ßend, man weiß nicht warum, schwenkt
China um und verhängt drastische Einschränkungen
und Verbote. Sträfliche
Menschenrechtsverletzungen, müssen
„unsere“ Massenmedien krähen, so etwas
Schreckliches ist zum Glück in westlichen
Demokratien völlig undenkbar.
Danach verkündet China, das Problem
sei so gut wie gelöst, mit Ausnahme einiger
Infektionen durch Einreisende aus
dem Ausland. Da entstand wohl der Gedanke:
Was die Chinesen können, müssten
wir doch auch können. Jetzt sollten
wir mal so richtig zuschlagen, scheint da
ja sogar geholfen zu haben. Und der ganze
umständliche und teure Firlefanz mit
Demokratie und Menschenrechten stört
doch eigentlich hier auch eher die Geschäfte,
als dass er uns nützt. Also, auf
ins Gefecht: Von China lernen heißt siegen
lernen. – Wenn SARS-CoV-2 nicht in
China aufgetaucht wäre, sondern zum
Beispiel in Argentinien oder Kenia, dann
würde es die „westliche Welt“ ungefähr
so viel interessiert haben wie Ebola oder
weniger, da es ja auch erheblich weniger
gefährlich ist als der Ebola-Erreger.
Man kann nun darüber spekulieren, ob irgendjemand
„Regie geführt“ hat und ob
es identifizierbare Personen und (natürlich
geheime) Gremien gibt, die zu einem
bestimmten Zeitpunkt den Beschluss gefasst
haben, „Corona“ für einen großen
Krieg umzufunktionieren. Wirklich wichtig
erscheint mir das nicht. Sicherlich ist
es von zeitgeschichtlichem Interesse,
handelnde Personen und konkrete Entscheidungsstrukturen
zu untersuchen.
Man kommt dabei aber mitunter zu
schnell bei sogenannten Verschwörungstheorien
an. So kreischend, wie die Coronakrieger
und ihre Massenmedien jeden
Kritiker, jede Kritikerin als „Verschwörungstheoretiker“
denunzieren, erscheinen
Verschwörungstheorien ja mitunter
fast sympathisch. Sie haben aber das
Problem, dass sie gesellschaftliche beziehungsweise
politökonomische Prozesse
personalisieren. Sie erzeugen die
Illusion: Wenn diese und jene bösen Menschen
nicht an diesen und jenen Fäden
gezogen hätten, wäre uns das ganze Elend
erspart geblieben. Wäre es aber nicht.
Die Zwänge der kapitalistischen Ökonomie
setzen sich weitgehend unabhängig
von einzelnen, namentlich zu identifizierenden
Akteuren durch. Hätten nicht diese
gehandelt, dann hätten’s eben andere
getan, etwas früher oder etwas später,
auf dieselbe Weise oder auf eine ähnliche.
Kleinbürgerliche Intellektuelle – wie
der Verfasser dieser Zeilen – neigen dazu,
die Macht einzelner Köpfe – vorzugsweise
des eigenen – zu überschätzen.
Dass die handelnden Personen eher nur
als Charaktermasken für die Umsetzung
des stummen Zwangs der Verhältnisse
zuständig und dabei weitgehend austauschbar
sind, kränkt natürlich auch die
eigene Überzeugung von der eigenen Einmaligkeit.
Ein Krieg nimmt Fahrt auf
Die Regierungen der führenden westlichen
Industrienationen sind nicht alle
gleichzeitig und mit gleicher Begeisterung
in den Coronakrieg gezogen. Staatsmänner
wie Emmanuel Macron sprachen
schon frühzeitig von „Krieg“, während die
von Boris Johnson und Donald Trump geführten
Administrationen sich zunächst
nicht so viel von der Sache versprachen.
Aber wenn so ein Weltkrieg erst einmal
Fahrt aufnimmt, kann man sich nicht entziehen.
Die Länder der Peripherie folgten
sowieso, mit sehr wenigen exotischen
Ausnahmen – ob nun eher wegen ihrer
gläubigen Orientierung am Vorbild der
kapitalistischen Staaten der ersten Garde,
oder eher wegen des üblichen diskreten
Einflusses von westlichen Beratern,
Investoren, Weltbank und IWF, WHO et
cetera, das macht im Ergebnis kaum einen
Unterschied.
Ein großer Krieg wird niemals allein um
eines einzigen Zieles willen geführt. Und
der Sinn des Krieges in der kapitalistischen
Ökonomie, die Vernichtung von
Kapital – möglichst ausschließlich zulasten
der „Gegner“ und der eigenen Unterklassen
– taugt nicht so recht als offizielles
Kriegsziel, das die Masse der Bevölkerung
mitreißen könnte.
Die Bevölkerung ist allerdings nicht das
Problem; die Corona-Story reicht völlig
aus, um die nötige Kriegsstimmung zu
erzeugen, und die Propagandamaschinerie
versteht ihr Handwerk. Die einzelnen
kriegführenden Mächte nützen jeweils
die Gelegenheit, ihre Interessen durch
den Krieg voranzubringen. Nachdem die
Trump-Administration einen Kriegseintritt
der USA nicht mehr verhindern konnte,
verfolgt sie nun das Ziel, China zu
schädigen, um den Niedergang der USA
abzuwenden – de facto natürlich allenfalls
etwas hinauszuzögern. Deutschland
glaubt im Coronakrieg wichtige Schritte
zur Realisierung seiner schon 1914 im
„Septemberprogramm“ von Reichskanzler
Theobald von Bethmann Hollweg formulierten
geostrategischen Ziele voranzukommen:
Beherrschung des vereinten
Europas als Ausgangsbasis für den Griff
nach der Weltmacht.
Deshalb werden
alle Kriegsschäden
im eigenen Land
mit Unmengen frei
erfundenen Geldes
zugeschüttet – außer
natürlich die Schäden
derjenigen, die für
das Funktionieren des
Kapitalismus nicht
systemrelevant sind.
Man wird, so die Kalkulation, damit besser
durchkommen als Frankreich, das
nach dem Ausscheiden Großbritanniens
der einzige verbliebene Konkurrent „auf
Augenhöhe“ um die Vorherrschaft in der
Europäischen Union (EU) ist. Die übrigen
großen Ökonomien innerhalb der EU,
Italien und Spanien dürften sich nach
Kriegsende nicht wieder erholen und
fallen auf den Rang randständiger, von
Deutschland oder Frankreich abhängiger
Länder – wie Griechenland oder Portugal
– zurück.
Um diesen Prozess unumkehrbar zu machen,
ist es sinnvoll, den Krieg mit einer
„zweiten Welle“ zu verlängern. Auch der
mit dem Coronakrieg ermöglichte „Große
Sprung nach vorn“ hin zu einer komplett
auf elektronischer Kommunikation
basierenden Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung,
in der jede Aktivität für
Wirtschaft und Staat jederzeit vollständig
speicherbar, überwachbar, auswertbar
und blockierbar ist, könnte durchaus
noch weiter ausgebaut werden; wer
weiß, wann sich wieder so eine gute Gelegenheit
dafür bietet. In Friedenszeiten
führt das ganze Gerede der Politik über
die „Digitalisierung“ ja leider nicht dazu,
dass man wirklich sichtbar vorankommt.
Der Kampf der zwei Linien
Andererseits ergeben sich hier auch innerkapitalistische
Widersprüche im eigenen
Land: Die Kriegskosten steigen mit
jeder Woche, und das Erfordernis der Kapitalvernichtung
ist weitgehend bereits
erfüllt oder positiv ausgedrückt: Es ist
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