung auf Kosten der Natur und – das macht es dann
zum weiteren Politikum – auch auf Kosten der Menschen, die Lebensqualität verlieren, damit
einige Wenige begünstigt werden.
Erosion der Elbsedimente an der Ostemündung;
die verbliebene Sandbank wird von Seehunden
genutzt. Foto: Walter Rademacher – via Wikimedia,
keine Änderungen vorgenommen – CC BY-SA 2.5