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DAS
EVIDENZ-FIASKO
Corona-Krisen-Management: Irrfahrt ohne Plan und Ziel
von Wolfgang Jeschke
Bereits in der Frühphase der ausgerufenen
Pandemie mahnte Prof. Dr. John Ioannidis
von der Stanford University, einer
der angesehensten Epidemiologen der
Welt, zu Besonnenheit. Noch am Tage vor
dem Lockdown in Deutschland schrieb
er1: „Die aktuelle Coronavirus-Krankheit,
COVID-19, wurde als eine Pandemie bezeichnet,
die es nur einmal in einem Jahrhundert
gibt. Es könnte sich aber auch
um das Evidenz-Fiasko des Jahrhunderts
handeln. In einer Zeit, in der alle Menschen
bessere Informationen brauchen,
von Krankheitsmodellierern und Regierungen
bis hin zu Menschen, die in Quarantäne
gehalten werden oder einfach
nur sozial distanziert sind, fehlen uns verlässliche
Beweise darüber, wie viele Menschen
mit SARS-CoV-2 infiziert sind oder
sich weiterhin infizieren werden. Bessere
Informationen sind notwendig, um Entscheidungen
und Aktionen von monumentaler
Bedeutung zu steuern und ihre
Auswirkungen zu überwachen.“
Im gleichen Zeitraum berichtete das RKI
einen R-Wert unter 1 und es gab zu keinem
Zeitpunkt einen Hinweis auf eine
Überlastung des Gesundheitssystems.
Auch die Zahlen der Kranken und Toten
wiesen keine Besonderheiten auf. Trotz
des Fehlens belastbarer Daten und massiver
Einwände aus der Wissenschaft
wurde der erste Lockdown gegen das
Volk verhängt. Er stürzte das Land in
seine schlimmste Krise seit 1945. Der
Lockdown und die Folgemaßnahmen beruhten
auf Spekulationen und nicht haltbaren
Hochrechnungen. Somit wurde ein
fundamentales Unwissen zur Entscheidungsgrundlage
der Regierungen, die
damit ihrer Sorgfaltspflicht in der Abwägung
nicht nachkamen:
- wie verbreitet ist SARS-CoV-2?
- wie gefährlich ist eine Infektion mit
dem aktuellen Coronavirus?
- wie viele Menschen werden krank?
- wie viele erkranken leicht?
- wie viele erkranken schwer?
- wie viele sterben an COVID-19?
Während die theoretischen Modelle von
Neil Ferguson vom Emperial College in
London (siehe Seite 34) und dem RKI
zu dramatischen Zahlen von Erkrankten
und Toten kamen, gab es bereits im Februar
und März 2020 zahlreiche Hinweise
darauf, dass der Erreger weitaus weniger
gefährlich ist, als es die hypothetischen
Modellrechnungen aufgrund
falscher Grundannahmen ausgeworfen
hatten. Untersuchungen aus den USA
und Deutschland legten früh den Schluss
nah, dass COVID-19 ein ähnliches Risikopotenzial
wie die Influenza hat.
Die Vorhersagen der
Katastrophiker traten nicht ein –
blieben aber wirksam
Die Annahmen der weltweit führenden
Virologen und Epidemiologen bestätigten
sich schnell – sie blieben jedoch lange ungehört.
Seit Langem liegen nun Informationen
vor, welche eine Einschätzung der
Gefahr durch SARS-CoV-2 ermöglichen.
Das Virus reiht sich ein in die lange Reihe
saisonaler Auslöser von Erkrankungen
der Atemwege, mit denen die Menschheit
jedes Jahr konfrontiert ist. Die durch
SARS-CoV-2 ausgelöste Erkrankung COVID
19 hat nach den jüngsten Meta-Analysen,
welche bereits wissenschaftlich gegengeprüft
wurden, eine ähnliche Sterblichkeit
wie eine Influenza. Unterschiede
ergeben sich allerdings in den Altersgruppen:
Kinder erkranken selten bis nie an
COVID-19, können aber durchaus in sehr
geringer Zahl schwere und tödliche Influenza
Verläufe ausprägen. Hochbetagte
hingegen haben ein größeres Risiko, einen
schweren oder tödlichen Verlauf einer
COVID-19-Erkrankung zu erleiden.
Aber auch das geschieht in einer geringen
Fallzahl, die sich im Spektrum der jährlichen
saisonalen Erkrankungen bewegt.
Betrachtet man jedoch die effektiven Zahlen
der Erkrankten und Verstorbenen, wird
klar, dass auch hier keine Evidenz vorliegt,
mit der sich die zerstörerischen Maßnahmen
der Exekutive rechtfertigen ließen. In
Deutschland und Europa ist die Erfassung
der Einzelfälle noch immer völlig intransparent.
Als COVID-19-Toter gilt jeder Mensch,
der vor seinem Tod einen positiven PCRTest
hatte. Die tatsächliche Todesursache
wird nicht angegeben. Das aber wäre notwendig,
um die Todesrate von COVID-19 zu
ermitteln. So sind unter den 12.000 Toten
in Deutschland unendlich viele Verstorbene
zu finden, die eine andere Todesursache
hatten – aber einen positiven PCR-Test auf
SARS-CoV-2 aufweisen.
Die Intransparenz der Daten
Die mittlerweile eingeführte Formulierung
„an oder mit COVID-19 Verstorbenen“ ist
ebenfalls irreführend, da nicht dokumentiert
ist, welcher Patient vor seinem Tod
eine COVID-19-Symptomatik aufwies. Insofern
kann die Formulierung nur lauten:
„Verstorbene mit positivem PCR-Test“. Epidemiologisch
sind die Zahlen der Toten in
Deutschland nicht hilfreich. Sie helfen uns
nur zu überprüfen, ob SARS-CoV-2 als „Killervirus“
einen Einfluss auf die Sterblichkeit
in Deutschland hatte. Und das hatte
es nicht. Im Gegenteil: 2020 erleben wir
in Deutschland ein Jahr der Untersterblichkeit,
was uns ein Blick auf die Sterbestatistik
des Statistischen Bundesamtes zeigt
(www.destatis.de), siehe auch unseren Bericht
auf Seite 15.
TEIL 1:
Die Krankheit