Das Gerede über Solidarität, Vernunft
und Mitmenschlichkeit, die man angeblich
mit dem Tragen von Maulkörben
und der Einhaltung noch der absurdesten
Coronaregeln zeige, ist zwar genauso
sendungsbewusst und verlogen wie
die Kriegsbegeisterung 1914, aber das
Homeschooling für‘s Kind im eigenen
Kinderzimmer mit eigenem Computer
ist doch recht komfortabel, und am Wochenende
fährt man ins Wochenendhaus
auf dem Land, wo es keine Masken gibt.
Die Opfer haben die anderen zu bringen,
die arbeitslos mit drei Kindern in ihrer
kleinen Sozialwohnung im Hochhaus hocken
und die Kleinen weder in den Kindergarten
noch auch nur auf den Spielplatz
schicken dürfen. Trugen die Kriegsfreiwilligen
mit höherer Schulbildung
1914 dazu bei, letztlich auch ihr eigenes
Volk in Not und Unglück zu stürzen, das
sie doch angeblich unbedingt vor dem
bösen Feind beschützen mussten, so unterstützen
ihre heutigen Nachfahren den
Terror gegen die Alten, die als Opfer der
als „Solidarität“ deklarierten Kampagne
der Coronakrieger in ihren Heimen in Isolationshaft
genommen wurden, ohne Tagesstruktur
und ohne soziale Kontakte,
ohne vernünftige medizinische Versorgung,
ohne Hoffnung und ohne Aussicht
auf ein baldiges Ende der Unterdrückung,
im Falle von Uneinsichtigkeit – zum Beispiel
wegen Demenz – medikamentös sediert
oder mit richterlicher Genehmigung
im Bett fixiert.
Die Widerlichkeit
und Verlogenheit des
Geredes von „Solidarität“
und „Schutz unserer
Alten“ kann es durchaus
mit der schwülstigen
Kriegsverklärungsprosa
von 1914 und den
Folgejahren aufnehmen.
Diese linksliberalen Kriegsfreiwilligen
stellen auch die Mehrheit des Personals
der öffentlich-rechtlichen und privaten
Mainstream-Medien. Allerdings versammelt
sich hier ein besonderes Völkchen.
Journalisten wurden sie, als sie noch jung
waren, aus dem Streben nach Aufklärung
und Verbreitung der Wahrheit heraus –
ein ehrenwertes Motiv. Der stumme
Zwang der Verhältnisse hat ihnen beigebracht,
dass man mit diesen hohen Zielen
meistens nichts wird, schon gar nicht
ein festangestellter und gut bezahlter Redakteur.
Mit Kritik und Aufklärung kommt
man – selbst im Spätprogramm oder im
Feuilleton – allenfalls dann durch, wenn
man als einer der ersten den richtigen
Riecher hatte, welches Thema „in der
Luft“ liegt und deshalb von der Redaktionsleitung
gnädig angenommen wird.
Die meisten haben nur gelernt, jedem
gerade aufkommenden Thema als zweiter,
dritter, x-ter Aufguss hinterherzulaufen;
so bleibt ihre journalistische B-Ware
gerade eben noch verkäuflich. Bei der
nächsten Umorganisation oder Verlagsfusion
können sie jederzeit entbehrlich
werden. Wirklich zu ertragen ist diese
Lage nicht, denn diese Menschen sind
meist nicht dumm genug, den Widerspruch
zwischen Anspruch und täglicher
Realität einfach komplett zu ignorieren.
Das Aushalten kostet Kraft, und Alkohol.
Da sie keinen lauwarmen Doppelkorn
trinken, sondern teuren italienischen
Rotwein, halten sie sich nicht für
Alkoholkranke. Wenn man diese Menschen
plötzlich zu Kriegsberichterstattern
macht, blühen sie auf. Endlich können sie
sich engagieren und ungebremst missionarisch
tätig werden, an der Rettung der
Menschheit oder des eigenen Volkes führend
mitwirken – aufkeimende Zweifel an
der Sinnhaftigkeit der kriegerischen Mission
würden da nur störend wirken.
Der Schritt vom investigative Journalism
zum embedded Journalism ist unter diesen
Umständen nur klein. Das nur mühsam
zu unterdrückende Gefühl, dass irgendetwas
an diesem Krieg nicht stimmt
und man eigentlich nur missbraucht wird,
schlägt um in einen um so intensiveren
Hass auf alle, die noch zu widersprechen
oder auch nur kritisch zu fragen wagen.
Der hasserfüllte Rufmord an allen Kritikern
des Coronafeldzuges ist psychologisch
notwendig, um jedes eigene Gespür
dafür abzutöten, dass die Kritiker
womöglich in dem einen oder anderen
Punkt richtig liegen und man selbst endgültig
zum Verräter an den eigenen Idealen
geworden ist. Wenn sie nicht so viel
Schaden anrichten würden, könnten einem
die Damen und Herren Corona-
Kriegsberichterstatter leidtun.
Kollateralschäden
Der Coronakrieg kommt – und das ist
neu – ohne gezielte massenhafte Tötung
aus. Allerdings gibt es, wie in jedem großen
Krieg, eine unübersehbare Zahl von
Toten, die als Kollateralschaden verbucht
werden. Das gehört aber zum Krieg nun
einmal dazu und ist kein Grund, auf den
Krieg zu verzichten. Dass in der Folge
des Coronafeldzuges in diesem und den
nächsten Jahren Dutzende, wenn nicht
Hunderte Millionen Menschen zusätzlich
verhungern werden, stört niemand.
Dass Hunderttausende wegen des weitgehenden
Zusammenbruchs der medizinischen
Versorgung in der Peripherie vorzeitig
sterben werden, interessiert auch
nicht weiter. Die Vernichtung dieser Menschenleben
ist nicht direkt beabsichtigt
– dass der Coronakrieg zwecks Reduzierung
der Weltbevölkerung erfunden wurde,
halte ich für ein Gerücht.
Wahr ist aber: Diese
Menschen sind nicht
systemrelevant für den
Kapitalismus. Der Erhalt
ihres Lebens spielt
deshalb in einem Krieg,
der ja angeblich um die
Rettung jedes einzelnen
Greises und jeder Greisin
geführt wird, natürlich
keine Rolle.
Etwas anders sieht es mit dem ökonomischen
Zusammenbruch der Länder der
Peripherie aus: Hier mischen sich achselzuckend
betrachtete Kollateralschäden
wohl mit bewusstem Kalkül. Hat
man bisher Bodenschätze, Land, nationale
Unternehmen für den sprichwörtlichen
Appel und ’n Ei kaufen können, werden
diese Länder in Zukunft gezwungen
sein, sich allein für den angefaulten Apfel
zu verkaufen und auf das Ei zu verzichten.
Das sind schon erfreuliche Aussichten
für das Kapital, die eine Verlängerung
des Krieges durchaus nützlich erscheinen
lassen könnten.
Wie soll das alles enden?
Wenn die hier entwickelte Interpretation
der „Corona-Maßnahmen“ als qualitativ
neue Form des Weltkrieges ohne (atomare)
Waffen zutrifft, dann sollten sich daraus
gewisse Prognosen ableiten lassen.
Da stellt sich zunächst einmal die Frage,
wann der Krieg denn endlich enden
wird. Das kann lange dauern: Das kulturelle
Muster „Krieg“ schließt in der westlichen
Welt die historische Erscheinung
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