re Verfehlung bewertet und im Strafgesetzbuch
sogar als Straftat. Der Begriff
„Corona-Leugner“ stellt also eine unbewusste
Assoziation zum Holocaust-Leugner
her. Der vielfach verwendete Begriff
„Corona-Leugner“ diskreditiert Menschen
mit abweichender Meinung zum
Thema: „Umgang mit der Corona Infektionskrankheit.“
Leider sind solche sprachlichen Manipulationen
im öffentlich-rechtlichen Rundfunk
derart üblich geworden, dass wir es
oftmals gar nicht merken, wenn wir nicht
dafür sensibilisiert wurden und nicht bewusst
darauf achten. Womöglich werden
diese Begriffe von Journalisten selbst oft
nicht mal bewusst verwendet. Sie werden
womöglich fahrlässig von Nachrichtenagenturen
oder aus Pressemitteilungen
übernommen. Da wir alle den öffentlich
rechtlichen Rundfunk mit unseren
Rundfunkbeiträgen zwangsweise finanzieren,
können wir den Anspruch erheben,
dass dort Sprache nicht manipulativ
eingesetzt wird, weder bewusst noch
unbewusst. Denn wie sagte Herr Söder
der bayerische Ministerpräsident, sinngemäß:
„Wer zahlt, sagt wo es lang geht.“
Zitat aus dem Radio-Bremen-Gesetz Artikel
3, Absatz 5: „Alle Nachrichten müssen
nach Inhalt, Stil und Wiedergabe
wahrheitsgetreu und sachlich sein. Bei
Nachrichtenübermittlung ist nur solches
Material zu benutzen, das aus Nachrichtenagenturen
und Quellen stammt, die in
Beurteilung und Wiedergabe einen objektiven
Standpunkt erkennen lassen. Ist
diese Gewähr nicht gegeben, so ist dies
unmissverständlich zum Ausdruck zu
bringen. Kommentare sind deutlich von
Nachrichten zu trennen und unter Nennung
der Verfasserin oder des Verfassers
als solche zu kennzeichnen. Wertende
und analysierende Einzelbeiträge haben
dem Gebot journalistischer Fairness
zu entsprechen.“
Wie kann Framing und andere Zuschauermanipulation
mit dem Artikel 3 des Radio
Bremen-Gesetzes in Einklang stehen?
Wer weist die Redaktionen in ihre
Schranken? Diese Funktion sollte der
Rundfunkrat übernehmen. Aber gerade
die aktuelle Corona-Krise macht wieder
überdeutlich, dass der Rundfunkrat
nicht einschreitet. Selbst wenn die Grenzen
allzu deutlich überschritten werden.
Die Kritik ist nicht neu und wurde im
Buch „Die Macht um Acht – Der Faktor
Tagesschau“ aus dem Jahr 2017 bereits
beschrieben und leider ist es seitdem
eher schlechter als besser geworden.
Die drei Autoren sind mit der Materie
bestens vertraut: Volker Bräutigam war
selbst zehn Jahre Redakteur bei der Tagesschau
und kennt die Spielregeln daher
als Insider. Der Jurist Friedhelm Klinkhammer
war 35 Jahre beim NDR, unter
anderem als IG-Medien Vertreter und Gesamtpersonalratsvorsitzender.
Der Dritte
ist der Journalist und Filmemacher Uli
Gellermann. Er analysiert auf seiner Website
Rationalgalerie seit Jahren angriffslustig
das Politik- und Mediengeschehen.
Außerdem hat er „Die Macht um Acht“
als regelmäßige Video-Kolumne in dem
freien Medium KenFM etabliert.
Die Autoren der „Macht um Acht“ haben
bei der ARD zwischen Mai 2014 und Februar
2017 über 100 fundierte Programmbeschwerden
eingebracht. In ihrem Buch
beleuchten sie 27 farbenfrohe Beispiele
und gehen auf beunruhigende Fehlstellen
und Mängel ein. Insbesondere bei
der Kriegsberichterstattung über Ex-Jugoslawien,
Afghanistan, Libyen, Syrien
und den Jemen. Es geht um die staatsnahe
Darstellung der Rolle der USA und
der Nato bei der Parteinahme für die Ukraine
und gegen Russland, bei der Schilderung
von Vorgängen in der Türkei oder
Brasilien. Auch Beiträge über Terrorismus,
über Flüchtlinge oder soziale Brennpunkte
im Lande werden unter die Lupe
genommen.
Regierungsfromm, tendenziös, defizitär,
agitatorisch, propagandistisch und desinformativ:
Die Autoren kommen in einem
Interview mit Marcus Klöckner für
Telepolis zu einem vernichtenden Urteil,
was die Fernsehberichterstattung
angeht. Von einigen Lichtblicken einmal
abgesehen, attestieren Klinkhammer und
Bräutigam den Öffentlich-rechtlichen eine
schwere Schlagseite im Hinblick auf
den Informationsauftrag, der den Sendern
eigentlich zukommt.
Sie verdeutlichen, dass sich der Qualitätsverlust
in der Berichterstattung an
der in den Nachrichten verwendeten
Sprache ablesen lässt: Wenn etwa von
"gemäßigten Rebellen", von "regierungstreuen
Kämpfern" oder von der "internationalen
Gemeinschaft" die Rede ist, erkennen
Klinkhammer und Bräutigam einen
Journalismus, der Partei ergreift und
Objektivität hinten anstellt.
Die Autoren attestieren die weitgehende
Wirkungslosigkeit ihrer Kritik und Programmbeschwerden.
Deshalb geht das
Autorentrio über die bisherigen Formen
der eher unverbindlichen Beispielsammlung
hinaus und prüft neben der zu analysierenden
Sendung auch die basisdemokratisch
klingenden Möglichkeiten der
kritischen Teilhabe der Zuschauer.
Die Zuschauer sollten sich förmlich beim
Rundfunkrat der jeweiligen Sendeanstalten
beschweren. Sendedatum und Uhrzeit
angeben, das Thema des Beitrags
und eine kurze Begründung, inwiefern ein
Verstoß gegen die Staatsvertragsregeln
oder des Landesmediengesetzes vorliegen
könnte. Denn ein Leserbrief wird
keine Beachtung finden, aber eine Programmbeschwerde
sorgt für einen gewissen
Aufwand im System.
FUNK unter falscher Flagge:
Dokumentationen und
Reportagen von Radio Bremen
Ein weiterer Missstand ist die Tatsache,
dass viel Programm gar nicht von den
Sendeanstalten selbst produziert wird,
sondern von externen Produktionsfirmen.
Auf der Webseite von Radio Bremen
heißt es „Radio Bremen für FUNK“.
FUNK ist die Internet-Sparte des öffentlich
rechtlichen Rundfunks. Radio Bremen
liefert laut Webseite unter anderem
folgende Inhalte an FUNK: Y-Kollektiv,
Rabiat, Wumms, Einigkeit & Rap & Freiheit,
produziert durch die private Sendefähig
GmbH mit den Geschäftsführern:
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