her praktisch keine Zinsen mehr gezahlt
werden; kein Einzelkapital möchte sich
mehr durch geliehenes Geld erweitern,
weil es dafür keine profitablen Anlagemöglichkeiten
mehr gibt, sieht man von
der reinen Spekulation mit real weitgehend
wertlosen Wertpapieren ab.
Es muss dringend Möglichkeiten der Kapitalvernichtung
in großem Stil geben,
sonst geht die Welt unter, denn der Zusammenbruch
des kapitalistischen Systems
ist aus Sicht des Kapitalismus und
seiner Propheten natürlich identisch mit
dem Untergang der Welt. Kleinigkeiten,
wie die plötzliche Verpuffung des DAXKonzerns
Wirecard, vernichten höchstens
ein paar Dutzend Milliarden Euro
oder Dollar – das sind Peanuts, das ist
keine Lösung.
Ein Coronavirus als Lösung
Immer wenn man glaubt, es geht nicht
mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein
her, wusste schon der Abreißkalender
meiner Oma – und lag damit richtiger als
Marx und Engels, die sich nicht hätten
träumen lassen, dass der krisenhafte Kapitalismus
150 Jahre später immer noch
existiert, und das scheinbar unangefochtener
denn je. Und wirklich, das Lichtlein
brachte die Erleuchtung, passenderweise
zur Weihnachtszeit, und zwar in Wuhan in
China, obwohl man sich dort gar nichts
aus Weihnachten macht. Es wurde auf
den Namen SARS-CoV-2 getauft.
Dieses neue oder jedenfalls bis dato
nicht bekannte Virus und die von ihm bei
einem eher kleinen Anteil der infizierten
Personen verursachte Krankheit namens
Covid-19, die für einige Promille der infizierten
Personen tödlich verlaufen kann
(ähnlich der Influenza), war keine Erfindung
und war nicht geplant. Diesbezügliche
Vermutungen erscheinen mir jedenfalls
nicht überzeugend. „Corona“ war
aber eine unverhoffte Gelegenheit, und
der Kapitalismus hat sie, nach einer gewissen
Zeit des Zögerns und der Verunsicherung,
beim Schopfe gepackt.
In der Wirtschaft wie in der Politik beruht
wirklicher Erfolg immer darauf, dass
die Akteure nicht einfach ihre Planungen
möglichst exakt abarbeiten – wie es die
Betriebswirtschaftslehre propagiert –
sondern dass sie jederzeit auf sich unerwartet
bietende Gelegenheiten eingehen
können. Was natürlich leichter wird,
wenn die Gelegenheit zwar zum konkreten
Zeitpunkt nicht vorherzusehen war,
man sich aber mit möglichen Gelegenheiten
dieser Art schon beschäftigt hatte.
Kommt die Gelegenheit wirklich, wird
sie nicht so leicht übersehen, und es stehen
schon angedachte oder sogar eingeübte
Handlungsmöglichkeiten bereit.
Szenarios, Pandemiepläne, Stabsübungen
gab es in den vergangenen Jahren auf
nationaler und internationaler Ebene viele.
Die bevorzugte Story war im Wesentlichen
immer dieselbe: Ein neues Virus,
vorzugsweise aus China, durch Mutation
entstanden oder von Wildtieren auf den
Menschen übergesprungen, verbreitet
sich schnell weltweit und verursacht heftige
und potenziell tödliche Atemwegserkrankungen.
Die Story war insofern naheliegend,
als es seit mehr als hundert
Jahren immer wieder Influenza-Epidemien
gibt, die genau nach diesem Muster
ablaufen. Daran hat sich die Menschheit
allerdings gewöhnt; dass wir in Deutschland
im Winter 2017/18 die seit Langem
heftigste Grippeepidemie mit – nach Berechnungen
des Robert Koch-Instituts –
circa 25.100 Toten hatten, ist mir damals
jedenfalls gar nicht aufgefallen. Aber diese
Epidemien gab es und würde es auch
zukünftig geben und sich darauf vorzubereiten,
erscheint ja durchaus vernünftig.
Totalitäre Hochleistungsmedizin
Die Vorbereitung auf Epidemien spielt
sich im Kapitalismus aber nach kapitalistischen
Regeln ab. Zu denen gehört eine
totalitäre Hochleistungsmedizin, die sich
nicht mit Menschen oder mit Gesundheit
und den Möglichkeiten ihrer (Wieder-)
Herstellung beschäftigt, sondern, zunehmend
spezialisiert, mit isolierten Krankheitseinheiten
und ihrer Behandlung und
Vorbeugung mittels hochprofitabler Produkte
der Pharma- und Geräteindustrie,
und zwar im Rahmen profitorientierter
Krankenhausfabriken.
Gesundheitspolitik, vom Krankenhaus
vor Ort bis zur Weltgesundheitsorganisation
WHO, wird von kapitalistischen Eigentümern,
„Sponsoren“ oder sonstigen
Influencern gesteuert; so ist bekanntlich,
nach dem Ausstieg der USA, die
vielfach mit der Impfstoffindustrie verbandelte
Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung
der nunmehr größte Finanzier der WHO
und damit nur der auffälligste Beleg für
die vielfachen Interessenverknüpfungen
der Pharma- und Medizintechnikindustrie
und der ihr verbundenen Medizinforscher
mit dem Handeln der – früher durchaus
ehrenwerten – WHO.
Mit der Bezeichnung „totalitär“ meine ich
die Besonderheit, dass der medizinischindustrielle
Komplex sich im Unterschied
zu anderen Kapitalfraktionen nicht darauf
beschränken muss, seine Waren und
Dienstleistungen dem Publikum „anzubieten“
– und das Publikum mit allerlei
Tricks dazu zu verleiten, sie „freiwillig“
zu kaufen). Diese Medizin hat stattdessen
aus vorkapitalistischen Zeiten die besondere
Autorität und Stellung des Medizinmannes
hinübergerettet, der absolute
Wahrheiten verkündet und zu befolgende
Anweisungen erteilt.
Mitunter werden wir zwar auch zum Konsum
medizinischer Leistungen verleitet
wie zum Konsum eines neuen Autos
oder einer neuen Einbauküche; im Unterschied
zu Auto- oder Küchengeräteherstellern
hat die Spitzenmedizin aber bei
Bedarf die Möglichkeit, uns schlicht mitzuteilen,
was wir – im Sinne der jeweiligen
medizinischen Fachrichtung und ihrer
Propheten – jetzt zu tun und mit uns
machen zu lassen haben. Und wenn irgendein
Papst irgendeiner der zahlreichen
Spezialdisziplinen der Hochleistungsmedizin
zufällig gerade die passende
Figur für aus ganz anderen Gründen
stattfindende gesellschaftliche und
staatliche Prozesse ist, dann glaubt der
heilige Christian Drosten, er könne den
Staat und seinen im Infektionsschutzgesetz
geregelten Apparat steuern wie seinerzeit
die Heilige Inquisition den „weltlichen
Arm“, der die Drecksarbeit der Hinrichtungen
auszuführen hatte.
„Totalitär“ ist die
Grundhaltung dieser
rücksichtslosen
Spezialmedizin, die sich
für berechtigt hält, im
Besitze der höchsten
Wahrheit alle und alles
zu regulieren.
Ob die Drostens nun reale Macht ausüben
oder doch eher nur die Propagandakasper
in einem Stück sind, für das ganz
woanders Regie geführt wird, ist damit
noch nicht gesagt.
Eine – reale, drohende, denkbare – Epidemie
bedeutet für die betreffenden Vertreter
totalitärer Spitzenmedizin Ruhm
und Ehre, Forschungsgelder und Industrieaufträge
sowie zumindest das Ge-
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