Seit Anfang der Corona-Krise erhoben
sich Stimmen aus der Wissenschaft, die
davor warnten, die Ausbreitung und das
Risiko, das mit dem Coronavirus verbunden
ist, falsch zu interpretieren. Sie
warnten und warnen immer lauter vor
den Folgen der Lockdowns, die sowohl
die Gesundheit als auch die ökonomischen
Lebensgrundlagen der Menschen
beschädigen, wie kein Ereignis seit dem
Zweiten Weltkrieg.
Einer der führenden Wissenschaftler
der Welt ist John Ioannidis von der Stanford
University. Der griechisch-amerikanische
Gesundheitswissenschaftler und
Statistiker ist Professor für Medizin und
Professor für Epidemiologie und Bevölkerungsgesundheit
an der Stanford University
School of Medicine, sowie professor
by courtesy für biomedizinische
Datenwissenschaft an der Stanford University
School of Medicine, professor
by courtesy für Statistik an der Stanford
University School of Humanities
and Sciences, und Kodirektor des Innovationszentrum
für Meta-Forschung in
Stanford, ebenfalls Stanford University
School of Medicine. Er gilt als der führende
Wissenschaftler der Welt in der Bewertung
von Studien und Meta-Analysen.
Er sprach schon im März von einem
„Evidenz-Fiasko“, weil von Anfang an
keine Belege dafür gegeben waren,
dass die Ausbreitung von SARS-CoV-2
tatsächlich mit einem im Vorjahresvergleich
überdurchschnittlichen Risiko für
die Menschen verbunden sei. Er erstellte
verschiedene Studien, um die Risikoabschätzung
vorzunehmen. Sie belegten,
dass die mit COVID-19 einhergehenden
Risiken irgendwo im Bereich
einer Influenza liegen, mit Unterschieden
bei der Altersverteilung der Gesundheitsereignisse.
Seine jüngste, geprüfte,
Studie1 veröffentlichte auch die
WHO. Darin hatte Ioannidis 61 Studien
zu COVID-19 ausgewertet und kommt
zu dem Schluss, dass die Pandemie
sich nicht wesentlich von anderen saisonalen
Erregersituationen unterscheidet.
Nach der Auswertung der Studien
kommt Ioannidis zum Ergebnis, dass
durchschnittlich 0,23 Prozent der Menschen
sterben, die sich mit Sars-CoV-2
infiziert haben. Bei Menschen unter 70
Jahren sind es nur 0,05 Prozent. Und
er schätzt auch, dass wahrscheinlich
die Infektionssterblichkeitsrate an den
meisten Orten weniger als 0,2 Prozent
beträgt (heißt: von tatsächlich Infizierten
sterben 0,2 Prozent). Gleichzeitig
sieht Ioannidis in der Auswertung der
Studien Hinweise auf Ursachen für lokal
kurzfristig erhöhte Sterberaten. Eine höhere
Altersstruktur, nosokomiale Infektionen
und überforderte Krankenhäuser
könnten Ioannidis zufolge die hohe Zahl
der Todesfälle an bestimmten Orten Italiens,
in New York und anderen Regionen
erklären.
STIMMEN
DER
VERNUNFT
Weltweit wächst der Widerstand der Mediziner,
Virologen und Epidemiologen
von Wolfgang Jeschke
Die Entwicklung der Situation in der Welt zeigt auch im zweiten Lockdown: Je härter die Einschränkungen der Menschen
durch die staatlich angeordneten Kontakt- und Bewegungsbeschränkungen, desto verheerender entwickeln
sich die Zahlen. Überall dort, wo Regierungen mit besonders harter Hand die Bevölkerung einsperrten und das öffentliche
Leben zum Erliegen brachten, sind die Zahlen explodiert. Das gilt insbesondere für Spanien, Frankreich und Großbritannien
– diese Länder hatten die härtesten Lockdowns und die höchsten Fallzahlen. Das gilt aber innerhalb Deutschlands
auch für Bayern, wo Ministerpräsident Markus Söder mit größtmöglicher Härte in die Grundrechte eingriff und auf allen
Ebenen die schlechtesten Ergebnisse realisieren muss: die meisten Toten und den schnellsten Anstieg der Arbeitslosigkeit.
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