
bildung
Mehr als eine Krabbelgruppe
Das pädagogische Gruppenkonzept »DELFI«
Die ersten Monate mit Kind sind für frischgebackenen Eltern eine aufregende
Zeit, in der sie mit den alltäglichen Herausforderungen und
Umstellungen des Alltags voll und ganz ausgelastet sind. Doch nach ein
paar Wochen oder Monaten, wenn sich nach und nach so etwas wie Routine
eingestellt hat, suchen viele Eltern nach neuen Anregungen und Angeboten
für sich und ihr Baby. Manche brauchen Tipps und Hilfestellungen
im Umgang mit ihrem Kind, andere möchten ihr Baby gerne im
Hinblick auf eine Frühförderung möglichst optimal unterstützen und
wieder andere wünschen sich neue Kontakte zu Gleichgesinnten, mit denen
sie sich austauschen können.
Neben Baby-Schwimmen, Baby-Massage oder Baby-Turnen sind sogenannte
Krabbelgruppen besonders beliebt. Es gibt allerdings sehr unterschiedliche
Organisationsformen bei Krabbelgruppen. Zum einen gibt es die geleiteten
Krabbelgruppen, bei denen Hebammen, Sozialpädagogen oder andere fachlich
ausgebildete Gruppenleiter nach einem pädagogischen Konzept arbeiten
und den Rahmen für den Ablauf der Treffen vorgeben. Zum anderen gibt
es die ungeleiteten Krabbelgruppen, die meist privat oder kirchlich organisiert
sind und eher lockere Zusammentreffen mit freiem Spiel sind und nicht
unbedingt einen pädagogischen Förderaspekt verfolgen.
Manche der ungeleiteten Krabbelgruppe arten allerdings aufgrund fehlender
Leitung oder fehlenden pädagogischen Kenntnissen zu regelrechten Kaffeekränzchen
aus, bei denen sich ein ganzer Haufen Babys mit sich selbst
und den am Boden ausgebreiteten Spielsachen beschäftigen soll, während
die Eltern in einer Ecke des Raumes am Tisch sitzen, basteln, quatschen, Kekse
essen und Kaffee trinken. Dies wäre bei einem pädagogisch geleiteten
Gruppenarbeitskonzept wie DELFI undenkbar, erklärt die Sozialpädagogin
Michaela Schwitalla, die während ihrer Arbeit als Sozialpädagogin mit Kindern
in unterschiedlichen Altersgruppen gearbeitet hat und seit 2012 die
DELFI-Kurse in Bremerhaven, Bokel und Nordenham leitet: „In unseren Kursen
ist das Baby der Hauptakteur und der Fokus ist immer auf das Kind gerichtet,
damit es von den Eltern achtsam im Spiel begleitet werden kann. Es gibt zwar
auch Kurse, bei denen die Eltern zusammensitzen und basteln, doch diese
finden dann ohne die Kleinen statt.“
Das DELFI-Konzept
(DELFI ist ein vereinheitlichtes, zertifiziertes pädagogisches Programm, das
nur von ausgebildeten und fachlich speziell fortgebildeten Pädagogen
durchgeführt werden darf. Der Name bildet sich aus den Anfangsbuchstaben
der folgenden Begriffe und wird wie folgt definiert:
Denken Beachtung der Kommunikations-und Wahrnehmungsleistungen von
Säuglingen, Bewusstsein für die lebenslange Bedeutung früher Erfahrungen
Entwickeln Kleine Kinder als Akteure ihrer eigenen Entwicklung – vom Beginn
des Lebens an aktiv mit Menschen und Dingen beschäftigt, Verarbeitung
von Eindrücken und Wahrnehmung zu eigener Lebenserfahrung und Kompetenz
= Frühkindliche Bildung
Lieben Bewusstsein für die Notwendigkeit liebevoller Beziehungen, Eltern
sind beim Aufbau und Erhalt solcher tragenden Beziehungen angewiesen auf
eine unterstützende soziale Umgebung
Fühlen Gefühle als wesentlicher Bestandteil der Beziehung zu kleinen Kindern
ab dem Beginn des Lebens, Aufmerksamer Umgang mit aufkommenden Gefühlen
beim Erwachsenen und beim kleinen Kind, Unterstützung von intuitiven
Kompetenzen
Individuell Respekt und Unterstützung individueller Eltern-Kind-Beziehungen
und individueller Entwicklungsverläufe der Kinder
Ganz konkret bedeutet das, dass in den DELFI-Kursen die Eltern und Babys
von der sechsten Lebenswoche an in der Regel das ganze erste Lebensjahr
hindurch individuell begleitet werden, wobei die Eltern lernen, die
wachsenden Fähigkeiten ihres Kindes spielerisch zu unterstützen. Michaela
Schwitalla sagt: „Gerade das erste Jahr eines Kindes finde ich sehr faszinierend.
Die kleinen Mäuse entwickeln sich in einem so schnellen Tempo, wie
nie wieder. Ich finde es spannend, die Babys dabei zu begleiten und während
meinen Gruppenstunden Anregungen und Angebote zu zeigen, wie
man dieses unterstützen kann.“
Kleine Gruppen – großer Spaß
In den DELFI-Kursen erhalten Mütter und Väter in sehr kleinen Gruppen
von 4 bis maximal 8 Kindern hilfreiche Informationen über die frühkindlichen
Entwicklungsphasen sowie das richtige Handling des Kindes und
können sich in der Gruppenarbeit über gesundheitliche Angebote austauschen.
Was die Babys immer besonders gut finden: Bei den Treffen dürfen
sie in wohlig geheizten Räumen völlig nackt nach Herzenslust spielen
und erhalten zusammen mit ihren Eltern entwicklungsadäquate Bewegungsangebote,
Finger- und Berührungsspiele sowie musikalische Angebote
durch die Pädagogin. Durch diese spielerischen Beschäftigungen
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Bilder: Veronika Seppanen shutterstock.com (oben links), Juan Aunion shutterstock.com (oben rechts)