schaftler der Welt, Prof. John Ioannidis von
der Standford University, Daten gesammelt,
die darauf hinweisen, dass möglicherweise
die Durchseuchung der Bevölkerung mit
SARS-CoV-2 um ein Vielfaches höher ist,
als es bislang angenommen wird.
Prof. Dr. Kuhbandner von der Fakultät für
Humanwissenschaften der Universität Regensburg,
hat in einer bemerkenswerten
Reihe analytischer Zusammenfassungen
die aktuellen Zahlen und Trends bewertet.
Er schreibt am 03. Mai 2020 im Internetportal
des Heise-Verlags „Telepolis“ im vierten
Teil seiner Analyse:
„Eine der aktuellsten Studien stammt von
John Ioannidis, Gesundheitswissenschaftler
an der Standford University und einer der
bekanntesten Methodenexperten der medizinischen
Forschung. Basierend auf einem
Coronavirus-Antikörpertest an 3.300 Freiwilligen
in Santa Clara (Kalifornien) kommt
seine Forschergruppe zur Schätzung, dass
zwischen 2,49 Prozent und 4,16 Prozent der
Bevölkerung dort in Wirklichkeit infiziert waren
– das ist um das 50- bis 85-fache der
Zahl der dort laut den bisherigen Testungen
dokumentierten Fälle. Sollten diese Zahlen
stimmen, wäre die wahre Sterblichkeitsrate
in Santa Clara um das 50- bis 85-fache kleiner
als angesichts der bisher dokumentierten
Infektionen vermutet.
Die wahre Sterberate läge dann nur noch
zwischen 0,12 Prozent und 0,2 Prozent,
was in etwa der Sterberate beim Grippevirus
entsprechen würde. Interessanterweise
stimmt dies relativ gut mit den Ergebnissen
einer vergleichbaren Studie im Landkreis
Heinsberg überein, welche von Prof. Hendrik
Streeck vorab auf einer Pressekonferenz
veröffentlicht wurden. Dort wurde die Sterberate
bezogen auf die Gesamtzahl der Infizierten
auf ca. 0,37 Prozent geschätzt. Wichtig
ist aber anzumerken, dass beide Studien
noch nicht von Fachexperten begutachtet
sind und es im Vorfeld kritische Anmerkungen
gab, und dass offen ist, ob diese Ergebnisse
auch für andere Regionen gelten.
Allerdings kommen vergleichbare Befunde
aus Island, welches die Besonderheiten aufweist,
dass es das Land mit dem höchsten
Verhältnis der Anzahl der Tests in Relation
zur Bevölkerungsanzahl ist, und dass routinemäßig
Personen ohne Symptome getestet
wurden. Dort liegt die Sterblichkeitsrate
aktuell bei 0.57 Prozent. Und interessanterweise
wurde das sogar von Christian Drosten
von der Charité Anfang März noch so eingeschätzt.
Auf einer Pressekonferenz schätzte
er damals die Sterblichkeitsrate auf 0,3 bis
0,7 Prozent und ging sogar davon aus, dass
diese mit der weiteren Verbreitung des Virus
eher noch sinken würde.“
Journalistische Sorgfalt ist der Schlüssel für
die Aufbereitung der im Fluss befindlichen
Informationen. Das gilt umso mehr, als viele
Staaten ihren Bürgern die Ausübung ihrer
Grundrechte verbieten und die Gesellschaft
an den Rand des soziopsychologischen
und wirtschaftlichen Ruins bringen.
Wenn es Momente im Leben eines Journalisten
gibt, in denen sie oder er mit einer
maximalen Distanz zu den eigenen Vorurteilen
und Ängsten auf ein Thema schauen
sollte, dann sicher in einer Lage wie der aktuellen.
Sie tun aber exakt das Gegenteil.
Die Parlamente sind ausgeschaltet, wir werden
von einer Notstandsregierung regiert,
massiven Einschränkungen unterworfen
und daran gehindert, uns als Souverän zu
verhalten. Hypothetisch gab es zwei Instanzen
unserer Demokratie, die in einer Phase
von solch epochaler Bedeutung, die Vorgänge
im Blick haben müssen: Die Presse
und die Verfassungsgerichtsbarkeit. Denn
alle anderen Instanzen sind ausgeschaltet.
Kritischer Journalismus ist eben nicht die
unkritische Verlautbarungstätigkeit einer
PR-Agentur oder eines Pressesprechers.
Kritischer Journalismus hinterfragt die angebotenen
Informationen. Um wissenschaftliche
Informationen verstehen und
interpretieren zu können, ist es unumgänglich,
über tiefe Kenntnisse der jeweiligen
Materie zu verfügen. Der Deutsche Fachjournalistenverband
unterscheidet ganz
klar zwischen Allround-Journalisten und
Fachjournalisten. Während der Allround-
Journalist nacherzählt, zusammenfasst und
kommentiert, ist es die Aufgabe des Fachjournalisten,
zu analysieren, zu beschreiben,
zu erklären, zu interpretieren, zu beurteilen
und zu bewerten. Darüber hinaus
wird ein Fachjournalist im Wissenschaftsbereich
stets auch Belege für seine Interpretationen
liefern. Im Zuge der Corona-
Berichterstattung treffen wir aber in erster
Linie auf Informationswiedergabe und Kommentare
sowie in größerer Zahl emotionale
Erzählprosa, die das Schicksalhafte von individuellen
Situationen dramaturgisch überhöhen
und damit eine Flut von Unsachlichkeiten
über das Land ergießen.
Wer kontrolliert die
Notstandsregierung?
Ein zweites Phänomen, das sich in der Corona
Zeit offenbarte, ist der nahezu vollständige
und offenbar freiwillige Verzicht
der Medien auf die kritische Begleitung der
Notstandsregierung. Die Presse ließ die Corona
Kabinette ohne demokratische Legitimation
(!), weil ohne den parlamentarischen
Diskurs, mit Dekreten unter Ausschaltung
von Bundesrat und Bundestag und damit
der Bürgerinnen und Bürger durchregieren.
Als sei mit der Pandemie schlagartig die
Presse gleichgeschaltet worden, verwandelte
sich die journalistische Kritik in eine
fortan staatstragende Propagandamaschine,
deren Aufgabe es zu sein schien, „Abweichler“
auszumachen und publizistisch zu
verfolgen, bis sie mundtot sind.
Die Medien haben ohne Not darauf verzichtet,
die zahllosen Widersprüche zu behandeln,
in die sich Kanzlerin Merkel, Gesundheitsminister
Spahn, das RKI unter
Prof. Wieler, Prof. Drosten und seine Kollegen
verstrickten. Alles Drucken und Senden
und Posten diente nur einer Sache: „Bleibt
zu Hause! Nehmt den Verlust Eurer Freiheit
hin, nehmt den Verlust Eurer Arbeit hin,
nehmt den Verlust Eures Vermögens hin,
nehmt hin, dass Eure Eltern vereinsamen,
dass die geliebten Großeltern alleine sterben,
dass die Kinder traumatisiert sind!“
Dabei boten die Unregelmäßigkeiten in den
Erklärungen von Merkel, Spahn, RKI und
Drosten Futter für hunderte gute Geschichten
– doch war es offenkundig schöner, in
die pandemischen Gesänge einzusteigen
als der Welt den Spiegel hinzuhalten. Und
so werden wir in der Rückschau einen gewaltigen
Berg hochgradig eitler, selbstgefälliger,
angstschürender, unsachlicher, falscher
und nicht dokumentierter „Berichte“
lesen können und uns dann fragen, welche
Wirkung sie auf die Ereignisse hatten.
Und damit auch noch die letzte Ecke der
kommunikativen Freiheit gesäubert werden
konnte, wurden sogenannte „Faktenchecker“
beauftragt, auch noch dort zu verunglimpfen,
wo Menschen die letzte Enklave
des Austauschs nutzten: Im Internet. Natürlich
gibt es dort unfassbar viel Idiotie, Verschwörungstheorien
und dümmliche politische
Ansätze. Es ist aber auch der Ort der
Recherche in wissenschaftlichen Foren und
Datenbanken und der letzte Ort der Meinungsfreiheit.
Schließlich wurde die Versammlungsfreiheit
ausgeschaltet und die
Presse ließ keine abweichenden Meinungen
oder Fakten zu. Die Arbeit der vorgeblichen
„Faktenchecker“ wie correctiv richtete sich
aber gezielt gegen jene Informationsquellen,
die auf der Basis von Sachargumenten
darauf hinwiesen, dass die Maßnahmen
der Regierungen möglicherweise nicht angemessen
seien, weil die Gefahren falsch
eingeschätzt wurden. Im Fokus standen immer
jene, die besonders kluge und sachgerechte
Anmerkungen machten und über
117