fühl erheblicher Macht und Bedeutung.
Verständlich, dass manche „führenden
Virologen“ prinzipiell zur Übertreibung
neigen. SARS, MERS, EHEC, Schweinegrippe
– die weitgehende Ausrottung
der Menschheit durch fiese Viren
wird uns alle paar Jahre in Aussicht gestellt,
das Publikum begann sich beim xten
Remake des immer gleichen Horrorfilms
fast schon zu langweilen. Zur Abwechslung
gab’s auch mal BSE, es sollen
ja nicht immer nur die Virologen etwas
von der Sache haben. Hinter der Hybris
der Virologen steht das ganz sachliche
Geschäftsinteresse der Pharmaindustrie,
besonders der Impfstoffhersteller,
die sich an der Panikmache dumm
und dusselig verdienen und schon wissen,
wie man sich seine Panikprofessoren
bei Laune hält.
Diesmal ist alles anders
Bei aller profitablen Neigung zur Übertreibung
hielten sich bisherige „Pandemien“
aber doch in Grenzen. Den Leuten
wurde viel Angst gemacht, mit Medikamenten
und Impfstoffen wurde sehr viel
Geld verdient, aber das war’s dann nach
ein paar Wochen auch. Ob die von uns
allen teuer bezahlten Medikamente und
Impfdosen tatsächlich zur Anwendung
kamen oder vernichtet werden mussten,
ist ja auch nicht so wichtig – das Geld
war eingenommen, das Kapital hatte sich
vermehrt, nun kann das Leben auch weitergehen,
der Kapitalismus besteht ja
schließlich nicht nur aus der Pharmaindustrie.
Und die Szenarios, Pandemiepläne
und Übungen waren dann so ernst
auch wieder nicht gemeint, dass man
ernsthafte Konsequenzen aus ihnen gezogen
hätte. Ein kleiner Landrat aus der
schleswig-holsteinischen Provinz, dessen
Herz dem Katastrophenschutz gehört,
zeigte sich darüber „etwas schockiert“,
denn:
„Auf höherer Ebene gab es 2007 eine länderübergreifende
Katastrophenschutzübung,
wo quasi genau das Szenario der
Pandemie durchgespielt wurde. Da ging
es um ein Influenzavirus, aber da hätte
man in der Auswertung viele der Probleme
aus dem Frühjahr, beispielsweise bei der
Schutzkleidung für medizinisches Personal,
nachlesen können. Ich habe etwas den
Eindruck gewonnen, dass diese Arbeitsergebnisse
wirkungslos verpufft sind“.1
Die Auswertung der erwähnten Übung
LUEKEX 2007 ergab übrigens auch, dass
es an gesichertem Wissen fehle, ob und
inwiefern Gesichtsmasken in Alltagssituationen
das Infektionsrisiko wirksam verringern.
Entsprechende Forschung wurde
dringend angemahnt2, hat aber natürlich
nicht stattgefunden. Man hatte
Wichtigeres zu tun, als Forschung zum
vorbeugenden Gesundheitsschutz in den
gewiss jederzeit drohenden schrecklichen
Pandemien zu betreiben.
2020 war nun alles anders. Es fand sich
mal wieder eine der üblichen Pandemien,
die WHO hätte etwas Aufregung verbreiten
können, Regierungen hätten Unmengen
überteuerter unnützer – und potenziell
womöglich sogar schädlicher – Impfdosen
einlagern können, die Krankheit
hätte auf der Hitliste der Todesursachen
für wenige Wochen ungefähr den 8. Platz
erklimmen können, das Publikum hätte
sich mit der Neuauflage des Horrorfilms
die Zeit vertrieben – und nach einem
halben Jahr hätten viele nicht mehr
gewusst, wie genau denn diese Krankheit
im Frühjahr oder so eigentlich geheißen
hatte. Die Welt wäre wieder ins Lot gekommen,
bis zur nächsten „Pandemie“,
die bei der derzeitigen Arbeitsweise der
WHO garantiert spätestens in fünf Jahren
ausgerufen wird.
Aber diesmal entstand,
wo auch immer, die
Einsicht, dass eine
Pandemie – also eine die
ganze Welt bedrohende
schreckliche Krankheit
– doch ein guter Ersatz
für den militärisch wohl
nicht mehr führbaren
Dritten Weltkrieg sein
könnte.
„Einsicht“ ist vielleicht übertrieben; es
muss nicht unbedingt jemand rational
und bewusst beschlossen haben, dass
jetzt Krieg sein soll. Gesellschaftliche, also
historische und politökonomische Gesetze
setzen sich im Kapitalismus – ebenso
wie in den vorangegangenen Gesellschaftsformationen
– in der Regel hinter
dem Rücken der Beteiligten durch. Diese
müssen den Gesetzmäßigkeiten notwendigerweise
folgen, bei Strafe ihres Untergangs,
aber sie müssen sie nicht kennen
oder verstehen. Es reicht, wenn sie spüren,
was jetzt zu tun ist. Und das wurde
gespürt: Schon lange wartete das große
Geld auf den nächsten Knall, von dem jeder
wusste (und nicht nur spürte), dass er
unvermeidlich ist. Die Anspannung wuchs.
Da fiel die Katastrophenwarnung der industriegesteuerten
Virologie-Päpste und
der WHO auf fruchtbareren Boden als
sonst: Endlich war die erwartete Katastrophe
da. Das hat etwas Entlastendes,
Aktivierendes: Eine tatsächlich stattfindende
Katastrophe eröffnet immerhin
Handlungsmöglichkeiten, man muss
nicht mehr wie das Kaninchen auf die
Schlange starren, die jederzeit erwartet
wird. In einer solchen Situation prüft
man nicht, ob die Katastrophenwarnung
zutreffend erscheint, und ein Vergleich
mit vergangenen, heftigst übertriebenen
Meldungen dieser Art kommt einem
nicht in den Sinn: Wir haben lange vor
dem erwarteten Knall gezittert, nun ist
er endlich da, und wir können etwas tun.
Der Gedanke, dass es sich vielleicht nur
um einen Fake-Knall handelt beziehungsweise
dass nur die Drostens dieser Welt
einen Knall haben könnten, würde jetzt
nur stören.
Von China lernen
heißt siegen lernen
Verstärkend kam die Tatsache hinzu,
dass der angebliche Schrecken aus China
kam. Von der Hassliebe zu China sind
das westliche Kapital und seine Massenmedien
schon länger besessen: China
ist ein aufstrebender Konkurrent, dem
durchaus zugetraut wird, den „mächtigsten
Industrienationen“ des Westens den
Rang abzulaufen; China realisiert einen
Kapitalismus, der über weite Strecken erfolgreicher
zu sein scheint als die „westliche“
Spielart, und macht dabei gleichzeitig
deutlich, dass es sich keiner westlichen
Vorherrschaft unterordnen wird;
China macht irritierenderweise deutlich,
dass die bürgerlich-demokratische Fassade
für die erfolgreiche Entwicklung
einer kapitalistischen Nation gar nicht
nötig ist; China wäre also der perfekte
Todfeind – aber China ist gleichzeitig unverzichtbarer
Handels- und Wirtschaftspartner
der mächtigsten westlichen Industriekapitale,
die ohne das „China-Geschäft“
kaum überleben würden, ob sie
nun Apple oder Volkswagen heißen.
China ist unsere Zukunft. China ist aufregend.
Dieses China befindet nun ein
Virus für neu und gefährlich – und geht
zunächst sehr unaufgeregt damit um.
Sträflicher Leichtsinn, müssen „unsere“
Massenmedien krähen, Millionen werden
sterben, weil China das Virus ignoriert
und die Warner unterdrückt. Anschlie-
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