GEFAHR FÜR
DIE GESUNDHEIT
Die Schädlichkeit von Desinfektionsmitteln
Desinfektionsmittel sind aktuell fast überall in unserem Alltag präsent – beim Betreten von Geschäften und
Apotheken, beim Arzt und in der Schule, im Restaurant oder auch in der eigenen Handtasche und griffbereit
im Auto. Der Absatz von Desinfektionsmitteln war laut Statistischem Bundesamt (Destatis) Anfang März
2020 sogar um achtmal höher als im Durchschnitt des vorangegangenen Halbjahres. Auch Mitte Mai wurden mehr
als doppelt so viele Desinfektionsmittel in Deutschland verkauft.5
Allerdings warnte das Hamburger Umweltinstitut
bereits am 27. April 2020 in
einer Pressemitteilung vor den Gefahren
von Desinfektionsmitteln: „Viele der Inhaltsstoffe
von Desinfektionsmitteln sind
gesundheitsschädlich (krebserregend,
sensibilisierend, allergieauslösend, lungen,
leber- und nervenschädigend).
Dies gilt beim Einatmen des Nebels aus
Sprühflaschen und bei der Anwendung
auf der Haut. Zum Beispiel ist das verwendete
Isopropanol weitaus giftiger
als üblicher Trinkalkohol und auch Aldehyde
und Ketone, genauso wie zusätzliche
Prozess-Chemikalien und Duftstoffe,
weisen ein erhebliches Gesundheitsrisiko
auf. Durch die häufige Verwendung
dieser fettlösenden Mittel ergibt sich das
Problem, dass die Hautflora geschädigt
wird, sich Resistenzen der entsprechenden
Keime bilden können und Dermatosen
möglich sind.“ 2
Die Warnung des Hamburger Umweltinstituts
bezieht sich dabei ausschließlich
auf die übertriebene Verwendung von
Desinfektionsmitteln außerhalb des eigentlichen
medizinischen Bereichs. Jedoch
werden viele Desinfektionsmittel
angeboten, die keine antivirale Wirkung
haben können, da die Einwirkzeit bis zu
15 Minuten beträgt. Sodass sie gegen Viren
nur mehr als bedingt geeignet sind.2
Deshalb allerdings auf chemische Desinfektionsmittel
zurückzugreifen, die eigentlich
nur im medizinischen Bereich
verwendet werden und diese nun in Kindergärten,
Schulen, Arbeitsstätten oder
gar zu Hause einzusetzen, ist höchst problematisch,
da diese organischen Lösungsmittel
die Atemwege schädigen
und vor allem bei Menschen mit Vorerkrankungen
wie Asthma zusätzliche
Schäden verursachen können. Ergebnisse
einer Kohortenstudie der USA „Nurses’
Health Study II“, die am 18. Oktober
2019 im JAMA Network Open veröffentlicht
wurden, deuten außerdem
darauf hin, dass die regelmäßige Verwendung
von chemischen Desinfektionsmitteln
auch im medizinischen Gebrauch bei
Krankenschwestern ein Risikofaktor für
die Entwicklung der Chronisch obstruktiven
Lungenkrankheit COPD sein kann.
In der Studie wurde zwischen 2009 und
2015 die gesundheitliche Situation von
mehr als 100.000 Krankenschwestern
beobachtet, die noch in einem Pflegeberuf
tätig waren und 2009 keine Vorgeschichte
einer COPD hatten. Die Forscher
fanden dabei heraus, dass die berufliche
Exposition gegenüber mehreren
häufig verwendeten Reinigungsprodukten
wie Bleichmittel, Wasserstoffperoxid
und Alkohol mit einem um 25 bis 38 Prozent
höheren Risiko für die Entstehung
einer COPD verbunden ist.3
FREIVERKÄUFLICH
UND KREBSERREGEND
Um den Inhaltsstoffen freiverkäuflicher
Desinfektionsmittel auf die Spur zu kommen,
machte der WDR für die Sendung
„Markt“ (08.07.2020) eine Stichprobenuntersuchung,
bei der 12 Desinfektionsmittel
aus Drogerien, Haushaltsmärkten
und Online-Apotheken, die sowohl für
den Einsatz zur Handhygiene als auch zur
Flächendesinfektion geeignet sind, untersucht
wurden. Der renommierte Che-
Quellen:
(1) https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/markt/video-desinfektionsmittel--wie-schaedlich-sind-sie-tatsaechlich-100.html • (2) Hamburg, 27. April 2020, Pressemitteilung: Hamburger Umweltinstitut
warnt vor Gesundheitsgefahren durch Desinfektionsmittel Kontakt und weitere Informationen: Hamburger Umweltinstitut e.V., Trostbrücke 4, 20457 Hamburg, Tel: +49 (0)40 - 439 20 91, E-Mail: hui@
hamburger-umweltinst.org | http://www.hamburger-umweltinst.org • (3) https://medizindoc.de/chronisch-obstruktive-lungenerkrankung-copd-durch-reinigungs-und-desinfektionsmittel/ • (4) https://jamanetwork.
com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2753247 • (5) https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/05/PD20_178_61.html • (6) https://www.bfr.bund.de/cm/343/
sars-cov2-pandemie-einsatz-von-desinfektionsmitteln-im-privathaushalt-in-der-lebensmittelproduktion-und-im-lebensmitteleinzelhandel.pdf • (7) https://www.bzga.de/presse/pressemitteilungen/2020-
03-03-bzga-informationen-zum-neuartigen-coronavirus-fuer-bildungseinrichtungen/
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Victor Conradt