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DAS
MITLÄUFERSYNDROM
Aus Angst vor der entfesselten Macht des Staates redet
sich die Mehrheit der Bürger verzweifelt ein, dass es bei
den Corona-Maßnahmen mit rechten Dingen zugeht.
von Julia Weiss
„Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ heißt ein Romanzyklus von Marcel Proust. Heute sind wir auf der Suche
nach dem verlorenen Verstand. Nicht nur scheinen die Regierenden verrückt zu spielen – fast noch erstaunlicher
ist die Duldsamkeit, mit der wir Bürger uns unsere Freiheit und das Leben, das wir zuvor geführt haben, mir nichts,
dir nichts wegnehmen lassen. Viele kämpfen tapfer – allerdings nur gegen die wenigen Zweifler, die das Ganze
noch zu hinterfragen versuchen. Intellekt ist nicht einmal besonders hilfreich dabei, die oft haarsträubenden herrschenden
Corona-Narrative zu durchschauen – kluge Menschen reden sich ihre Feigheit nur auf subtilere Weise
schön. Und auch in ihrem Stolz fühlen sich die meisten durch die fortgesetzte Entwürdigung seitens „ihrer“ Obrigkeit
offenbar nicht verletzt. Es wirkt fast so, als hätten sie gar keinen. Die Autorin versucht, dem Rätsel des verlorenen
Widerstandsgeists auf die Spur zu kommen. Und sie gibt eine ebenso simple wie erschreckende Antwort.
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